Die Mehrzweckhalle neben der Wirtschaftsschule war seit dem Valentinstag Aufnahmestätte für einen Filmdreh der ganz besonderen Art. Unter dem Titel „Icebreaker“ setzten sich Schüler gemeinsam mit dem freischaffenden Theatermacher Jean-Francois Drozak mit dem Thema „Depression im Jugendalter“ auseinander. Als Vertreter der AOK, die das Projekt unterstützt, zeigt sich Gesamtkoordinator Wolfgang Lindner überzeugt: „Die Aufklärungsarbeit zum Thema Depression ist enorm wichtig. Bis zu 20,2 Prozent der Jugendlichen in Deutschland unter 18 Jahren zeigen ein erhöhtes Risiko für psychische Auffälligkeiten. Die Coronapandemie hat diese Situation leider noch verstärkt.“ Mit dem Filmprojekt „Icebreaker“ gelinge es, die Jugendlichen spielerisch an das heikle Thema heranzuführen. Den Schülern gegenüber bekräftigt er: „Daher ist es wichtig, den jungen Leuten aufzuzeigen, dass sie nicht alleine stehen und es Hilfe und Unterstützung gibt.“
Präventionsclips statt Theaterstück
Während der vergangenen Woche entwickelten die Schüler Präventionsclips, die der Klasse 9 a am Freitag im Präsenzunterricht gezeigt wurden. Darüber hinaus erhalten nun weitere Schulen in der Region die Gelegenheit, die Clips zu nutzen. Drozak bedauert, dass „Icebreaker“ dieses Jahr nicht wie die Jahre zuvor als Theaterstück vor Publikum aufgeführt werden kann. Die Film-Projektwoche sei deshalb ein Alternativkonzept, um den Schulalltag zu bereichern und den Jugendlichen Mut zu machen. Die acht teilnehmenden Schüler wurden bei einem Casting ausgewählt. Der gedrehte Film basiert auf Drozaks Theaterstück „Icebreaker“.
Für die Schüler wurde die Mehrzweckhalle zur Theaterbühne. Durch ihr Szenenspiel gaben sie ihren Mitschülern zu erkennen, dass sich psychische Erkrankungen oft schleichend und zunächst unbemerkt entwickeln. Sie lernten Verdachtsmomente einer beginnenden oder vorhandenen Depression zu erkennen und diese anzusprechen. Vor allem aber lernten sie, dass Depression eine heilbare Krankheit ist.
Äußere Anzeichen erkennen
Durch das theaterpädagogische Erleben fanden die Zuschauer zudem einen neuen Zugang zu der Erkrankung Depression und der Problematik der beteiligten Familien – besonders die der Geschwisterkinder. Mit der szenischen Darstellung des Problems brachten die Akteure äußere Anzeichen der Depression auf die Bühne. Drozak hatte mit seinen Akteuren verschiedene Situationen ausgewählt, mit denen sie zum Ausdruck brachten, dass die interaktive und dadurch sehr intensive und persönliche Auseinandersetzung der Krankheit das Fremde nimmt und Verständnis für Erkrankte und deren direktes Umfeld schafft.
Die Inhalte der einzelnen Szenen vertiefte Drozak mit einem Fragenkatalog an die Schüler: „Nur schlecht drauf oder steckt eine Depression dahinter?“ Den Akteuren hatte er bereits zur Generalprobe bescheinigt „ihr seid der Hammer“, und ihnen bei Improvisationshilfen zugerufen: „Es gibt auf der Bühne keine Fehler!“
Den Zuhörern, zu denen sich neben Lindner auch stellvertretender Landrat und Vorsitzender des Fördervereins Wirtschaftsschule Albert Nickl und Zweiter Bürgermeister Karl Lorenz gesellt hatten, bescheinigte Schulleiterin Martina Auer-Bertelshofer vor Szenenbeginn: „Ihr habt heute das Privileg eines Logenplatzes.“ Sie sprach von einem Highlight und einen tollen Start der Schüler als Schauspieler. Mit dem am Vortag bei der Schule eingegangenen Schreiben des Kultusministeriums zum Thema Depression und Lernort Schule stellte sie eine Verbindung her zum gezeigten Theater und resümierte: „Aktueller geht’s nicht!“ Nickl zeigte sich beeindruckt von der Behandlung eines „sensiblen Themas, das jede Altersgruppe betreffen kann“.
„Ich bin sehr froh, dass wir einen Weg gefunden haben, das eigentliche Theaterprojekt der letzten Jahre in Form eines Filmdrehs an den Schulen in der Oberpfalz fortsetzen zu können. Auf diese Weise werden wir unserem Präventionsauftrag gerecht“, versichert Jean-Francois Drozak.
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