Absolvent des Max-Reger-Gymnasiums sitzt jetzt im Wissenschaftsrat

Amberg
13.02.2023 - 10:50 Uhr

32 Mitglieder hat der sogenannte Wissenschaftsrat, der Bund und Länder berät. 24 davon sind tatsächlich Wissenschaftler. Einer dieser 24 ist in Amberg zur Schule gegangen und zum 1. Februar in das Gremium berufen worden: Wolfgang Lehner.

Professor Wolfgang Lehner wurde zum 1. Februar von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in den Wissenschaftsrat berufen.

Post vom Bundespräsidenten bekommt normalerweise, wer seinen 100. Geburtstag feiern kann. Professor Dr. Wolfgang Lehner ist aber erst 54 – und trotzdem hat ihm Frank-Walter Steinmeier geschrieben. Der Bundespräsident hat den Informatiker in den Wissenschaftsrat der Bundesrepublik berufen. Als einen von 24 Personen mit wissenschaftlichem Hintergrund in diesem 32-köpfigen Gremium, das Bund und Ländern als wichtiges Beratungsgremium in Fragen der Wissenschaftslandschaft dient.

Ein bisschen überrascht – gelinde gesagt – war Wolfgang Lehner, Professor für Informatik an der TU Dresden schon, als ihn der Ruf in den Wissenschaftsrat ereilt hat. "Es ist ja ein verstecktes Verfahren", so erklärt er am Telefon. Was heißt, dass man sich nicht bewerben kann, sondern vorgeschlagen wird. Beispielsweise von der Uni oder von einem anderen wissenschaftlichen Gremium, in dem man bereits tätig war. "Ich war ja zehn Jahre lang in der Deutschen Forschungsgemeinschaft aktiv. Von daher vermute ich, dass dort mein Name wohl schon über den Gang gewabert ist", sagt Wolfgang Lehner.

Von der Archäologie bis zur Zoologie

Doch was qualifiziert den Direktor des Instituts für Systemarchitektur an der Technischen Universität Dresden für diese Aufgabe? Tatsächlich ist Wolfgang Lehner eine international ausgewiesene Persönlichkeit im Bereich Daten-Management für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz. Und er ist einer, der diese auf den ersten Blick eher spröden Wissenschaftsdinge versucht, in die Gesellschaft hineinzutragen. Wie ist die Rolle der Informatik in der digitalisierten Gesellschaft? Wie die von "Open Science" und der Nachvollziehbarkeit von Forschungsergebnissen? Da wird es dann sehr praktisch und trifft den Kern der Aufgaben, die der Wissenschaftsrat behandelt. Grundsätzlich reicht die Bandbreite des Wissenschaftsrats aber von der Archäologie bis zur Zoologie. Ein weites und oftmals kaum zu überschauendes Feld.

Unter anderem evaluiert, also bewertet, das Gremium im Auftrag der Bundes- oder von Landesregierungen wissenschaftliche Einrichtungen von nationaler Bedeutung. Auf der anderen Seite steht der Wissenschaftsrat für Positionen in Fragen von schweren und oft eher unangenehmen Fragen zur Weiterentwicklung des Wissenschaftsstandorts Deutschland. Neben den sehr speziellen Fragen geht es dabei natürlich auch ums Geld. Um langfristige Finanzierungsstrukturen für wissenschaftliche Einrichtungen (Universitäten oder Fachhochschulen), um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Ein praktisches Beispiel, wie wichtig das ist, hat Wolfgang Lehner auch gleich zur Hand: Derzeit stehen die großen Institute aus dem Ausland gerade Schlange vor seiner Uni, um die Absolventen abzuwerben. "Ich sage meinen Doktoranden immer: Ihr könnt schon ins Ausland gehen – ihr müsst nur wiederkommen", kommentiert das Professor Lehner.

Vom MRG ins Silicon Valley

Wolfgang Lehner lebt und arbeitet übrigens gerne in Dresden, tapfer hat er in den vergangenen Jahren den Lockungen aus dem Ausland standgehalten. Regelmäßig ist er auch noch in Amberg, wo die Schwiegereltern leben, und wo er gerne auf der alten Bahnlinie Richtung Theuern joggt. Nach Amberg kommt er aber auch, um seinen alten Freundeskreis zu pflegen. Außerdem ruft einmal im Jahr das Bergfest – 2023 findet dort wieder das Treffen seines Abiturjahrgangs statt. Sein Abi hat Wolfgang Lehner am Max-Reger-Gymnasium gemacht. Die Kombination aus musikalischer Grundbildung mit einer "ausgezeichneten Ausbildung in Mathematik und Physik" war für ihn ein Glücksfall, wie er sagt. Kein Wunder, dass er nach dem Informatik-Studium in Erlangen samt Promotion und einer Station im Silicon Valley in den USA bereits mit 32 zum Professor an der TU Dresden berufen wurde – immerhin einer der deutschen Exzellenz-Universitäten.

 
 

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