Heiliges Grab in Beidl: Zurück in die Vergangenheit kommt bei Gläubigen mega an

Beidl bei Plößberg
22.04.2022 - 13:15 Uhr
OnetzPlus

Die Überraschung ist geglückt. Das nach Jahrzehnten erstmals wieder aufgebaute Heilige Grab in der Beidler Pfarrkirche war an Ostern und den Tagen danach Tagesgespräch in und um Beidl.

Aus der ganzen Region kamen Interessierte, um das Heilige Grab in der Pfarrkirche von Beidl zu sehen. Nach altem Brauch ist das Grab nun leer. In der Osternacht wurde die im Grab liegende Jesusfigur versenkt und ein auferstandener Heiland in Richtung Himmel gekurbelt.

Jahrzehnte lagerte das Heilige Grab in Beidl unbeachtet auf dem Dachboden des Kooperatorenhauses. Bis 2018 der Dachboden leer geräumt wurde. Heuer wurde es zum ersten Mal wieder aufgebaut - ohne dass die Gläubigen davon wussten. "Die Überraschung ist rundum gelungen", strahlt Michael Vollath, der den Wiederaufbau mit organisiert hatte. Nicht nur die älteren Gläubigen, die das Heilige Grab noch von frühere kannten, sondern auch die jüngeren freuten sich über die "Wiederauferstehung" des alten Brauchs.

Cocktailgläser statt Glaskugeln

In der Osternacht wurde der ins Grab gelegte Jesus dann versenkt und stattdessen die Figur des Auferstandenen in Richtung Himmel hochgezogen. Vollath stand selbst an der Kurbel. "Das habe ich mir nicht nehmen lassen", schmunzelt er. Die Mechanik musste übrigens im Gegensatz zu den großen Bauteilen des Heiligen Grabs erneuert werden. "Die hat leider nicht mehr funktioniert", erzählt Vollath. Auch bei den Lichtern musste die Pfarrei improvisieren. Die mundgeblasenen Leuchten waren nicht mehr auffindbar. "Und neue waren für uns unbezahlbar", erzählt Vollath. Also machte er sich im Internet auf die Suche und wurde bei einem Unternehmen in Bremen fündig. "Die neuen Lichter sind eigentlich Cocktailgläser", schmunzelt der der Sprecher des Pfarrgemeinderats. Die Helfer füllten sie mit Wasser, das sie vorher mit Ostereierfarben gefärbt hatten. Und hinter jedem Glas flackerte dann in der Osternacht ein Teelicht.

In den Tagen danach haben viele Interessierte die Kirche besucht, um den sechs Meter hohen Aufbau vor dem rechten Seitenaltar zu sehen. Nicht nur aus dem ganzen Landkreis Tirschenreuth, sondern auch aus dem Nachbarlandkreis Neustadt/WN und Weiden kamen die Besucher, wie Vollath anhand der Autokennzeichen sehen konnte. Eines ist nach seinen Angaben bereits jetzt klar. "Auch 2023 soll das Heilige Grab wieder aufgestellt werden", kündigt Vollath an. Schließlich gebe es nichts Vergleichbares im Landkreis.

Grab schätzungsweise 150 Jahre alt

Der Sprecher des Pfarrgemeinderats schätzt das Alter des Heiligen Grabs übrigens auf etwa 150 Jahre. Gefertigt wurde es nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit von der Manufaktor Baltasar Kraft in Pfaffenhofen an der Ilm, welche von 1860 bis 1870 im großen Stil Heilige Gräber gefertigt und ausgeliefert hat. "Die hatten damals einen richtigen Katalog dafür", erzählt Vollath. Außerdem hat er anhand eines entdeckten Aufklebers herausgefunden, dass es über Neustadt/WN per Bahn angliefert worden ist. "Viel mehr wissen wir aber leider nicht."

BildergalerieOnetzPlus
Beidl bei Plößberg15.04.2022
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.