Im Rahmen der von der Staatsregierung angestoßenen Hightech-Agenda für Bayern (HTA) wird in Schwandorf ein weiteres Technologie-Transferzentrum (TTZ) entstehen. Es soll sich um Kreislaufwirtschaft kümmern und Forschungsergebnisse aus den regionalen Hochschulen in ortsansässige Unternehmen bringen. Das teilte Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) in einer Regierungserklärung vor dem Landtag mit. Insgesamt wird es in Bayern dann 45 TTZ geben. "Das ist ein klares Technologiebekenntnis für ganz Bayern", sagte Blume. Man verbinde damit Wissenschaft und Wirtschaft auf lokaler Ebene, um Arbeitsplätze zu schaffen und Wohlstand zu sichern.
Blume kündigte eine Ausweitung der HTA nach der Landtagswahl an. Zu den bisher schon bereitgestellten 3,5 Milliarden Euro sollen bis 2027 weitere zwei Milliarden kommen. "Wir lassen nicht nach, wir legen nach", sagte Blume. Ziel sei unter anderem der Aufbau einer Exzellenz-Universität von internationalem Rang in Nordbayern. Bislang sind nur die beiden Münchner Universitäten im Exzellenzrang. Als neue Forschungsschwerpunkte nannte Blume die Kernfusion, wo eine Demonstrationsanlage für laserinduzierte Fusion entstehen soll, der Bau eines in der Praxis nutzbaren Quantenrechners und die Entwicklung eines humanoiden Roboters, "der uns dient und nicht ersetzt". Auch den derzeit stillgelegten Forschungsreaktor in Garching will Blume mit dann niedrig angereichertem Uran wieder in Betrieb nehmen.
"Talentschmiede" Hochschule
Nach Blumes Bilanz zeigt die 2019 gestartete HTA bereits Erfolge. Die Mehrzahl der 1000 neuen Professuren sei besetzt, rund 60 Prozent der Lehrstuhlinhaber komme von außerhalb Bayerns. "Wir schaffen es, dass die besten Köpfe nach Bayern kommen", betonte Blume. Positiv bewertete er zudem, dass mehr als 80 Prozent der bayerischen Abiturienten zum Studieren im Freistaat blieben. Die Hochschulen seien damit eine "Talentschmiede" für das Land. Die HTA sei auch eine "technologische Unabhängigkeitserklärung". Mit eigener Spitzenforschung und der Nachwuchsausbildung sei man weniger auf Technologieimporte angewiesen. Begleitet werde die HTA von einer Bauoffensive an den Hochschulen. In dieser Legislaturperiode seien dafür 6,5 Milliarden Euro eingesetzt worden. "Wir klotzen in allen Regierungsbezirken", sagte Blume.
Die Opposition sah die Wissenschaftspolitik im Freistaat zu einseitig auf Hightech ausgerichtet. Angesichts der wachsenden ethischen Herausforderungen, die neue Technik wie Künstliche Intelligenz und Robotik mit sich bringe, sei dies kurzsichtig, meinte Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze. "Eine Vernachlässigung der Geistes- und Sozialwissenschaften kann sich eine Wissensgesellschaft wie unsere nicht leisten", sagte sie. Bayern müsse auch "Weltmarktführer" beim Klimaschutz werden. Zudem fehlten jenseits von Hightech Investitionen in die Infrastruktur der Hochschulen. Bei den Gebäuden gebe es einen Sanierungsstau von sieben Milliarden Euro, die Arbeitsbedingungen im akademischen Mittelbau seien weiter vielfach prekär, es fehle vielerorts an bezahlbarem Wohnraum für Studierende.
Zu Lasten kleinerer Hochschulen
Christian Flisek (SPD) erklärte, in der inzwischen dritten Regierungserklärung zur HTA seit 2019 sei "nichts substanziell Neues" enthalten. Grundsätzlich begrüße er die Hightech-Investitionen, er warnte aber vor einer weiteren Zentralisierung von Forschung und Wissenschaft in Bayern. "Das große Geld fließt in die Metropolregionen München und Nürnberg", bilanzierte er. Die gewünschte Internationalisierung dürfe nicht zu Lasten kleinerer Hochschulen in ländlichen Regionen gehen.
Dem widersprach Stephan Oetzinger (CSU). 80 Prozent der mit der HTA neu geschaffenen 13 000 Studienplätze entstünden außerhalb Münchens. Zusammen mit den TTZ sei dies eine "Chance für die junge Generation und die regionale Wirtschaft". Beispiele wie der an die OTH Amberg-Weiden angegliederte Technologiecampus zeigten, dass auch in den Regionen Bayerns Kooperationen entstünden und Startups ausgegründet würden.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.