Wie in allen Kurbädern und Thermen in Deutschland musste auch das einzige Kurbad der nördlichen Oberpfalz am Sonntagabend den öffentlichen Betrieb von Badelandschaft und Wellnessbereich einstellen. Nur die medizinische Abteilung bleibt auch im November in Betrieb. Der „Teil-Lockdown“ erlaubt ausschließlich Leistungen der medizinischen Abteilung bei „medizinischer Notwendigkeit“, also für Patienten mit einem ärztlichen Rezept.
Tiefe Betroffenheit
Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien zeigt Werkleiter Gerhard Geiger, bei aller Betroffenheit, Verständnis für die politischen Vorgaben. "Wenn die Infektionszahlen wieder solche Dimensionen erreichen, muss im Interesse des Gesundheitsschutzes für die Bevölkerung konsequent eine Reduktion der Kontakte erfolgen, ob im öffentlichen oder privaten Umfeld", so der Diplom-Kaufmann.
Er verstehe den Unmut seitens der Übernachtungsbetriebe, der Gastronomie und aus Teilen der eigenen Branche. Schließlich hätten sich hier die Hygienekonzepte in den vergangenen Wochen und Monaten bewährt, es seien keine besonderen Infektionsherde entstanden. "Erst kürzlich sagte mir ein Gast, er fühle sich aufgrund des Hygienekonzeptes und dessen konsequenter Umsetzung im Sibyllenbad fast sicherer als zu Hause", so Geiger. Dennoch sei die Schließung auch dieser Bereiche aus politischer Sicht konsequent.
Während das Kurmittelhaus im Frühjahr innerhalb von 15 Stunden seinen gesamten Betrieb herunterfuhr, gab es nun einen ausreichenden zeitlichen Vorlauf, um die Gäste zu informieren. Diesmal sei der Lockdown, zumindest aus aktueller Sicht, zeitlich befristet, verweist Geiger auf die unterschiedliche Situation. "Wir lassen die Becken der Heilwasserbadelandschaft gefüllt, um damit auch ein symbolisches Zeichen zu setzen, dass es bald wieder für die Gäste ins Wasser geht", so der Sibyllenbad-Leiter. Voraussetzung sei allerdings, dass jeder Einzelne zunächst die bekannten Coronaschutzmaßnahmen einhalte, Kontakte reduziere und so zum Brechen der zweiten Pandemiewelle beitrage.
Storniert hat das Neualbenreuther Kurmittelhaus alle Präventionskurse mit Anreise im November, rund 250 Gäste, die jeweils für eine Woche zur Gesundheitsvorsorge im Stiftland gewesen wären. Und auch geplante Kuren im aktuellen Monat wurden abgesagt, selbst wenn ein Übernachtungsbetrieb hier noch ein Angebot aufrechterhalten hätte. "Ohne Bade- und Wellnesslandschaft und bei geschlossener Gastronomie würde das auch für diese Gäste, die zumeist auch zur Corona-Risikogruppe zählten, keinen Sinn machen", erläutert Vertriebs-Chefin Barbara Bannert. Der medizinische Bereich bleibe aber zu den gleichen Öffnungszeiten wie im Sommer für Rezeptpatienten aus der Region offen, sowohl Physiotherapie als auch Einzelbäder- und Fango im Wasserbett sind weiter im Angebot.
Kurzarbeit
Für die rund 85 Mitarbeiter heißt es nun mehrheitlich wieder in 100 Prozent Kurzarbeit zu gehen und Einkommenseinbußen hinnehmen zu müssen. Hier greife erneut die Ende März mit dem Personalrat vereinbarte Dienstvereinbarung zur Kurzarbeit die auch einen freiwilligen arbeitgeberseitigen Aufstockungsbeitrag vorsehe, erläutert Werkleiter Geiger.
Nachdem der Zweckverband Sibyllenbad, wesentlich finanziert vom Bezirk Oberpfalz, im laufenden Haushalt 2020 bereits über eine Million Euro mehr Corona-bedingten Verlust eingeplant hatte, ist die Verwaltung bei der Kostenbelastung für den erneuten Lockdown relativ zuversichtlich, sofern die von der Bundesregierung angekündigten Ausgleichzahlungen auch für kommunale Unternehmen zeitnah fließen. Extrem wichtig bleibe für das Jahresergebnis nunmehr der Gutscheinverkauf zu Weihnachten. Die Verantwortlichen hoffen, hier einiges auffangen zu können, zumal die Gutscheine bequem rund um die Uhr von zu Hause aus ausgedruckt werden können.
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