Der demographische Wandel macht sich auch in Eslarn deutlich bemerkbar. Von rund 2700 Einwohnern zählt die Gemeinde 880 Personen, die über 60 Jahre alt sind. Bürgermeister Reiner Gäbl sieht ein Problem auf seine Kommune zukommen und will gemeinsam mit dem Marktgemeinderat darauf vorbereitet sein. Die Gemeinde bewarb sich deswegen beim Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales um die Einrichtung eines Quartiersmanagements. Als eine von nur zwei Gemeinden im Landkreis Neustadt/WN (die andere Gemeinde ist Schwarzenbach) ist Eslarn berücksichtigt worden. Seit 1. August ist nun Petra Brenner für diese Aufgabe zuständig. Sie hat bereits einen Plan, wie sie zusammen mit einem Netzwerk dafür sorgen könnte, dass ältere Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben - am besten im eigenen Heim - führen können.
Petra Brenner ist in Eslarn vor allem durch ihr Engagement als Vorsitzende der Anton-Bruckner-Musikschule bekannt. Die 59-jährige Mutter von zwei Kindern und mittlerweile fünffache Oma wohnt in Oberviechtach und ist mit Bürgermeister Gäbl liiert. Sie habe sich um die Stelle beworben, weil sie die beruflichen Voraussetzungen dafür vorweisen kann. Als gelernte Krankenschwester habe sie sich weitergebildet zur Lehrerin für Pflegeberufe. Außerdem habe sie die Nominierung zur Sachverständigen in der Pflege erworben. Als Qualitätsmanagement-Auditorin prüft sie bundesweit und auch in Österreich und der Schweiz Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Insbesondere in ihrer selbstständigen Tätigkeit als Reha-Managerin, die sie auch weiterhin ausüben werde, habe sie die notwendigen Erfahrungen für die künftige Aufgabe erworben.
Thema lange vernachlässigt
Bei einem Gespräch mit Oberpfalz-Medien erklärt Gäbl, dass er sich bewusst aus dem Bewerbungsverfahren herausgehalten habe. Dieses sei den hochoffiziellen Weg über Ministerium und Eslarner Marktrat gegangen. Er sei sehr froh, dass seine Gemeinde vom Sozialministerium, das die Teilzeitstelle zu einem Großteil fördert, berücksichtigt worden ist. Ihm sei bewusst: "Wir haben das Thema Senioren bislang vernachlässigt. Das ist ein wichtiger Baustein für unsere Gemeinde. Die meisten Kommunen tun da zu wenig." Anders als bei der jüngsten Bevölkerungsgruppe, für die man beispielsweise für Schulen und Spielplätze viel Geld in die Hand nehmen würde, würde man aktuell für die Senioren so gut wie keinen finanziellen Aufwand betreiben.
Der Eslarner Gemeindechef spricht die Vereinsamung der alten Menschen an, die oftmals ihre letzten Jahre daheim ohne familiäre Betreuung im eigenen Haus verbringen wollen oder müssen. Das Thema könne beispielsweise durch die Errichtung von Generationshäusern und Betreutem Wohnen gelöst werden, "aber nicht von heute auf morgen". Und hier könne Petra Brenner ansetzen: "Quartierskonzepte sind gute Instrumente für Kommunen, um eine zukunftsfähige Infrastruktur aufzubauen, die an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst ist und damit allen Generationen zugutekommt." Die Bevölkerung ruft er auf, sich an den künftigen Angeboten zu beteiligen und sich selber mit Vorschlägen, Ideen oder ehrenamtlichen Angeboten einzubringen.
Netzwerk ausbauen
Als Quartiersmanagerin will Brenner ihr Netzwerk nutzen und weiter ausbauen. "Wir wollen den Senioren ein breites Angebot geben von Gesundheitsvorsorge über Dienstleistungen wie Fahrdienste bis hin zu regelmäßigen Treffen, bei denen man schnell ins Gespräch kommt und sich austauschen kann." Im Grunde sei Vieles schon vorhanden wie AWO und Goldener Oktober. "Wir müssen aber jetzt für unsere ältere Generation ein Gesamtpaket schnüren und das dann auch bekannt machen", so Brenner. Sie werde als Koordinatorin fungieren, aber als Ansprechpartnerin auch bei speziellen Problemen ihre Erfahrung im Pflegebereich einsetzen. Mit einer Umfrage werde man zunächst die Wünsche und Sorgen der Senioren ermitteln. Auch das Thema Barrierefreiheit werde man in Eslarn näher beleuchten müssen.
Petra Brenner plant ab 5. November jeden ersten Samstag im Monat regelmäßige Seniorenstammtische am Kommunbrauhaus, bei denen auch andere Altersgruppen willkommen sind. Bei Fragen zur barrierefreien Anpassung des Wohnbereichs oder in Sachen Hilfsmittelversorgung werde sie auf Wunsch auch Hausbesuche machen. Brenner lädt die Senioren bereits zu einigen Veranstaltungen ein. In einem Einsteiger-Kurs gibt Referent Peter Klein am 4. Oktober von 9 bis 12 Uhr Informationen rund um das Smartphone (Android). Die Gebühr beträgt 25 Euro. Am 29. Oktober um 15 Uhr geht es dann bei einem kostenlosen Vortrag der Kriminalpolizei Weiden um "Betrug am Telefon", danach gibt es Kaffee und Kuchen. Beide Termine finden im Sitzungssaal des Rathauses statt.
Am 6. Oktober startet das Präventionstraining "Gesunder Rücken". Das Training läuft acht Wochen lang jeden Donnerstag von 15.30 bis 16.30 Uhr in der alten Schulturnhalle in Eslarn. Bei Fragen zu Ablauf und Kosten können sich interessierte Senioren bei Petra Brenner melden. Sie ist über das Rathaus erreichbar.
Zur Person Petra Brenner
- Alter: 59 Jahre
- Wohnort: Oberviechtach
- Beruf: gelernte Krankenschwester, Qualitätsmanagement-Auditorin und Sachverständige im Pflegebereich
- Ehrenamt: Vorsitzende der Anton-Bruckner-Musikschule Eslarn e.V.
- Quartiersmanagerin: Teilzeitstelle der Gemeinde Eslarn seit 1. August 2022, gefördert über das bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales
- Kontakt: Telefon: 09653/92-0-70, E-Mail: pbrenner[at]eslarn[dot]de
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