Besser hätte das Wetter nicht sein können. Strahlender Sonnenschein, kein Wölkchen am Himmel. Corona-Beschränkungen gab es auch nicht mehr. Am Pfingstwochenende aber waren noch nicht ganz so viele Besucher auf der Dult in Amberg, wie sich das der neue Vorsitzende der Marktkaufleute und Schausteller im Bezirk Weiden-Amberg, Jan Marco Müllner aus Kümmersbruck, gewünscht hätte: "Das hat sich aber im Laufe der Woche wieder gegeben."
Der Kindertag am Mittwoch sei sehr umsatzstark gewesen. Warum am Pfingstwochenende noch nicht so viel los war, darüber kann Müllner nur spekulieren. "Vielleicht lag es daran, dass das das Ende des Monats war und die Leute nicht mehr so viel Geld übrig hatten." Alles in allem aber ist der 28-Jährige sehr zufrieden mit dem Volksfest. "Das Wetter hätte nicht besser sein können, die Leute waren super drauf, was will man da noch mehr?"
Müllner wohnt in Kümmersbruck. Aber nur, wenn er nicht, wie die meiste Zeit, im Wohnwagen von Fest zu Fest fährt. Auf der Amberger Dult hat er eine Schießbude und ein Kinderkarussell im Angebot. Im Winter steht er auf den Weihnachtsmärkten in Amberg und Schwandorf und verkauft Deko- und Geschenkartikel.
Quereinsteiger selten
Anders als viele andere seiner Zunft stammt er nicht aus einer traditionsreichen Schaustellerfamilie, sondern ist Quereinsteiger. An der Amberger Fachoberschule hat Müllner den Wirtschaftszweig belegt: "Das hat mir eigentlich schon recht gut gefallen." Beim Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Ostbayerischen Technischen Hochschule habe er dann aber gemerkt, dass das doch nichts für ihn sei: "Und ich wollte es als Schausteller eigentlich schon immer versuchen. Aber es ist eigentlich nicht so üblich, da reinzukommen, wenn man nicht aus einer Schaustellerfamilie kommt."
Mit 14 Jahren half er das erste Mal auf einem Volksfest aus, mit 16 fuhr er in den Sommerferien auch mit auf Tour. Mit 22 Jahren kaufte er sich einen Hau-den-Lukas und meldete selbst ein Gewerbe an. "Mit dem war ich dann zwei Jahre eigentlich fast ununterbrochen unterwegs." Seine Familie habe nach anfänglicher Skepsis schnell gemerkt, dass er damit tatsächlich Erfolg haben kann.
Von Corona gebremst
Ende 2019 ging das Gerücht, Georg Duschinger aus Maxhütte-Haidhof, damals Vorsitzender der Schausteller und Marktkaufleute Amberg-Weiden, würde sein Karussell verkaufen. "Ich bin dann einfach mal hingegangen und habe gefragt, ob an dem Gerücht was dran ist. Dann hat es sich so ergeben." Müllner wurde vom Interessenten zum Käufer. Das war im Februar 2020. Dann kam Corona. "2020 hatte ich von den Geschäften gar nichts. Ich habe mit Kollegen zusammen Lkw lackiert und Untergestelle gestrichen, einfach, dass der Tag rumgeht und man zumindest ein bisschen was verdient."
2021 sei es wieder etwas besser geworden, weil Müllner auch Duschners Schießwagen kaufen und mit ihm auf Ausweichplätze fahren konnte. "Ich hatte das Glück, dass ich das nicht über die Bank finanziert habe, sondern wir das familienintern geregelt haben." Psychisch sei der Druck am größten gewesen. "Da hat man sich ein neues Geschäft geholt, will loslegen und freut sich drauf und dann geht erst mal gar nichts."
Fünf Reifenplatzer
Was Müllner auch lernen musste, war, dass auch einiges schiefgehen kann. Vergangenes Jahr hatte er fünf Reifenplatzer. Einmal brauchte er deswegen eineinhalb Tage, um von Wunsiedel nach Beratzhausen (Landkreis Regensburg) zu kommen. Auch sei es nicht so leicht, genügend Mitarbeiter zu finden. Müllner sucht derzeit. "Es heißt immer Fachkräftemangel, aber auch die Leute, die nicht im Fachkräftebereich arbeiten, sind schwer zu bekommen." Er habe das Glück, auf seine Eltern zählen zu können, wenn Not am Mann ist: "Aber das ist natürlich keine Dauerlösung."
Warum entscheidet man sich trotz dieser zusätzlichen Strapazen und eines enormen logistischen Aufwands für ein Leben als Schausteller? "Man muss da schon ein bisschen einen Schlag haben, um das zu machen", sagt Müllner lachend. "Es stimmt schon. Im Vergleich zu einem Bürojob kannst du dich nicht einfach mal krankmelden, wenn es dir nicht gut geht. Du kannst dein Geschäft nicht zu lassen. Aber ich mag das mit den Leuten. Es gibt viele schöne und lustige Momente."
Plötzlich Chef
Wie kam es, dass Jan Marco Müllner vom Quereinsteiger zum Bezirksvorsitzenden des Landesverbands der Schausteller und Marktkaufleute wurde, also zum Schausteller-Chef? Er erklärt: "Als Georg Duschinger aufgehört hat, hieß es, es gibt keinen Nachwuchs, wer soll das machen? Ich hätte es sehr schade gefunden, wenn der Verband einfach eingeschlafen wäre." Deshalb stellte er sich im Mai 2023, kurz vor dem Beginn der Amberger Dult, zur Verfügung und wurde prompt einstimmig gewählt.
Am Verband schätzt er den Vorteil, dass man durch die gebündelte Kraft der Mitglieder mehr Möglichkeiten hat, Städten und Gemeinden Vorschläge zu machen, etwas Neues auf die Beine zu stellen. "Wenn du da als Einzelner auf die Stadt zugehst und sagst, ich hätte da eine Idee für eine Veranstaltung, dann ist es eher unwahrscheinlich, dass die einem zutraut, dass man das stemmen kann. Im Verband lassen sich Veranstaltungen auch einfacher organisieren."
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