„Als genossenschaftliche Molkerei haben wir großes Verständnis für die wirtschaftliche Lage der Milchbauern aufgrund der niedrigen Erlöse. Es liegt aber nicht in unserer Hand, die Situation zu ändern, dafür sind wir als Unternehmen einfach zu klein“, heißt es in dem Antwortschreiben, das der Bayernland-Geschäftsführer Michael Kleber den prostierenden Bauern übergab. Nach einer Woche waren sie wieder gekommen, um ihrem Unmut Luft zu machen.
Die Preise für Milchprodukte, so Kleber, würden in Deutschland von den wenigen Discountern bestimmt, die den Markt beherrschten. „Es ist knallharter Konkurrenzkampf“, sagt er. Eine Zusammenarbeit der Molkereien bei Preisverhandlungen gegenüber den Discountern, die zu einer stärkeren Verhandlungsposition führen würde, lehne das Kartellamt aus kartellrechtlichen Gründen ab.
Corona und Kurzarbeit
Der Amberger Produktionsstandort, der zur bayerischen Milchgenossenschaft Bayernland AG mit Sitz in Nürnberg gehört, leide derzeit auch noch unter den Auswirkungen der Corona-Krise, zitiert Kleber aus dem Schreiben. Weiter heißt es: „Wir haben zurzeit ganze Produktionsstrecken stillgelegt, viele unserer Mitarbeiter wurden auf Kurzarbeit umgestellt, was auf Dauer aber keine Lösung ist“. Hinzu kämen höhere Produktionskosten durch die coronabedingten Verschärfungen der Hygiene-Bestimmungen. „Wir haben überhaupt keinen Spielraum, schon gar nicht die geforderten 0,15 Euro“, steht im Antwortschreiben von Bayernland AG.
Für Helmut Graf und seine Mitstreiter ist diese Antwort „niederschmetternd“. „Wir lassen nicht locker, denn es geht um unsere Existenz“, betont der Kreisvorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. Die Landwirte würden dringend kurzfristige Lösungen brauchen, deswegen wenden sie sich nicht an die Politik, sondern direkt an die weiterverarbeitenden Betriebe.
Wirklich die Luft weg
Bereits im August 2020 hatten die Verbände und Organisationen der Landwirte im Milchdialog auf die aus ihrer Sicht „katastrophale Situation der tierhaltenden Betriebe“ hingewiesen. Als Resultat wurde ein gemeinsames Positionspapier für notwendige Schritte erstellt und vergangene Woche, genau zum offiziellen Faschingsbeginn am 11.11. um 11.11 Uhr, unter dem Motto „Schluss mit lustig – Uns geht die Luft aus“ den milchverarbeitenden Betrieben übergeben. Aufgrund der Stellungnahme von Bayernland AG ist nun zu befürchten, dass in der Region Amberg-Sulzbach einigen Milchbauern tatsächlich die Luft ausgeht.
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