Grafenrichter Holzstudio richtet Sonderfahrzeuge für Schwertransporte wohnlich ein

Grafenricht bei Stulln
01.01.2023 - 11:57 Uhr
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Der Himmel im künftigen Begleitfahrzeug für Schwertransporte ist noch blau. Wenn seine Ladefläche als Wohnstube eingerichtet ist, ist er weiß. Christoph Bierner ist in Grafenricht bei Stulln auf den Umbau von Sonderfahrzeugen spezialisiert.

Der gelbe Mercedes-Sprinter in der Halle in Grafenricht hat noch keine Kennzeichen, aber einige Dreckspritzer. Dabei ist er als Sonderfahrzeug noch gar nicht einsatzbereit. Die Dachaufbauten, wie eine aufklappbare Lichtanlage mit der Anzeige "Schwertransport" beziehungsweise "Überholen verboten" aber schon. Diese Arbeit ist im Nürnberger Raum erledigt worden.

Danach trat der Sprinter seine erste Reise mit roten Kennzeichen an - nach Grafenricht zum Holzstudio Bierner. Die Strecke ist gemessen an denen, die er zurücklegen wird, ein Klacks. Bei Schmuddelwetter reichen schon um die Hundert Kilometer, um von außen nicht mehr taufrisch auszusehen. Innen ist er auf jeden Fall nigelnagelneu und gerade dabei sich zu verändern. Christoph Bierner und dessen Mitarbeiter machen sich an den Wohn- und Schlafplatz. Der Fahrer, der mit dem Sprinter beispielsweise den Transport von großen Landmaschinen oder Windrädern begleitet, verbringt hier seine Ruhe- und Freizeit.

Viel auf wenig Raum

Es werden eine Art Küchenmöbel eingepasst. Schränke und Bett dürfen nicht fehlen. "Im Prinzip sind alle gleich", sagt Christoph Bierner zu Oberpfalz-Medien. Mit gleich meint der Schreinermeister, dass wenig Raum für eine andere Innenarchitektur bleibt. Der Platz ist optimal genutzt und der Ausbau bis ins kleinste Detail ausgetüftelt. Zwischen dem Wohnbereich und den Türen im Fonds des Sprinters schafft auch noch ein Regal Ordnung. Werkzeug, Blinklichter oder Warnpylonen reisen mit. Im Fall der Fälle schnell griffbereit. Einer der ersten Handgriffe im Inneren gilt der Elektrizität. Wasser und Nasszelle gibt es nicht.

Danach folgen Isolierung und Wandverkleidung. Erst zum Schluss geht es an die Einbaumöbel. Zwei Schranktüren fehlen noch. Sie warten in der Werkhalle auf die Montage. Das Bett ist angedeutet. Die Rückwand erhält noch eine Verkleidung. Vorhänge vervollständigen letztendlich die Einrichtung. Wann verfärbt sich der Himmel? Ein Teil dieser blauen Schutzfolie ist bereits weg. "Entweder mal zwischendurch oder ganz zum Schluss", antwortet Christoph Bierner. Gut 40 Arbeitsstunden sind für den Umbau zu kalkulieren. Zehn bis zwölf dieser Fahrzeuge kleidet er im Auftrag der Schwandner Logistik (Pfreimd) im Jahr wohnlich aus. "Naja, eher zwölf", ergänzt er.

Nach vier Jahren ausgemustert

Seit etwa fünf Jahren sind Sonderfahrzeuge ein Teil seines Geschäfts. Von Routine mag er nicht sprechen, obwohl sich vieles natürlich gleicht. "Abwechslungsreich ist es dennoch" und vor allem dann, wenn es erschreckend schnell gehen muss, um einen Gebrauchtwagen in einen BF3 (Begleitfahrzeug Größe 3) zu verwandeln. Wird bei einem Unfall eines der Fahrzeuge geschrottet - keine Seltenheit - tritt dieser Fall ein. "Mit den Sprintern mit Blinklichtern ist es wie mit den Fahrzeugen der Autobahnmeisterei. Es fährt oft einer drauf." Nach vier Jahren sind sie sowieso am Ende. In dieser Zeit legen sie rund eine Million Kilometer zurück. Kürzlich hat das Pfreimder Unternehmen Windräder für einen Windpark nach Schweden geliefert. Die Fahrer sind dafür lange unterwegs, sitzen nächtelang ab 22 Uhr am Steuer. Tagsüber werden die Kolosse samt Begleitfahrzeug zwischengeparkt und genau da zahlt sich der Wohnbereich aus Grafenricht aus.

Hintergrund:

Holzstudio Bierner

  • Möbelschreinerei 2008 als Nebenerwerb von Christoph Bierner gegründet.
  • Möbelschreinerei zugunsten des Vertriebs von Fußböden, Zimmertüren, Terrassen und dem Ausbau von Sonderfahrzeugen 2018 reduziert. Voll -statt Nebenerwerb. Vorhandene Gebäude zu Werkstatt, Lager und Büro umgebaut.
  • Ausstellung 2020 als Schlusspunkt der Umbau-Maßnahmen.
 
 

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