Notarztstudie stellt Nachtdienst am Standort Hirschau in Frage

Amberg
07.12.2022 - 15:50 Uhr
OnetzPlus

Es ist nur ein Planungsszenario, doch die Ergebnisse der Notarztstudie lassen aufhorchen: Bayernweit könnten 30 Notarztstandorte gestrichen und 20 lediglich tagsüber besetzt werden. Davon betroffen ist auch Hirschau.

Für den Zweckverband Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Amberg war die Sitzung am Mittwoch im Saal der Stadtwerke fast schon historisch. Die Fusionierung des ZRF Amberg mit dem ZRF Nordoberpfalz schreitet voran und liegt laut kommissarischer ZRF-Leiterin Katja Sonnauer im Zeitplan. Bereits vor einem Jahr war beschlossen worden, aus den beiden Leitstellen eine zu machen. Sie wird Integrierte Leitstelle Oberpfalz-Nord heißen und ihre Betriebsstätten in Amberg und Weiden haben, so Sonnauer. Der bisherige Geschäftsleiter Stefan Neppl wurde noch einmal offiziell vom Schwandorfer Landrat Thomas Ebeling verabschiedet. Neppl bezeichnete die Fusionierung als "genau der richtige Weg". Sein neuer Wirkungskreis sieht unter anderem vor, die Telenotarzt-Standorte im gesamten ostbayerischen Raum aufzubauen, darunter auch in Amberg.

Immer weniger Notärzte

Auf die Telenotarzt-Standorte stützt sich auch die Notarztstudie 2021, die Dr. Florian Niedermirtl dem Gremium vorstellte. Die Notarztstudie wurde aufgrund von steigenden Ausfallzeiten und dem Rückgang der personellen Beteiligung im Auftrag des Innenministeriums erstellt und soll einerseits eine Bestandsaufnahme über den Notarztdienst in Bayern bezüglich verschiedener Parameter wie beispielsweise Durchschnittsalter der Notärzte oder Flächenabdeckung aufzeigen. Andererseits sollen alle Gemeinden von einer besseren Erreichbarkeit profitieren. Dies soll durch die taktisch günstigere Neupositionierung von Standorten sowie die Abgabe von Notarzteinsätzen an das künftige Telenotarztsystem erreicht werden. "97 Prozent aller Notarzteinsätze in 2019 waren durch mindestens 2 Standorte innerhalb von 20 Minuten erreichbar."

In dem Planungsszenario wurde deutlich, dass von den 229 Notarztstandorten 30 gestrichen und 20 lediglich tagsüber besetzt werden sollen. Darunter wäre auch der Standort Hirschau, so Niedermirtl, der laut Studie dann nur noch von 8 bis 20 Uhr erreichbar wäre. Doch diese Überlegungen existieren bislang nur auf dem Reißbrett. 92 Notarztstandorte wurden im Planungsszenario so übernommen. Im Rettungsdienstbezirk Amberg wären demnach Amberg und Schwandorf weiterhin Notarztstandorte. Voraussetzung dafür ist allerdings die bayernweite Einführung des Telenotarztes, der laut Planung dann mindestens 20 Prozent des notärztlichen Einsatzaufkommens übernehmen soll. "Alles kann, wahrscheinlich muss nichts und vor allem nicht vor Etablierung des Telenotarztes", vermutete Niedermirtl.

Besonders wenig Notärztinnen

Was den Ist-Zustand des Notarztdienstes betrifft, so lieferte die Studie Erkenntnisse über viele Probleme. Die Ausfallzeiten würden immer mehr, die Altersverteilung ist nicht ausgeglichen. "Ältere machen durchschnittlich mehr Dienste", zitierte der Mediziner die Studie. Und der Bereich "Gender" wurde sogar von Amberg angeführt - im negativen Sinne. Hier machen bayernweit am wenigsten Frauen Notarztdienst.

In der Sitzung wurden auch die Einsatzzahlen aus der Integrierten Leitstelle (ILS) Amberg vorgestellt. Insgesamt wurden bis Ende November knapp 46.000 Einsätze (2021: 43.000) registriert, davon waren rund 21.000 Krankentransporte und etwa 25.000 Notfallrettungen. Die Feuerwehr rückte zu 1083 Einsätzen aus, davon wurden 453 durch Brandmeldeanlagen ausgelöst. In der Rubrik "Technische Hilfe" wurden knapp 3000 Einsätze registriert, davon entfielen 867 auf den Bereich der First Responder.

Info:

Zahlen zum Notarzt-Standort Hirschau

  • 2020: insgesamt 913 Einsätze, davon 315 zwischen 19 und 7 Uhr (0,8 Einsätze pro Nacht)
  • 2021: insgesamt 885 Einsätze, davon 355 zwischen 19 und 7 Uhr (1 Einsatz pro Nacht)
  • 2022: bisher 579 Einsätze, davon 236 zwischen 19 und 7 Uhr (0,9 Einsätze pro Nacht)
 
 

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