Freihungerin Marina Duscher: Von der Köchin zur bundesbesten Auszubildenden als Verfahrensmechanikerin

Amberg
19.05.2023 - 17:46 Uhr
OnetzPlus

Mit 37 Jahren ist Marina Duscher Bundesbeste in ihrer Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin in der Steine- und Erdenindustrie geworden. Eine Auszeichnung, über die sich die Mutter von drei Kindern sehr freut.

Man ist nie zu alt, um noch einmal etwas Neues zu wagen. Das hat sich auch Marina Duscher aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach gedacht und vor vier Jahren ihre Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin in der Steine- und Erdenindustrie bei den Amberger Kaolinwerken begonnen. Und mit Bravour beendet. Am Montag, 15. Mai, wurde sie in Berlin als Bundesbeste in ihrem Ausbildungsberuf ausgezeichnet. Die bundesweit 216 Geehrten haben sich nach Angaben der IHK Regensburg unter knapp 300.000 Prüfungsteilnehmern durchgesetzt.

"Man rechnet davor nicht damit. Ich wusste zwar, dass ich nicht schlecht abgeschnitten hatte, aber dass ich so gut war, war mir nicht bewusst. Einfach Wahnsinn", sagt Duscher. Zuvor war die 37-Jährige gelernte Köchin. Da der Beruf nur schwer mit Familie und drei Kindern im Alter von 9, 13 und 15 Jahren zu vereinbaren gewesen sei, habe sie danach drei Jahre in der Altenpflege als Helferin in der Nachtschicht gearbeitet. Doch während dieser Zeit sei ihr bewusst geworden, dass sie etwas Handwerkliches machen möchte. Am liebsten im technischen Bereich.

Alle Hoffnungen übertroffen

Ihr Mann habe sie bei dem Wunsch, nochmal eine Ausbildung zu beginnen, unterstützt. "Er hat mir den Ausbildungsberuf Verfahrensmechaniker vorgeschlagen", sagt sie. Schnell habe sie gemerkt, dass dieser Beruf all ihre Hoffnungen übertraf. "Ich habe so viel in dieser Zeit gelernt. Während dieser drei Jahre habe ich in die unterschiedlichsten Bereiche der Firma Einblicke erhalten", sagt die dreifache Mutter.

Zu Beginn habe sie eine mechanische und elektronische Grundausbildung erhalten. Danach sei sie beispielsweise im Bereich der Kaolinveredelung, bei den Betriebsgeologen und dem Betriebslabor gewesen. "Ich habe so viele Interessen. Und viele meiner privaten Interessen finde ich auch in meinem Beruf wieder", sagt Duscher.

Es gibt unterschiedliche Fachrichtungen, in denen Verfahrensmechaniker in der Steine- und Erdenindustrie tätig sein können. Die Bundesbeste (und mehrmals Ausgezeichnete) arbeitet in der Fachrichtung Baustoffe. Zu ihren Aufgaben gehöre das Bedienen und Überwachen von Maschinen. "Die Besonderheit ist: Ich weiß nie, was passiert, wenn ich meine Schicht beginne", sagt sie. Denn die Anlagen würden auch nicht immer so laufen, wie sie es sich wünsche. "Wenn Störungen vorkommen, muss ich so schnell wie möglich reagieren und die Anlage wieder zum Laufen bringen", sagt die 37-Jährige.

Jetzt noch weiter fortbilden

Nach ihrem Erfolgserlebnis ist die dreifache Mutter noch einmal motivierter und möchte sich unbedingt weiterbilden. "Ich möchte nicht auf der Stufe stehen bleiben, auf der ich mich jetzt befinde", sagt sie. Sich fortzubilden gehöre für sie dazu, und es eröffne neue Möglichkeiten. Doch erst einmal wolle sie bei ihrem jetzigen Arbeitgeber bleiben, denn der Beruf passe gut zu ihr. Für die Ehrungen habe Duscher zusätzliche freie Tage erhalten. "Es war wirklich großartig für mich in Berlin zu sein. Und eine von denen zu sein, die auf die Bühne gehen durfte und dort eine Urkunde in Empfang nimmt", sagt sie und ist dankbar dafür, dass ihr Arbeitgeber das ermöglichte.

Manchmal sei die Ausbildung jedoch eine Herausforderung gewesen. Das sei weniger an den Ausbildungsinhalten als an den Umständen gelegen. "Da während der Pandemie sowohl meine Berufsschule auf Homeschooling umgestellt hat, als auch die meiner drei Kinder, war es oft nicht leicht, sich auf meine Lerninhalte zu konzentrieren", sagt die 37-Jährige. Oftmals habe sie ihren Unterricht etwas schleifen lassen müssen, um ihren Kindern zu helfen. "Doch ich habe es trotz allem geschafft."

Tirschenreuth17.05.2023
Hintergrund:

Fachrichtungen der Ausbildung zur Verfahrensmechanikerin

  • Baustoffe: Bedienen und Überwachen von Maschinen, Entnahme von Mineralproben
  • Transportbeton: Planen und Kalkulieren von Zement, Kalk, Sand, Kies, Zusatzstoffen und nach Bedarf Wasser
  • Faserzement und Gipsplatten: Überwachen des Mischvorgangs, Wiegen von Feststoffen und Wasserzugabe
  • Porenbeton und Kalksandsteine: Überwachen des Mischvorgangs, Wiegen von Feststoffen und Wasserzugabe
  • Vorgefertigte Betonerzeugnisse: Überwachen der Herstellung von Frischbeton

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.