Es ist kaum ein Dutzend, das sich zu diesem Friedensgebet der evangelischen Jugend im Dekanat Weiden im Hof des Arrestbaus der KZ-Gedenkstätte versammelt hat, aber es fallen zum Teil sehr deutliche Worte nicht nur in Richtung Ukraine-Krieg, sondern auch in Richtung „spaziergehender Querdenker“, die sich Bonhoeffers bekanntestes Gedicht zu eigen machen. Der Dekanatsjugendreferent Fabian Endruweit nennt es „Blasphemie am echten Glauben und am tatsächlichen Widerstand“, wenn Kritiker der Corona-Maßnahmen sich bei ihren Spaziergängen „von guten Mächten geborgen“ wähnten und „so tun, als wären sie heldenhaft im Widerstand gegen eine Diktatur“. Damit täten sie Bonhoeffers Gedicht Gewalt an; verschiedene evangelische Kirchengemeinden sängen das Lied derzeit aus diesem Grund nicht mehr.
Bei der Andacht wird die Vertonung der Bonhoeffer-Verse in der weniger bekannten Version Otto Abels von 1959 gesungen. Endruweit spricht von einer „anderen Form von Krieg“, wenn behauptet werde, es herrschten Umstände wie in einer Diktatur ähnlich dem Dritten Reich. „Was ist das anderes als verbaler Krieg, der Seelen und Menschen tötet?“, fragt der Dekanatsjugendreferent.
Dekan Thomas Guba verbindet das Gedenken an Bonhoeffer und die, die an diesem 9. April 1945 mit ihm starben, mit einem Gedenken an alle, die heute weltweit in Kriegen sterben, die „in diesem Moment völlig sinnlos ihr Leben verlieren“. Und Guba schließt die Angehörigen dieser Kriegstoten ein, erinnert an das Leid derer, die wie Bonhoeffers Eltern und dessen Verlobte bangen und trauern. Er zitiert aber auch aus einem Brief von Bonhoeffers Vater, in dem dieser schreibt, die Familie sei sich einig gewesen über die Notwendigkeit zu handeln, die Söhne seien sich bewusst gewesen, welches Risiko sie eingingen. Martin Waßink von der Dekanatsjugendkammer sagt wenig später zwischen den Strophen des Bonhoeffer-Gedichtes: „Ich könnte mutiger sein, da bin ich sicher.“ Ein Appell, den Weg des Friedens zu suchen und zu gehen, statt im System mitzulaufen.
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