Das verpflichtende Hygiene-Konzept der Staatsregierung für die Campingplatz-Betreiber wird nicht überall gleich umgesetzt. Während die Gemeinde Waidhaus in ihrer Anlage „Bäckeröd“ Duschen und WCs noch geschlossen hält, dürfen etwa am Gaisweiher wenigstens die WCs unter strengen Auflagen genutzt werden.
Bäckeröd: WCs geschlossen
Wie die Geschäftsleiterin des Marktes Waidhaus, Kerstin Wilka-Dierl, sagt, waren die Anfragen bis Freitag noch ziemlich verhalten. Zum einen dürfen grundsätzlich nur Camper mit eigener Sanitäreinrichtung an Bord kommen, zum anderen machen die geschlossenen WCs in der Anlage die ganze Sache selbst für diejenigen nicht sehr attraktiv, die ein Klo im Wagen haben. Denn vor allem Dauercamper schätzen die Bequemlichkeit von Sanitäreinrichtungen vor Ort.
Dazu kommt laut Wilka-Dierl, dass das Grillen und Kaffeetrinken mit den Nachbarn zur Linken und Rechten nur sehr eingeschränkt möglich sei. Außerdem fehle in der „Bäckeröd“ im Moment das Freibad, das noch nicht geöffnet sein dürfe.
Für die Betreiber der Plätze bedeuten die Auflagen deutlich mehr Personaleinsatz und entsprechend höhere Kosten. Reinigung und Desinfektion etwa müssen in kurzen Abständen erfolgen. Katrin Meusel vom Campingplatz Schweinmühle bei Windischeschenbach spricht von deutlichen Mehrkosten, die man aber nicht auf die Camper umlegen werde.
Die Anlage sei glücklicherweise so weitläufig, dass man den Gästen einen entsprechend großen Abstand zu den Nachbarn ermöglichen könne. Die WCs dürfen hier wie in Flossenbürg benutzt werden, geschlossen bleibt vorerst jedoch die Wirtschaft, nur der Biergarten ist geöffnet. Meusel äußert sich verhalten optimistisch: „Es kommt wieder Leben auf.“
"Eine echte Herausforderung"
Beim Kommunalservice Flossenbürg, dem Betreiber der Gaisweiher-Anlage, standen laut Bürgermeister Thomas Meiler die Telefone schon tagelang vor der Öffnung am Pfingstsamstag nicht mehr still. Meiler, der auch Vorsitzender des Kommunalservice ist, spricht von einer „echten Herausforderung unter diesen Bedingungen“, von einem finanziellen wie personellen Kraftakt. Tanja Schwanitz vom Vorstand des Kommunalservice bringt die Hoffnung auf eine weitere Entspannung der Situation zum Ausdruck, „damit wir unseren Campern bald wieder mehr Komfort bieten können“. Unter Beachtung der Hygieneregeln stehen am Gaisweiher aber schon wieder die Schlaffässer, Apartment, Badelandschaft, Liegewiese und Wasserspielplatz zur Verfügung.
"Das ist unsere zweite Heimat"
Abstand halten, Maske tragen, nicht mit allen Nachbarn rundum gleichzeitig grillen dürfen, im Wagen duschen müssen - alles Einschränkungen, aber keine ernsthaften Hindernisse für leidenschaftliche Camper wie Familie Scheidl aus Abensberg. „Das ist unsere zweite Heimat“, sagen sie. Die Niederbayern sind so oft es geht am Wochenende am Gaisweiher.
Scheidl ist Kassier des Vereins Campingfreunde Gaisweiher. Wie der Vorsitzende Jürgen Markelstorfer gehört er zu denen, die am häufigsten auf dem Platz anzutreffen sind. Sie und andere Dauercamper saßen wie auf Kohlen, um endlich wieder an den Gaisweiher zu fahren. Scheidl und seine Familie wollten eigentlich so in Abensberg aufbrechen, dass sie um 0 Uhr am Pfingstsamstag in Flossenbürg angekommen wären, mussten dann aber zu ihrem Leidwesen erfahren, dass erst um 9 Uhr morgens geöffnet wird. Mit ihnen haben am Samstag etwa 40 weitere Familien ihre Wochenend-Domizile unterhalb der Burgruine bezogen.
Campingfreude trotz Corona
Der etwa hundert Mitglieder starke Verein der Campingfreunde Gaisweiher besteht aus 300-prozentigen Dauercampern, die den Platz mit viel Geld und Arbeit unterstützen, die am Gaisweiher Silvester feiern und sich auch von eher ungemütlichen Jahreszeiten nicht abhalten lassen, ihre kleinen Zweitwohnsitze aufzusuchen. Solche Camper lassen sich von ein paar zusätzlichen Hygienemaßnahmen nicht abschrecken. Um noch einmal Stephan Scheidl zu zitieren: „Du host halt net die Freiheiten wie davor.“ Aber es bleibt noch mehr als genug Campingfreude – auch in Corona-Zeiten.
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