Die Welt blickt ins Vereinigte Königreich, das Abschied nimmt von seiner Königin, die 70 Jahre auf dem Thron war und am Donnerstag 96-jährig auf ihrem schottischen Landsitz Balmoral verstarb. Stefanie Lenz aus Amberg hat am Wochenende das Vereinigte Königreich, vereint in Trauer um Queen Elizabeth II., live in London erlebt. Angekommen ist Lenz am Donnerstag und damit an jenem Tag, an dem die Queen starb. Hautnah bekam sie mit, wie gedrückt die Stimmung in der sonst so quirligen Metropole plötzlich war. Das ganze Wochenende über sah sie Menschen mit Blumen auf dem Weg zum Buckingham Palace. Sie selbst war am Freitagmittag vor dem Palast. „Unfassbar viel los“ sei dort gewesen, die Schlange derer, die Blumen ablegen wollten, „irre lang“. Die Menschen mussten stundenlang anstehen.
In der Stadt seien auf überdimensionalen Werbeanzeigen Porträts der Königin zu sehen gewesen, im Hardrock-Café sei am Freitagabend keinerlei Musik gespielt worden. „Das war alles schon sehr beeindruckend“, sagt die Wild-Vaitl-Wirtin über ihr London-Wochenende. Überrascht war sie, wie viele junge Leute trauerten, „manche waren total fertig“.
Landrat traf Charles in Berlin
Den neuen britischen König Charles hat Landrat Richard Reisinger im November 2020 am Rande einer Gedenkveranstaltung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Volkstrauertag im Bundestag getroffen. Reisinger, der Vizepräsident des Volksbunds ist, erinnert sich an die „weltmännische Rede“, die Charles in Berlin gehalten hatte. „Man spürte sofort seine Erfahrung und sein diplomatisches Geschick“, so Reisinger, der überzeugt ist, dass der neue Monarch das fortführen werde, wofür die Queen gestanden habe: Kontinuität, Disziplin und Fleiß. Gleichwohl geht Reisinger davon aus, dass der neue Regent die Monarchie modernisieren wird. „Sehr sympathisch“ findet Reisinger auch dessen langjährigen „Hang zur Nachhaltigkeit, zum Schutz der Umwelt und der Artenvielfalt“.
Auf dieses langjährige Engagement als Prinz von Wales ist auch dessen Verwandter, Eduard Prinz von Askanien-Anhalt und Herzog von Sachsen, stolz. Als „Naturfreund“ sei Charles Schirmherr des Wörlitzer Englischen Gartens, „den mein Vorfahre Fürst Franz im 18. Jahrhundert als ersten englischen Garten auf dem europäischen Kontinent bauen ließ“.
Anhalt-Askanien war 2019 in Amberg, als Schirmherr des von der Kurfürstlichen Schlosswache organisierten Lagerlebens zum Welttheater. Sein Vorfahr Fürst Christian von Anhalt war ab 1595 Statthalter der Oberpfalz des späteren Winterkönigs Friedrich V. Der 80-Jährige ist aber auch ein Cousin des neuen britischen Königs. „Seit Tagen hatten ich und meine englischen Freunde den Tod der seit dem Verlust ihres Ehemanns Herzog Philip immer gebeugteren Königin erwartet“, schildert der Adelige. Dass die Queen „aber nur wenige Stunden nach dem Empfang der neuen Premierministerin einschlafen würde“, sei dann doch „wie ein Schock“ gewesen. „Ich muss gestehen, dass ich zum ersten Mal seit dem Tod meiner Mutter geheult habe“, so Anhalt-Askanien.
Die Bedeutung von Elizabeth II. werde erst jetzt nach ihrem Tod richtig sichtbar: „Ihr weises Wirken als Führerin des Staates, als Vertreterin einer funktionierenden Demokratie, gepaart mit ihrer Menschlichkeit, die tief in jede englische Familie hineinwirkte.“ An seine letzte Begegnung mit der Monarchin erinnert er sich noch gut: „Der Königin stand ich zum letzten Mal beim 70. Geburtstag des Prinzen von Wales in Buckingham gegenüber, habe gelächelt und mich verbeugt.“
Als Prince of Wales und Thronfolger habe Charles jahrzehntelang das Haus Windsor und die Königin vertreten. „Er hat mit Sicherheit viel von ihr gelernt. In ihre Fußstapfen wird er trotzdem nicht treten.“ Der Chef des Hauses Anhalt-Askanien verweist auf den Prince’s Trust, in dem auch er Mitglied ist: Damit habe Charles zehntausend ärmeren jungen Menschen zu Studium und Existenzgründung verholfen. Und lange, bevor sich größere Interessensgruppen zusammengefunden und begonnen hätten, um die Umwelt zu kämpfen, habe sich der jetzige König für den Erhalt einer sauberen Erde eingesetzt – und sei dafür verspottet worden, er würde mit Pflanzen reden.
Zusammenhalt im Königreich
Wie es mit dem Vereinigten Königreich und dem Commonwealth of Nations weitergehen wird, auch dazu hat Anhalt-Askanien eine klare Meinung. Nach dem Thronwechsel treffen "eine neue Premierministerin, die sich hüten wird, in die Fußstapfen von Boris Johnson zu treten, und ein König, der weiß, auf welch kluge Art und Weise seine Mutter den Staat unter 15 Premierministern zusammengehalten hat“, aufeinander. Anhalt-Askanien geht davon auf, dass die „Murdoch-Presse“ gegen Charles und die Monarchie schießen werde, „aber die klare Mehrheit des englischen Volkes wird sich nicht davon beeinflussen lassen“. Anders im Commonwealth: Mit Sicherheit werden sich einige Länder aus der Gemeinschaft verabschieden, glaubt der Adelige.
Staatsoberhäupter aus aller Welt werden für Montag, 19. September, zum Staatsbegräbnis für Elizabeth II. in London erwartet. Anhalt-Askanien, der nach eigenen Angaben bereits kondoliert hat, wird trotz Einladung nicht zur Beisetzung anreisen: „Für mich, einen Mann von 80 Jahren, wäre der Trubel einfach zu groß.“
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