Erst im vergangenen Jahr hat Ambergs Entwicklungshilfeorganisation im rund 100 Kilometer entfernten Bassar ein komplett neues Gebäude für den Betrieb einer Realschule errichtet: Im Januar wurde die Dr.-Luppa-Schule, benannt nach dem Spender-Verein und seinem Gründer, offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Vorsitzender Ulrich Siebenbürger und eine Besucherdelegation aus der Oberpfalz erlebten eine bunte Einweihungsfeier und vor allem die Dankbarkeit der Menschen für diese Chance.
Statt Unterricht unter Bäumen
Im Grunde ist es sogar mehr als das: Es ist ein Signal der Hoffnung, dass die armen Länder Westafrikas nicht vergessen sind und Hilfe aus dem Ausland erhalten. Wenn schon ihr Staat nicht in der Lage ist, für viele Grundbedürfnisse und Rechte seiner Bürger zu sorgen. Gerade in den entlegenen Orten auf dem Land mühen sich die Menschen zwar redlich um Bildung. Aber vielerorts findet der Schulbetrieb unter Bäumen ohne Gebäude, Tische, Stühle und manchmal sogar ohne Bücher statt.
In Tindjassi ist die Situation ähnlich, wie Siebenbürger und seine Mitstreiter zu Jahresbeginn vor Ort feststellten. Die Kunde von der neuen Dr.-Luppa-Realschule war bis in die gut 100 Kilometer entfernte Grenzstadt gedrungen. Nicht ganz von ungefähr, sondern durch die Beziehung von David Djore Dare dahin. Der gebürtige Togolese, der in den 1990er-Jahren als Asylbewerber nach Deutschland kam, sich hier gut integrierte und sesshaft wurde, lebte einst einige Jahre in Tindjassi. Man hat ihn dort in guter Erinnerung behalten und kontaktierte ihn rasch, als David in seinem späteren Heimatort Bassar den Bau der Dr.-Luppa-Schule betreute. Der gebürtige Togolese ist selbst vom Fach, hat bei der großen Neumarkter Baufirma Max Bögl seit langem ein gute Anstellung und eignete sich damit und mit seiner Kenntnis von Land und Leuten bestens für die Begleitung der Maßnahme von Anfang bis Ende.
Ein Gymnasium für 135 000 Euro
In gleicher engagierter Weise ist der 48-Jährige seit Mitte des Jahres dabei, ein praktisch identisches Gebäude wie in Bassar auch in Tindjassi errichten zu lassen. Ein Gymnasium mit ebenfalls drei Klassen- plus Funktionsräumen für insgesamt rund 200 Schüler soll dort einziehen. Die Lehrer und den Unterricht gibt es bereits, allerdings in einem ungeeigneten alten UN-Lager ohne Fenster und Belüftung. Ein untragbarer Zustand, für den die Projekthilfe rasch ein Herz entwickelte und sich zum Bau eines neuen Schulhauses für mindestens 135 000 Euro entschloss.
In Bassar, wo es auch eine Küche, Bäckerei und einen Garten zur Eigenversorgung gibt, standen am Ende gar rund 160 000 Euro zu Buche. Eine Investition, die laut Siebenbürger aus Spenden finanziert wird, die die Projekthilfe aufgrund ihres guten Rufs und ihrer verlässlichen Arbeit - auch in anderen Ländern, zum Beispiel auf den Philippinen als weiterem Schwerpunktland - seit 55 Jahren dankenswerter Weise bekomme.
Die Freude in Tindjassi über den Gymnasiumsbau ist nach Auskunft von David Djore Dare riesig, Reaktionen reichten von „baff bis euphorisch“. Das liege daran, dass dieser abgelegene 20 000-Einwohner-Ort schon die Hoffnung aufgegeben hatte, an seiner perspektivlosen Situation je etwas ändern zu können. Jetzt habe die Hilfe aus Amberg diese „Verzweiflung“ beendet. Was laut David nicht nur den beschriebenen Lichtblick bringt, sondern auch das Risiko reduziert, dass sich aus diesem Teil des Landes junge Menschen auf die lebensgefährliche Flucht übers Mittelmeer nach Europa machen. In Tindjassi wirke dieser Vorteil sogar für die angrenzenden Nachbarstaaten mit, weil viele von dort aus Furcht vor Konflikten im eigenen Land in die togolesische Grenzeregion flüchten. Wer die Arbeit von Ambergs Entwicklungshilfeverein unterstützen will, kann dafür spenden: Für Afrika ist das unter dem Stichwort Togo, für die Philippinen ebenfalls unter dem Ländernamen möglich aufs Konto der Projekthilfe Dr. Luppa (Iban: DE05 7525 0000 0190 0200 08) bei der Sparkasse Amberg-Sulzbach.
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