Neuer Vandalismus auf Ambergs Mariahilfberg? Nein, trotz geköpftem Apostel

Amberg
31.03.2023 - 12:39 Uhr
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Kurz vor Ostern Freud und Leid am Mariahilfberg: in Form von neuen Holzskulpturen im Wald, aber auch mit einem Apostel Johannes, der in der Kreuzigungsgruppe nicht mehr an der Seite seines Herrn steht, sondern am Boden liegt - geköpft!

Erst am Montag hat die Amberger Zeitung über einen echten Fall von Vandalismus an einem Marien-Marterl im Bergwald nahe des Jesuitenbrünnerls berichtet. Ein unbekannter Täter hatte die Scheibe und den Türrahmen eines verglasten Holzkästchens eingeschlagen, das eine Madonnenfigur mit Jesuskind schützt und an einer Eiche hängt. Schon darüber breitete sich Entsetzen und Wut vieler Spaziergänger aus, die an dem Kleinod vorbeikommen und gerne zu einem Gebet innehalten, das dort unter der Statue auf einem Schild ebenfalls angebracht ist.

Als dieser Artikel in der AZ erschien, erreichte die Redaktion sofort die Mitteilung eines Lesers, dass an einer anderen Stelle im Wald ein wohl noch viel schlimmerer Fall von Rowdytum, ja vielleicht sogar eine Schändung einer christlichen Symbolstätte vorliege. Gemeint ist die Darstellung von Jesu Kreuzigung mit drei großen Holzkruzifixen hinter dem Forsthaus. Dort am Waldweg, der Richtung Triftweg führt, nahe dem beliebten "Aussichts-Schwammerl" gehören auch zwei fast mannshohe Sandsteinfiguren zur Golgota-Szenerie: Maria und Jesu liebster Jünger Johannes, der normalerweise zum Christus-Corpus am Kreuz schaut. Seit einigen Wochen jedoch liegt der Körper des Apostels auf dem Waldboden - ohne Kopf, der inzwischen sogar fehlt. Ein besonders schändlicher Fall von Vandalismus?

Nicht nur Gutes kommt von oben

Weit gefehlt, sagt Franz Mertel, der Kirchenpfleger der Mariahilfberg-Stiftung, die sich um die Kreuzigungsgruppe hier kümmert und gerne die Gelegenheit zur Aufklärung nutzt, was wirklich passiert ist: Es war sozusagen ein Naturereignis, das den heiligen Johannes so schwer lädierte. Bereits im Februar hatte es an einem Wintertag so stark geschneit, dass die große Astgabel eines Baumes hinter der Figur die Schneelast nicht mehr tragen konnte. Sie brach mitsamt mehreren Verzweigungen ab und fiel auf die Johannes-Skulptur, die durch diesen Schlag umstürzte.

Entweder bereits beim Aufprall des mehr als armdicken Gehölzes auf Johannes' Schädel oder spätestens beim Aufschlag am Boden gab der Sandstein-Nacken der Figur nach und der Kopf rollte einen Meter davon. Als die Kirchenstiftung das bemerkt hatte, stellte sie gleich mal das Haupt des Heiligen sicher, um es möglichst wieder anbringen und die Figur erneut aufstellen zu lassen. Doch der steinerne Körper ist laut Mertel einige hundert Kilo schwer und muss maschinell wieder aufgerichtet werden. Parallel laufe derzeit die Klärung, ob sich die Figur aus dem empfindlichen Sandstein überhaupt reparieren, also der Kopf wieder sicher aufsetzen lässt.

Johannes stellt sich dem Schicksal

Insofern also Entwarnung, dass hier keine üble Schändung eines Denkmals auf dem Mariahilfberg vorliegt, sondern ein im doppelten Wortsinn unglücklicher Fall von oben. Der musste ausgerechnet dem heiligen Johannes passieren, der doch immer voll Vertrauen nach oben geschaut hat zu seinem Herrn am Kreuz. Vielleicht hat er sich gerade deshalb seinem Schicksal so tapfer gestellt, wie es Jesus einst tat.

Aber kommen wir zu erfreulicheren Veränderungen am Mariahilfberg, die auch mit Skulpturen zu tun haben. Holzbildhauer Karl-Heinz Stoiber hat wieder seine Handschrift an einigen Stämmen hinterlassen - sehr zur Freude vieler Waldbesucher: Er schlug unter anderem ein Eulen- und ein Uhu-Motiv aus zwei Massivhölzern, die nun den Fußweg vom Jesuitenbrünnerl in Richtung Raigering bewachen. Eine nicht mehr zu rettende, vom Forstamt bereits auf zweieinhalb Meter abgeschnittene Buche verzierte er ferner mit einem beeindruckenden Gesicht, das an den Lieben Gott erinnert.

Skulpturen beliebte Anlaufstellen

Das passt natürlich gut zum heiligen Berg, auf dem auch an anderer Stelle schon Werke des Motorsägen- und Carving-Künstlers aus Gailoh stehen: zum Beispiel zwischen der Loreto-Kapelle und der Lindenallee ein Mönch und eine Marien-Darstellung. Solche Stellen, manches Marterl und der Franziskusweg mit seinen Installationen sind es, die den Bergwald liebenswert machen.

Auch das Aussichts-Schwammerl und die Kreuzigungsgruppe zählen dazu, wobei Letztere vielleicht sogar ein neuer Pilgerort für Spaziergänger wird, weil unser Johannes hier seinen vom Himmel kommenden Märtyrertod erlitten hat - oder wiederaufersteht, wenn er repariert werden kann. Schließlich bedeutet Golgota ja die "Schädelstätte".

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Amberg26.03.2023
 
 

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