Es ist einer der kleinen Orte, die den Mariahilfberg so liebenswert machen: Ein Marterl mitten im Wald, an dem viele Spaziergänger gern stehenbleiben und das Gebet lesen, das unter einer Madonnenfigur mit Jesuskind im verglasten Holzkasten an einer Eiche hängt. Dieses Kleinod wurde jetzt zum wiederholten Mal beschädigt. Mutwillig und mit roher Gewalt, denn neben der Scheibe ist auch der hölzerne Rahmen eingedrückt worden, was auf einen ziemlich heftigen Schlag schließen lässt.
Darüber ist neben den Bergbesuchern, die vergangene Woche an dem traurigen Anblick vorbeigekommen sind, niemand mehr entsetzt als die "Betreuer" des Marterls unweit des Jesuitenbrünnerls: Anna und Jürgen Nitsche, die selbst am Fuß des Mariahilfbergs wohnen, haben schon vor rund 13 Jahren die Aufgabe übernommen, die seit mindestens 1957 bestehende und wohl durch Privatinitiative entstandene Mini-Gedenkstätte sauber zu halten und mehrmals wöchentlich nach dem Rechten zu sehen.
Umso schockierter waren sie, als vermutlich Mitte vergangener Woche ein Unbekannter diesen schändlichen "Anschlag" verübte. "Was sind das für Menschen", schimpft Jürgen Nitsche, "selbst wenn jemand einen anderen Glauben hat, kann er doch solche Orte in Ruhe lassen". Zumal ein großer Teil des Mariahilfbergs mit seiner Kirche, dem Kloster, der Loreto-Kapelle, dem Franziskusweg und weiteren Marterln im Wald ein stark christlich geprägter Ort ist, zu dem diese Einkehrstätten des Glaubens einfach gehören.
Doch auch die Loreto-Kapelle war vor Verwüstungen im Inneren oft zu später Stunde schon nicht verschont geblieben; sie muss deshalb mittlerweile abends abgesperrt werden. Das ist mit dem Marterl - außer dass sich die Glastür des Holzkastens zum Schutz der Madonnenfigur abschließen lässt - natürlich nicht möglich. Der Hieb darauf war nach Auskunft von Anna Nitsche so wuchtig, dass selbst von der rund 30 Zentimeter großen Marienstatue hinter der Scheibe ein Stück abbrach. Es konnte wieder angeklebt werden; genauso ist es Jürgen Nitsche inzwischen gelungen auch den Holzrahmen des Bildstocks zu reparieren.
Ärgern muss sich der 83-Jährige mit seiner Frau trotzdem, weil so eine Tat natürlich null Sinn hat und nur Verdruss beschert - bei den Nitsches, aber auch bei vielen anderen Bergfreunden, die hier gern spazierengehen und das Mariengebet sprechen, das laut Datumssignatur schon 1957 von Hand auf die Holztafel unter dem Bildstock geschrieben wurde. Es beginnt mit Worten, die man auch dem unbekannten Vandalen ins Stammbuch schreiben möchte: "Denk du in mir, o Mutter, dann denk ich licht und klar ..." Ja, genau, lieber denken und licht und klar bleiben, als mit verdunkeltem Hirn und Hass auf Ambergs heiligem Berg wüten!
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