Ein außergewöhnliches Richtfest wurde auf dem Mariahilfberg in Amberg gefeiert. Bauhistoriker und Zimmerleute aus Bayern und aus Tschechien waren vor der barocken Wallfahrtskirche versammelt, als Josef Hauer das Modell ihres Dachstuhls und des Turmhelmes vorstellte, welches er im Maßstab 1:15 erstellt hatte.
Zehn Monate waren dafür nötig, um aus 1500 Einzelteilen diese Holzkonstruktionen nachzubauen. Eine Besonderheit an diesem Modell ist, dass auch die barocke Fassade, gefertigt von dem Kirchenmaler Dieter Aust, zu sehen ist.
Höchstes Lob für Josef Hauer
Die Feier begann mit einem Richtspruch, vorgetragen von Zimmermeister und Fachlehrer Karl Müller. Höchstes Lob hatte er für Josef Hauer: „Das Werk ist wirklich meisterlich, Josef, wir sind stolz auf dich. Ja, dein Ruhm auf jeden Fall ist wirklich international. Du bist fürwahr so prominent, dass man dich auch in Tschechien kennt. Von dort sogar – nicht nur aus Bayern – ist man gekommen, dich zu feiern …“
Dann übergab der 84-jährige Josef Hauer sein neuestes Meisterwerk. „Der Nachbau des Dachstuhls der Mariahilfbergkirche hatte seinen ureigenen Reiz. Denn die Wallfahrtskirche auf dem Berg, die vor mehr als 300 Jahren erbaut wurde, ist weit über das Land hinaus bekannt."
Freude über tschechische Gäste
Hauer freute sich vor allem über den Besuch tschechischer Gäste: „In Ihrem Land weiß man die Kunst der Handwerker mehr zu schätzen als bei uns in Deutschland.“ Sein Modell wolle er der Stadt Eger schenken, weil es nur für kurze Zeit in Amberg ausgestellt werden kann.
Pater Guardian Seraphin Bartosz Broniowski OFM segnete das Modell seines Gotteshauses. Dieses wollte Hauer ursprünglich dem Franziskanerkloster schenken. Es zeigte sich aber, "dass es für dieses wertvolle Modell keinen würdigen Platz in der Kirche" gibt.
Historisch gewachsene Beziehungen
Martin Preuß (CSU), Zweiter Bürgermeister von Amberg, stellte anerkennend fest: „Mit dem Modell dieser herrlichen Wallfahrtskirche hat Herr Zimmermeister Josef Hauer wieder ein Werk geschaffen, das unsere allergrößte Bewunderung verdient.“ Er erinnerte an die historisch gewachsenen Beziehungen seiner Stadt mit Böhmen und war darüber erfreut, dass diese Verbindung nun durch den Verein der Zimmerleute und Schreiner wiederbelebt wird.
In Vertretung des Bürgermeisters von Eger (Cheb), Antonín Jalovec, bedankte sich Dr. Marcela Brabačová, Leiterin der Abteilung für Kultur und Fremdenverkehr, bei Hauer für sein wunderbares Geschenk an die Stadt: „Zu den Besonderheiten von Eger gehören die Dachstühle in der Altstadt", so die Sprecherin.
Einzigartig in Europa
Einige seien schon über 700 Jahre alt und seit dieser Zeit unverändert erhalten geblieben, informierte Brabačová weiter. "Der Komplex der Patrizierhäuser am Marktplatz ist deshalb einzigartig in ganz Europa. Es wurde eine Besichtigungstrasse errichtet – und es gibt hier auch Führungen in deutscher Sprache.“
Großen Beifall fand ihre Ankündigung: „Die Dachstühle von Cheb und dazu die Modelle von Josef Hauer stehen im Mittelpunkt eines grenzüberschreitenden Projekts: Im historischen Speicherhaus und im Zeughaus soll ein mitteleuropäisches Zentrum für die Geschichte des Handwerks entstehen.“ Dr. Brabačová lud schon jetzt zu einem Besuch in Waldsassens Nachbarstadt ein.
Inzwischen wieder in Eger
Am Ende dieser kleinen Feier wurde das Modell in die Mariahilfbergkirche getragen, wo es für einige Tage von den Amberger Bürgern besichtigt werden konnte. Inzwischen wurde es nach Eger (Cheb) gebracht und kann, nach der Fertigstellung des Zentrums für die Geschichte des Handwerks, im historischen Speicherhaus besichtigt werden.
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