Die Hauptdarsteller waren die bedrohten Pflanzen und zwei freilaufende Rinder: Exkursionsleiter Erwin Möhrlein, Beauftragter für das Artenhilfsprogramm für besonders bedrohte Farn- und Blütenpflanzen im Landkreis Tirschenreuth, führte eine Delegation aus Naturschutzbehörde, Landschaftspflegeverband und dem Forst zu Wiesenflächen mit bedrohten Pflanzenarten. Seit einem Jahr taucht die Buschnelke nach einigen Jahren Pause wegen eines verringerten Weideviehbesatzes in der Rinderweide der Hammermühle wieder auf.
Für die Exkursion hatte Erwin Möhrlein deshalb auch den Weidenbesitzer Hubert Wild eingeladen, der diese Fläche von 45 Hektar mit 22 Tieren (überwiegend Angusrind) beweidet. Möhrlein zeigte, wo die Nelke entdeckt wurde. Ebenfalls besichtigt wurde der sogenannte „Lämmersalat“ auf der LBV-Ankaufsfläche (Landesbund für Vogelschutz) im Bärensteiner Gebiet. „Diese Art gilt zusammen mit dem Dillenius-Ehrenpreis und dem Bauernsenf mit als wertvollste und bedrohteste Art auf den für die Falkenberger Heide typischen Granitkuppen“, erklärte Möhrlein. Auch gebe es das früher im Landkreis noch weiter verbreitete Katzenpfötchen mit lediglich zwei Vorkommen nur noch im Bereich der Gemeinde Falkenberg.
Kühe übernehmen Pflege
Förderlich für diesen Artenreichtum seien neben dem stark ausgeprägten Relief und einer klein parzellierten Landschaft auch die Beschaffenheit des Falkenberger Granits. Im Gestein sei der etwas basische Feldspat-Anteil besonders hoch, wusste Möhrlein. Am Nachmittag ging die Exkursion weiter mit Revierförster Matthias Gibhardt in das Klingenholz und ins Frombachtal. Thema war die gezielte Ansiedlung der Arnika auf einer neuen Beweidungsfläche. Zwei Kühe leben auf dieser zwei Hektar großen eingezäunten Weide das ganze Jahr. „Der dichte Bewuchs von Zwergstrauchheiden, Faulbäumen und Birken wurde erfolgreich von den Rindern verbissen“, freute sich der Naturschützer, dass die Tiere die Pflegemaßnahmen selbst übernommen hätten. Das erspare den Einsatz von Menschenhänden.
Am Frombachtal wies Förster Gibhardt auf Buschnelken-Vorkommen hin. Zudem wurden an diesem Tag noch zwei Arnikaflächen im südlichen Fichtelgebirge erkundet. „Hintergrund für die diesjährigen Schwerpunkte Arnika und Buschnelke sind der deutliche Rückgang oder Ausbleiben der Arnika an vielen Standorten", erläuterte Möhrlein. Als Ursachen nannte er fehlende Bodenverwundungen unter anderem durch die notwendige Verwendung moderner Bandrechen bei der Heuernte und damit zu geringe Chance auf eine erfolgreiche Vermehrung durch Samen.
Ganzjährige Beweidung
Bei dieser Exkursion wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Erste Ergebnisse und Maßnahmen konnten vor Ort entschieden werden: Als Abhilfemöglichkeiten schlug Möhrlein vorrangig die Filzentfernung oder Zweitmahd vor und konnte konkrete Filzbeseitigungs-Maßnahmen gleich vor Ort vereinbaren. Auch das geplante Beweiden auf weiteren Buschnelken-Flächen und die mögliche Wirkung auf die Vorkommen dieser Art wurden konkret besprochen. Insbesondere geeignet sei das Projekt "Wilde Weiden" in der Gumpener Waldnaabaue. Auf landwirtschaftlich gesehen wenig produktiven Standorten soll dort eine naturverträgliche Tierhaltung möglichst qualitativ hochwertiges Fleisch und Biodiversität produzieren. Dabei ist eine ganzjährige Beweidung der Fläche geplant. Eine maschinelle Mahd und Weidepflege soll nur bei naturschutzfachlicher Notwendigkeit erfolgen.
Seitens der Unteren Naturschutzbehörde wurden die Fördermöglichkeiten aus verschiedenen Programmen erläutert. Die Anwesenden waren sich einig, dass sowohl eine extensive Mähnutzung als auch die extensive Weidenutzung Vor- und Nachteile für die Zielarten mit sich bringen könne und deswegen ein Nebeneinander dieser beiden Grünlandnutzungsformen für bestimmte Gebiete Sinn macht. Falkenbergs Bürgermeister Matthias Grundler hatte schon am Vormittag betont, dass sich die Gemeinde dem hohen Wert ihrer besonders artenreichen Natur bewusst sei und deren Erhalt nach Kräften unterstützen wolle.
Was steckt hinter dem Artenhilfsprogramm Flora?
- Artenhilfsprogramm Flora der Regierung der Oberpfalz: Seit über 20 Jahren arbeiten Pflanzenspezialisten, Landschaftspflegeverbände, Landwirte und die Naturschutzbehörden daran, besonders seltene und gefährdete Pflanzenarten in ihrem Bestand zu erhalten.
- Im Fokus stehen Farn- und Blütenpflanzen der Bayerischen Roten Liste (RL), für deren Erhalt Bayern bzw. die Oberpfalz eine hohe Verantwortung hat.
- Grundlage des AHP Flora ist eine genaue, zum Teil jährlich stattfindende Kontrolle der noch vorhandenen Wuchsorte: das Monitoring.
- Darauf aufbauend werden Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der jeweiligen Art und ihres Lebensraums erarbeitet und durchgeführt.
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