Die neue Sonderausstellung im Museum34 im Bürgerhaus am Unteren Markt in Auerbach ist dieses Mal eine museale und keine künstlerische und widmet sich dem Handwerk in Auerbach. Betitelt ist sie mit „Unsere alten Meister“. Es ist eine Ausstellung von den Bürgern für den Bürger, betonen die Verantwortlichen. Zahlreiche Exponate fanden sich noch in Auerbacher Handwerksbetrieben, auf den Dachböden, Kellern und Werkstätten. „Es war eine große Bereitschaft zur Beteiligung da“, freuen sich Museumsleiterin Marion Ringl und Stadtarchivarin Doris Bundscherer im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. 40 Personen, beziehungsweise Familien, liehen oder schenkten dem Museum34 so viel, dass ein großer Teil der Exponate eingelagert werden musste.
Auf kleinem Raum präsentieren Ringl und Bundscherer 16 Handwerke, wie unter anderem Seiler, Friseur, Schneider, Schreiner oder Schmied – und wie sie früher gearbeitet haben. Dabei taucht so manches unbekanntes oder rätselhaftes Teil auf, untersucht man beispielsweise die Gerätschaften und Werkzeuge des Uhrmachers genau. Oder man wundert sich, wie der Friseur vor Jahrzehnten die Dauerwellenfrisur der Damen hinbekommen hat.
Textbanner vermitteln dem Ausstellungsbesucher Wissenswertes über das Handwerk allgemein und in Auerbach der vergangenen 250 Jahre. Dazu gibt es Informationen über die Entstehung und Entwicklung des Handwerks, wie sich der Weg vom Lehrling zum Meister gestaltete oder welches Handwerk und welche Zünfte Ende des 18. Jahrhunderts überhaupt in Auerbach angesiedelt war. Hilfreich war dabei auch die Chronik von Auerbachs akribischen Chronisten Joseph Köstler (1849 bis 1925), in die sich Doris Bundscherer eingelesen hat. Ergänzend dazu sind als Wandbehang, alte Meisterbriefe, Lehrverträge, ein Arbeitszeugnis und eine Fotowand zu sehen.
Rundgang durch Ausstellung
„Ohne Fleiß kein Preis“: Damit beginnt Marion Ringl ihre Einführung in den Ausstellungsrundgang. „Ohne den Erfindungsgeist und Fleiß der Handwerker aus vergangenen Tagen gäbe es in unserer Wirtschaft keine überragenden und ausgereiften Techniken“, ist Ringl überzeugt. Wer Tradition und Fortschritt des Handwerks in unserer Zeit verstehen will, müsse die Ursprünge kennen. „Das Handwerk war Vorreiter der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Zivilisation durch eingebrachten Ideenreichtum, Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit“, so Ringl.
„Ohne Fleiß kein Preis“ - auf wohl kaum eine Ausstellung trifft dies hinsichtlich Vorbereitung und Engagement mehr zu und auch auf die Museumsleiterin zu, als bei dieser Handwerksausstellung. Zahlreiche Treffen, persönliche Gespräche mit den Leihgebern und Schenkern und viele Blicke in alte Keller waren die Voraussetzung für den Exponatenschatz. Nebenbei hat man viele alte Fotos hinzugewinnen können, die noch nicht im Archiv waren. Unterstützung hat Ringl von ehrenamtlichen Helfern und vom Bauhof bekommen. Schon alleine das Hinauftragen der Ausstellungsstücke bis in das zweite Obergeschoss dürfte einiges an Arbeitsstunden gekostet haben. Und dann war noch das Entstauben, Waschen, Reinigen der Exponate und das Imprägnieren von Holzteilen.
Der Wandel der Zeit wird bei dieser Ausstellung mehr als deutlich. Alleine in Auerbach gab es laut Köstler im Jahr 1772 nicht weniger als 155 Handwerksmeister in 32 Handwerken. Viele Handwerke haben sich in die heutig Zeit gerettet, viele sind wohl für immer verschwunden. Die Sonderausstellung im Museum34 beleuchtet das Handwerk auf eine nostalgische Weise, aber auch vieles was sich bis heute in gleicher oder moderner Form erhalten hat.
Chronist Joseph Köstler
Der Auerbacher Heimathistoriker und Chronist Joseph Köstler geht davon aus, dass die Handwerksinnungen schon seit Anfang des 14. Jahrhunderts in Auerbach bestanden, vielleicht auch schon 1144, als der Markt entstand. Wie überall auch, hatten die Zünfte in Auerbach nicht nur die Fürsorge für ein Gewerbe zum Zweck, sondern verfolgten nebenbei auch politische, religiöse, sittliche und gesellige Zwecke. In die Zunft durfte nur ein Mann aufgenommen werden, der das betreffende Handwerk gründlich erlernt hatte und Lehr- und Wanderzeiten, Gesellen- und Meisterprüfung vorweisen konnte. Bei Aufnahme in die Zunft musste der Neuling bestimmte Gebühren in die Zunftkasse bezahlen, machmal auch Wachskerzen für den Innungsaltar oder Zunftpatron spendieren, am häufigsten aber soll er die Zunftgenossen zu einer Mahlzeit und einem Fass Bier oder Wein zum Besten gegeben haben. Die Innungen und Zünft hatten viele Jahrhundert lang großen Einfluss auf das gesellschaftliche und politische Leben.
Die Sonderausstellung „Unsere alten Meister“
- Dauer: Die Ausstellung ist zu den
Öffnungszeiten des Bürgerhauses in Auerbach ab Samstag, 13. Mai, bis November dieses Jahres zu sehen - Neue Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, Mittwoch und Freitag von 9 bis 12 Uhr und Samstag von 10 bis 12 Uhr
- Führungen: Museumsleiterin Marion Ringl ist jederzeit auch für Führungen buchbar, die sie auch am Wochenende oder abends macht (Telefon: 0175/4238364 oder E-Mail: museum34[at]auerbach[dot]de)
- Eröffnung: Die Vernissage zur Handwerksausstellung findet heute, 12. Mai, um 19 Uhr statt
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