Der Landkreis Tirschenreuth ist Teil des Programms „Demografiefeste Kommune“. Dabei können Bürgerinnen und Bürger Wünsche für ihren Lebensraum formulieren. Der 75-jährige Christian Zinser aus Bad Neualbenreuth hat die Gelegenheit am Wochenende genutzt – als einer der Teilnehmer bei der „Demografie-Werkstatt“ im Ort. „Ideen gibt es jede Menge“, bilanziert er nach einer guten Stunde.
Die Teilnehmenden sprachen im Tillensaal über ihr tägliches Leben und formulierten konkrete Wünsche zu den Bereichen Wohnen und Nahversorgung, Gesundheit und Pflege, Mobilität und Verkehrsanbindung, Gesellschaft, Bildung und Kultur sowie Wirtschaft. Beim Erarbeiten von Lösungsvorschlägen standen Experten zur Seite.
Barrierefreies Wohnen
Neue Herangehensweisen etwa beim Wohnen, bei der Mobilität und bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erfordere der demografische Wandel, so Florian Rüth. Der Regionalmanager des Landkreises Tirschenreuth schilderte die Eckpunkte des Pilotprojekts. Die Ergebnisse einer Stärken-Schwächen-Analyse sollen mit den Aussagen der Bürger angereichert werden. Nächster Schritt sei die Entwicklung konkreter Strategien hinsichtlich des demografischen Wandels für die Region.
Es gab mehrere Durchgänge, in denen Stationen mit den verschiedenen Referenten besucht werden konnten. Christian Zinser hatte sich "Wohnen und Nahversorgung" ausgesucht. Quartiersmanagerin Beate Ott moderierte als Expertin die Runde. Mithilfe von zwei Schautafeln, auf denen Zettel mit den Wörtern „Stärken“, „Schwächen“, „Chancen“, „Risiken“ und „Handlungsbedarfe“ befestigt waren, ging es im Gespräch über barrierefreies Wohnen. Möglichkeiten Wohnraum auszuweisen seien begrenzt, so ein Ergebnis: Der Denkmalschutz bei vielen Anwesen lasse einen Umbau zu barrierefreiem Wohnen bei solchen Objekten kaum zu.
Versorgungsbus im Landkreis
Beim Aspekt "Fortbewegung" ging es um Bahnhöfe und Radwege im Landkreis. Auch die wohl jüngste Teilnehmerin hatte sich für Mobilität auf dem Land interessiert – Emily Fernandez Diez aus Konnersreuth, 17 Jahre alt. „Die Jungen sollen auch mitreden. Ich will nicht alles den älteren Mitmenschen entscheiden lassen“, schildert sie ihre Beweggründe für ihr Mitwirken. Ihr konkreter Wunsch: der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. Das Baxi sei für Emily kein Ersatz. „Man muss sich sehr an Zeiten halten und es ist wenig individuell.“
Die Station "Wirtschaft" deckte folgende Tätigkeitsfelder ab: Digitale Infrastruktur stärken und ausbauen, Bahnhof Wiesau ausbauen, flexibles Kinderbetreuungsangebot, flexibles Flächenangebot für Kleinunternehmer und Handwerker. Im Bereich "Gesellschaft, Bildung und Kultur" sahen die Teilnehmenden Verbesserungspotenzial bei Treffpunkten für Jugendliche und jungen Erwachsenen. Kloster Fockenfeld solle als Bildungszentrum ausgebaut werden. Angeregt wurden Mobilitätsgutscheine für Besucher im Krankenhaus. Zum Themenfeld "Gesundheit und Pflege" genannt worden sind eine barrierefreie Ärzteversorgung, das Stärken von Helferkreisen, das Gründen von Vereinen und Netzwerkarbeit.
Weitere Ideen
Landrat Roland Grillmeier sagte zu Beginn, der Landkreis hoffe gemeinsam mit den Einwohnern herauszufinden, was für das künftige Zusammenleben in der Region benötigt werde. Bad Neualbenreuths Bürgermeister Klaus Meyer wünschte „viele gute Erkenntnisse“. Die habe es auch gegeben, so Isabel Sommerer von Bereich Wirtschaftsförderung des Landkreises gegenüber Oberpfalz-Medien. „Projekt-Wünschezettel wurden auch abgegeben.“
Ein Teilnehmer habe etwa die Projektidee eines Versorgungsbusses im grenznahen ländlichen Bereich notiert, der dann gemeindeübergreifend unterwegs sein soll. Gewünscht sei die Erweiterung der Baxi-App – um Bus- und Bahnverbindungen. Notiert worden sei auch ein zentral verwalteter Überblick über Leerstände und Brachen im Landkreis. „Da sind wir auf jeden Fall dran vonseiten des Landkreises“, so Sommerer.
Auch die in den Terminen in Bad Neualbenreuth und Waldershof erarbeiteten Ideen sollen den betroffenen Kommunen übermittelt werden. „Sie können den einen eigenen Handlungsbedarf daraus ziehen", so Isabel Sommerer.
- Was: Fünfstufiges Programm, das in die Entwicklung einer Demografie- und Heimatstrategie und das Festlegen von Maßnahmen für die Region und deren Verstetigung münden soll. Es steht Kommunen über bis zu vier Jahre zur Seite, Konzepte für den demografischen Wandel zu kreieren. Initiiert vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat
- Wer: Pilot-Kommunen sind der Landkreis Tirschenreuth, Weiden, Waldmünchen und weitere Gemeinden in Bayern
- Demografie-Werkstatt: Auf Basis einer im Vorfeld erstellten Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken Analyse konnten Bürger in der Demografie-Werkstatt gemeinsam mit Experten Ideen und Wünsche für den Landkreis Tirschenreuth einbringen
- Ideen können weiterhin eingereicht werden über https://padlet.com/wiegero/online-beteiligung-demografiewerkstatt-lkr-ti...
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.