Ganztagsbetreuung und die Frage: Wie viel Standard muss sein?

Amberg
23.09.2022 - 12:10 Uhr
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Die Ganztagsbetreuung an den Amberger Schulen ist eine große Aufgabe. Steigende Preise auf dem Bausektor machen die Planungen der Erweiterungsbauten nicht einfacher. Im Gegenteil. Das wirft Fragen zu den Baustandards auf.

Ab 2026 soll jedes Kind, das in die erste Klasse kommt, einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung haben. Das hat die Bundesregierung vor einem Jahr so beschlossen. Ab 2029 soll der Anspruch sogar für jedes Grundschulkind gelten. Aktuell würden etwa die Hälfte aller Grundschulkinder das Ganztagsangebot nutzen, ausgegangen wird aber von einem deutlich höheren Bedarf von schätzungsweise 75 bis 80 Prozent, heißt es aus dem Bundesfamilienministerium. In der Folge müssen in den Schulen vor Ort die räumlichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden. In Zeiten von steigenden Energiepreisen, Materialengpässen und explodierenden Baupreisen geht das nicht ohne Probleme. Beispiel Ammersricht.

Kosten explodieren

Als mit den Planungen für den Erweiterungsbau für die Mittags- und Ganztagsbetreuung an der Schule in Ammersricht begonnen wurde, lagen die Kosten dafür bei 3,7 Millionen Euro. Das war vor Corona und vor den Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Trotz Optimierungen stiegen die Kosten für diesen Bau stetig. Die Prognose liegt mittlerweile bei 4,73 Millionen Euro, wenn im ersten Quartal des kommenden Jahres mit dem Bau begonnen wird. Am Donnerstag mussten die Mitglieder des Hauptausschusses über die Bereitstellung der Mittel abstimmen, um die Ausschreibungen starten zu können, sie taten das auch einstimmig, jedoch nicht ohne vorher ausgiebig zu diskutieren. Während die Planungen für die Schule Ammersricht schon weit fortgeschritten sind, steht eine ähnliche Maßnahme für die Dreifaltigkeitsschule noch einen Schritt dahinter und für die Max-Josef-Schule noch ganz am Anfang. Dieter Mußemann (CSU) warf in diesem Zusammenhang die grundsätzliche Frage auf, ob in Zeiten knapper Kassen immer ein "hoher Standard" sein muss. "Bei Dreifaltigkeit verbauen wir über sechs Millionen Euro bei um die 600 Quadratmeter Nutzfläche. Ist das wirklich heute der Preis, dass wir 10.000 Euro für einen Quadratmeter bebaute Fläche benötigen?" Er nannte die Außenanlagen mit 13,8 Prozent Anteil an der Bausumme als Beispiel: "Ist das wieder so ein horrender Ansatz der dann wieder zu solchen völlig überdimensionierten Treppenanlagen wie bei der Realschule führt?"

Was kostet ein Quadratmeter Schule?

Er forderte eine Auflistung der Kostenoptimierung für Ammersricht und Dreifaltigkeit bis zur Stadtratssitzung , "damit wir sehen, dass wir das absolut notwendige bauen und nicht das wünschenswerte". Mußemann war der Meinung, dass es sinnvoll wäre, sich aus dem Statistischen Landesamt Vergleichswerte liefern zu lassen: Was kostet ein Quadratmeter Schule? "Pauschal zu sagen, es kostet 30 Prozent mehr, müssen wir in Frage stellen." Auch Christian Schafbauer (CSU) bezeichnete die Kosten als "enorm". "Der Bau ist nicht günstig, aber je länger wir warten, desto teurer wird es."

Stephan Hofmann vom Bauamt der Stadt Amberg merkte an, dass sich seit Corona die Preise so erhöht hätten, "dass man nicht mehr hinterherkommt". Der Kostenrichtwert würde immer von den letzten abgeschlossenen Maßnahmen ausgehen. "Der hinkt jetzt hinterher." Und er verteidigte die Prognosen: "Es heißt nicht, dass es so teuer wird." Wenn Geld übrig bleiben sollte sei es bei der Ausschreibung für Generalunternehmerleistungen (GU) auch möglich, die Mittel wieder anderweitig zu verteilen. "Wir haben nach besten Wissen und Gewissen eine Kostenprognose angenommen, die zutreffen könnte." OB Michael Cerny schlug vor, eine Arbeitsgruppe zu gründen, in der alle Details in den Planungen und Ausschreibungen besprochen würden. Am Ende wurden zum Thema Ganztag nicht nur die Schule Ammersricht, sondern auch die Förderantragstellung für die Erweiterung der Dreifaltigkeitsschule sowie der Startschuss (Beauftragung der Planung) an der Max-Josef-Schule einstimmig vom Gremium abgesegnet.

Info:

Geschätzte Kosten der Erweiterunsbauten

  • Ganztagsschule Ammersricht: 4,74 Millionen Euro (Baubeginn voraussichtlich Juni 2023)
  • Ganztagsschule Dreifaltigkeit: 6,36 Millionen Euro (Baubeginn voraussichtlich August 2023)
  • Ganztagsschule Max-Josef-Schule: 7,75 Millionen Euro (Baubeginn voraussichtlich 2025)
 
 

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