Wer schön sein will, muss anständig Sitz machen. Regelmäßiges Kämmen, Schneiden oder Trimmen des Fells sind bei manchen Hunderassen ein Muss. Die Prozedur wird aber längst nicht von allen Vierbeinern als Wellnesstermin empfunden. Neben handwerklichem Geschick erfordert die Arbeit eines Hundefriseurs deshalb vor allem eins: Ein großes Herz für die Tiere. Pudel, Malteser und sonstige Fellträger sind bei der Wahl ihres Personals mitunter kritisch. Agnes Busse dos Santos nimmt diese Herausforderung an. Die 46-jährige gelernte Finanzbuchhalterin arbeitet als Dolmetscherin für Polizeiinspektionen. Nun hat sich die zweifache Mutter einen Traum erfüllt und in Edeldorf bei Theisseil den Hundefriseursalon "Miss Dogs" eröffnet.
Agnes kam in Polen zur Welt und liebt Hunde, seit sie ein kleines Mädchen ist: "Schäferhund, Cocker Spaniel, Yorkshire Terrier, XXL-Pitbull, Chihuahuas - ich hatte schon viele verschiedene Rassen. Ich liebe sie alle. Alle sind süß." Derzeit zählen vier Cavalier King Charles Spaniel und der eineinhalbjährige Pudel Felix zur Familie der Edeldorferin. Wenn Agnes zur Bürste greift, weiß das apricotfarbene Löckchen, dass sein Typ gefragt ist. Der Frisiertisch ist sein Revier. Der Pudel lässt sich bürsten, zupfen, baden, föhnen, ohne auch nur einmal aufzumucken. "Ja, du machst das ganz toll, Felix", lobt die quirlige Friseurin ihren kleinen Schatz, der sich schnipp-schnapp in ein knuffiges Teddybärchen verwandelt.
Keine anerkannte Ausbildung
Die Entscheidung, sich beruflich Bello und Co. zu widmen, traf die Edeldorferin nicht über Nacht: "Ich habe irgendwann angefangen, meine Hunde selber zu schneiden. Meine Freunde meinten, ich könnte es doch zu meinem Beruf machen." Für Hundefriseure gibt es keine staatlich regulierte Ausbildung mit festen Standards. Agnes machte die ersten Schritte zur Selbständigkeit per Online-Seminar. Das Handwerk lernte sie bei einer erfahrenen Kollegin in deren Salon in Tirschenreuth. Mit viel Liebe zum Detail gestaltete die 46-Jährige zusammen mit ihrem Lebensgefährten in ihrem Anwesen einen ehemaligen Heizungsraum um. Von der Arbeitsschürze bis zum Kleiderhaken ziehen sich Hundemotive wie ein roter Faden durch den kompletten Salon.
Agnes geht sehr behutsam mit den Vierbeinern um. Sie versucht, den Tieren die Angst zu nehmen, indem sie sie im sanften Plauderton begrüßt und erst einmal krault. Zwergspitz-Welpe Simba blieb der erste Besuch vor zwei Monaten offenbar in guter Erinnerung. Der fluffige Fratz lässt sich ohne Murren sein weißes Plüschfell bürsten und mit der Effilierschere ausdünnen. Vanessa Wiesend aus Grafenwöhr bleibt eng an der Seite ihres Hundes. "Ich finde es gut, wenn die Besitzer mit im Salon bleiben. Die meisten Hunde fühlen sich dann wohler", erklärt Agnes.
Gleich in den ersten Tagen nach der Eröffnung am 1. Mai stand ein 65 Kilogramm schwerer Neufundländer in ihrem Salon. Der massige Riese verweigerte jede Mitarbeit. "Er wollte sich partout nicht pflegen lassen." Das Besitzerehepaar sei sehr aufgeregt gewesen. Der Ehemann verließ dann den Salon, und Agnes versuchte, das Tier zu besänftigen. Der pfundige Schmusebär entspannte sich. "Ich habe ihn umarmt und konnte dann sehr gut mit ihm arbeiten." Bei "Problemhunden", die schon mal die Zähne zeigen, sollten die Besitzer das vorher ansprechen und den passenden Maulkorb zum Termin mitbringen.
Grooming steigert Wohlbefinden
Grundsätzlich, so rät Agnes, sollten alle Hunde - egal welche Rasse oder Fell - zumindest einmal pro Jahr bei einem Hundefriseur vorstellig werden. Unter dem Fachausdruck "Grooming" versteht man professionelle Fellpflege, die das Wohlbefinden des Hundes steigert. Trimmen, schneiden oder scheren? Die meisten der deutschlandweit rund 5000 Hundefriseure wissen, mit welchem Werkzeug sie dem jeweiligen Fell am besten zu Leibe rücken. Einfach Abscheren, so wie von manchen Kunden gefordert, ist bei bei Agnes nicht drin. Hunderassen mit einem dreischichtigem Fell wie fast alle Terrier-Arten sollten getrimmt werden. Dabei wird das abgestorbene Fell aus der Haut gezupft, eine neue Fellschicht kommt zum Vorschein. Alle Hunde mit nur einer Fellschicht, wie zum Beispiel der Pudel, Bichon Frisee, Malteser oder Yorkshire Terrier dürften theoretisch mit der Maschine gekürzt werden. Allerdings greift Agnes nur ungern zum elektrischen Gerät. "Manchmal geht es aber nicht anders. Wenn das Fell sehr verfilzt ist, muss ich rigoros alles abmachen."
Auch Vierbeiner mit pflegleichtem Haarkleid sollten gebürstet und bei Bedarf ab und an gebadet werden. Großen Wert legt die Hundefriseurin auf die Augenhygiene. Verkrustungen werden von Agnes behutsam entfernt, nachdem sie mit einer speziellen Lotion vorbehandelt worden sind. Auch die Krallen sollten regelmäßig getrimmt werden. Nicht zuletzt gehört für die Edeldorferin immer ein guter Duft in Form eines Öls zum Pflegeprogramm. So haben Felix und Simba nach jeweils rund eineinhalb Stunden nicht nur einen neuen Schnitt, sie duften "nach Friseur", wenn sie den Salon verlassen.
Tipps zur Fellpflege
- Schlichtes Langhaarfell: mehrmals pro Woche gründlich bürsten. Das Fell wird erst einmal gegen den Strich gebürstet, am besten mit einer Draht- oder eine Naturbürste. Anschließend muss man sich von vorne nach hinten vorarbeiten, jetzt wird jedoch in Wuchsrichtung gebürstet.
- Dichtes Fell: Täglich gründlich bürsten - zumindest die kritischen Stellen wie hinter dem Ohr, unter den Achseln, rund um die Genitalien sowie die Pfoten.
- Kleinere Verfilzungen müssen nicht zwanghaft mit Bürste oder Kamm beseitigt werden. Sie lassen sich auch per Hand entknoten. Starke Verfilzungen müssen abgeschnitten werden
- Bei starker Unterwolle: Regelmäßig bürsten und trimmen. Während Boxer oder Kurzhaardackel nur ein- bis zwei Mal die Woche gebürstet werden müssen und das Fell auch nicht geschoren wird, brauchen Hunde mit borstigem und dichtem Fell (Rauhaarrassen) viel mehr Pflege.
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