Die Sitzplätze wurden knapp im Saal des Gasthauses Zum Alten Fritz in Haunritz: Die Gemeinde Weigendorf hatte am Mittwoch, 5. April, zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, nachdem in den vergangenen Wochen und Monaten Gerüchte die Runde machten, dass die ehemalige Pension Haunrat demnächst als Unterkunft für Asylbewerber genutzt werde. Fast die Hälfte der gut 200-köpfigen Bevölkerung des Ortes war gekommen.
Gleich zu Anfang wies Bürgermeister Reiner Pickel den Vorwurf zurück, dass die Gemeinde dieses Thema nicht von Anfang an öffentlich besprochen habe. Erst jetzt stehe fest, dass am 11. April die ersten 14 Geflüchteten eintreffen. Das bestätigte Franz Brunner von der Regierung der Oberpfalz. Er erläuterte den sogenannten Königsteiner Schlüssel, der die Aufteilung der Schutzsuchenden auf die einzelnen Bundesländer festlege. 15 Prozent müsse Bayern aufnehmen, davon 8,5 Prozent die Oberpfalz, und wiederum davon kämen 9,5 Prozent auf den Landkreis Amberg-Sulzbach. Das Haus in Haunritz könne 40 Menschen beherbergen.
20 Prozent der Einwohnerzahl
Hier hakten Haunritzer ein, die ein zahlenmäßiges Missverhältnis befürchteten. 40 Geflüchtete entsprächen 20 Prozent der Einwohnerzahl des Orts. Das würde im Vergleich bedeuten, dass Sulzbach-Rosenberg mit knapp 20.000 Bürgern rund 4000 Migranten aufnehmen müsste. Das Objekt selbst habe keine Außenanlagen, und es gebe keine sozialen Treffpunkte: "Hier in Haunritz ist nichts geboten, was eine Integration unterstützen könnte."
Auf die Frage, wie denn die Bewohner im Haunrat versorgt werden sollten, antwortete Brunner: "Die Flüchtlinge bekommen Geldleistungen nach dem Sozialhilfegesetz. Sie können dann mit dem Bus zum Einkaufen fahren." Das traf im Saal auf einiges Unverständnis, da Haunritz an keine Buslinie angebunden ist.
Infrastruktur bereitet Sorgen
Hans Lauterbach von der Organisation "Sulzbach-Rosenberg hilft" berichtete über die Erfahrungen seines langjährigen Engagements in der Flüchtlingshilfe. Kritik sei berechtigt, sagte er im Blick auf die wenig geeignete Infrastruktur am Ort und stellte dabei die Frage nach der Residenzpflicht für Asylbewerber. Diese werde voraussichtlich aufgehoben, warf Brunner ein. Mit der Infrastruktur sei auch er nicht glücklich, offenbarte Brunner, aber er habe einen Auftrag zu erfüllen.
Die ehemalige Pension Haunrat sei der Regierung angeboten worden. Das Objekt sei nach der Prüfung, ob es die Auflagen des Brandschutzes erfüllt, jetzt frei gegeben, und am 11. April würden die ersten 14 Bewohner eintreffen. Angekündigt seien Frauen und Ehepaare aus Syrien und dem Iran sowie vier alleinstehende Männer.
"Erste Helferin" meldet sich
Die Diskussion wogte einige Zeit hin und her. Der Zuruf einer Bürgerin "Ihr seid nicht allein, die Weigendorfer werden euch helfen" erntete als Reaktion "Auf Hoffnung zu setzen ist mir zu vage!". Das war der Auslöser für eine Anwohnerin der Flüchtlingsunterkunft, sich als erste Helferin zu bezeichnen und den Wunsch auszusprechen, dass sie damit nicht allein bleiben werde. Dafür erntete sie viel Beifall.
"Wir reden um den heißen Brei. Die Flüchtlinge kommen jetzt", lenkte ein Haunritzer die Diskussion in eine konstruktive Richtung. Zur Sicherheitsfrage nahm der Chef der Polizei in Sulzbach-Rosenberg, Erster Polizeihauptkommissar Michael Kernebeck, Stellung: "Haunritz gehört zu den sichersten Gegenden unseres Inspektionsbereichs, und das wird so bleiben!"
Den Vorschlag, ein Organigramm oder eine Telefonliste mit Ansprechpartnern und Verantwortlichen zu erstellen, nahm die Gemeindeverwaltung auf. Bürgermeister Pickel versprach, sich im Rahmen der Datenschutzverordnung darum zu kümmern.
"Ich spüre Bedenken", deutete Hans Lauterbach in einer erneuten Wortmeldung die Stimmung im Saal. „Ich biete an, euch im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten zu coachen, so dass man das Thema auch in Haunritz in den Griff bekommt, auch wenn die Infrastruktur keine positiven Argumente bereithält." Ähnlich äußerte sich Mirjam Wohlfahrt von der Flüchtlings- und Integrationsberatung in Sulzbach-Rosenberg: „Wir beraten, wir klären auf, wir kümmern uns um Deutschkurse und Kindergartenplätze. Ich verstehe, dass Sie Bedenken haben, aber alles wird sich regeln."
Syrer schildert seine Erfahrungen
Der Syrer Basel Alapandi ist 2015 als einer von damals vielen Flüchtlingen nach Deutschland gekommen. Zum Schluss berichtete er über seine Erfahrungen und seinen beruflichen Werdegang, der ihn in den Pflegebereich geführt hat. Sein Bericht versprühte Zuversicht, die Bürgermeister Pickel in sein Schlusswort einband: "Gehen wir positiv in die Zukunft, geben wir diesen Menschen Hoffnung und ein sicheres Zuhause!"
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