Glyphosat für Zulieferer der Molkerei Goldsteig wieder erlaubt

Cham in der Oberpfalz
14.04.2022 - 17:26 Uhr
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Milchlieferanten der Chamer Molkerei dürfen ab sofort das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat wieder einsetzten. Für die Entscheidung wird Goldsteig vom Bund Naturschutz und Oberpfälzer Abgeordneten stark kritisiert.

Das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat darf ab sofort von Bauern der Molkerei Goldsteig wieder verwendet werden. Es steht unter Verdacht, krebserregend zu sein.

Die Chamer Molkerei Goldsteig hat ihren Milchzulieferern die Verwendung des Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat zur Futterproduktion ab sofort wieder erlaubt. Grund dafür sei die damit einhergehende Entlastung der Milchbauern angesichts hoher Futter- und Düngerpreise, wie es in einem Schreiben an die rund zweieinhalbtausend Milchzulieferer heißt. Das Schreiben liegt Oberpfalz-Medien vor. Für eine direkte Stellungnahme stand Geschäftsführer Andreas Kraus nicht zur Verfügung.

Zum einen sei der Ukraine-Krieg für die angespannte Lage auf den Futter- und Düngermärkten verantwortlich. Zum anderen Preissteigerungen wegen der Corona-Pandemie. Durch die Glyphosat-Erlaubnis sollen die Bauern ihre eigenen Futtererträge stärken.

Erst 2018 hatte Goldsteig groß verkündet, auf das möglicherwiese krebserregende Mittel Glyphosat zu verzichten. Dementsprechend kritisieren unter anderem die Oberpfälzer Grünen-Abgeordneten Tina Winklmann und Stefan Schmidt das Vorgehen der Molkerei. "Heimlich, still und leise und aus fadenscheinigen Gründen kommt die Rolle rückwärts und die Verbraucher erfahren nichts davon. Hier müssen wir klar von Verbrauchertäuschung sprechen", betont Winklmann.

Die Agrarreferentin Marion Ruppaner des Bund Naturschutz meint außerdem, dass der Einsatz von Glyphosat keine finanzielle Entlastung für die Zulieferer sei. Die Kosten für die mechanische Bewirtschaftung von Äckern decke sich mit den Kosten für das Pflanzenschutzmittel, erklärt sie in einer Stellungnahme des Bund Naturschutz. Außerdem wirke Glyphosat auf alle Grünpflanzen und zerstöre dadurch die Natur, Lebensräume und Nahrungsquellen für viele Tiere.

Zudem kritisiert der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern, Richard Mergner: „Statt die Landwirte, die in den letzten vier Jahren auch ohne Glyphosat zurechtkamen, wieder zu umweltschädlichem Verhalten zu animieren, könnte Goldsteig als wirkliche Unterstützung den Milchauszahlungspreis erhöhen."

Gegenüber dem BR erläutert der Goldsteig-Geschäftsführer Andreas Kraus, dass die geforderten Milchpreiserhöhungen nicht endlos auf dem Markt und beim Verbraucher durchsetzbar seien. Zudem gebe es Verträge und damit auch bindende Preisgarantien bei den Abnehmern. Außerdem sei die Erlaubnis des Unkrautvernichtungsmittels nur vorübergehend.

 
 

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