Was der Astrophysiker, Wissenschaftsjournalist und Buchautor Harald Lesch seinem Publikum bot, war zunächst eine Lesung, die dann immer wieder auch zum wissenschaftlichen und gesellschaftskritischen freien Vortrag wurde. Spontanen Beifall lösten am Montag in der ausverkauften Buchhandlung Rupprecht die unterhaltsamen und komödiantischen Sequenzen aus - auch in verschiedensten Mundarten. Bevor Lesch aus seinem neuesten Buch „Was hat das Universum mit mir zu tun“ Auszüge vortrug, definierte er sein Wissenschaftsverständnis. Mit dem Satz „Ich bin mit Leib und Seele Wissenschaftler“ stellte er sich selbst vor. Der Rückzug von Wissenschaftlern („Wir sind doch nur Grundlagenforscher“) sei falsch.
Lesch hält es für notwendig, dass die schweigende Mehrheit in der Wissenschaft sich zu Wort meldet: „Geht doch raus auf den Marktplatz". Vor allem im Diskussionsteil des Abends schlüpfte Lesch besonders intensiv in die Rolle des engagierten Wissenschaftlers: „Am Klimawandel gibt es keine Zweifel in der Wissenschaft“. Er selbst könne nur vermuten, warum die Politik nicht auf die Wissenschaft hört. „Jeder von uns verbraucht jeden Tag 120 Kilowattstunden“. Im Katalog des Umweltbundesamtes seien seit Jahren regelmäßig die umweltschädlichen Subventionen aufgeführt: „Politiker müssen nur tun, was dort steht“. Auch würde eine Kerosinbesteuerung keinen einzigen Pendler belasten. Mit den Einnahmen könnte man auf allen Dächern öffentlicher Gebäude Photovoltaik-Anlagen installieren.
Unter Bezug auf Australien stellte Rösch fest „vielleicht wachen die Bundesbürger erst auf, wenn ihre Bäume abgefackelt sind“. Allerdings hält er die Stromleitungen von Norden nach Süden für erforderlich, denn Windräder wolle niemand und man könne auch nicht ausreichend viele Leute auf ein Ergometer setzen um Strom zu erzeugen. Die Raumfahrt müsse unbedingt in öffentlicher Hand bleiben.
Zahlreiche Vorschläge zur Energiewende, unter anderem den Bau solarthermischer Kraftwerke in der Wüste, formulierte Lesch. Wichtig sei vor allem „in eine Lernkurve zu kommen“. Im wissenschaftlichen und fast philosophischen Teil von Buchlesung und Vortrag ging es um die Entstehung des Universums und die Einordnung des Menschen darin. Die großen Planeten Jupiter und Saturn sorgen dafür, dass wir im „ruhigsten und langweiligsten Bereich der Milchstraße leben“.
Für Lesch sind Menschen „ein Teil des größtmöglichen schöpferischen Aktes, der sich offenbar seit 14 Milliarden Jahren vollzieht“. Alles was erfolgreich war, blieb erhalten. Naturgesetze würden auch ohne den Menschen existieren. Fast alle Vorgänge im Weltraum können zwischenzeitlich durch die Mathematik leicht berechnet werden. Mit Teleskopen kann man sogar unterschiedliche Zeiten beobachten. „Aber wir glauben, weil wir den Himmel berechnen können, können wir auch alles andere berechnen“. Natur auf der Erde sei nicht so einfach wie die Gesetze im Weltall. Für Lesch sind „lebendige Wesen hoch organisierte komplexe Netzstrukturen“, die sich selbst die Bedingungen schaffen, die sie zum Leben brauchen. Der Mensch ist zur „Selbstreflexion und Simulation“ imstande geworden und alle drei Zeitformen laufen in uns ab.
Lesch sieht die Menschen als Teil der Natur, aber sie stehen auch über der Natur, weil sie sich Grenzen setzen können, die nicht in der Natur zu finden sind. Und längst gibt es eine Distanz zwischen Alltag und der Natur. Aber „schon ein Blick auf unsere Umwelt verät, wie sehr wir die Natur verändert haben und unsere Lebensgrundlagen gefährden“. Mit dem Satz „ohne uns würden im Universum drei wichtige Dinge fehlen „Glaube, Hoffnung und Liebe“ endete der Vortrag.
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