Ein schwarzes Herz im roten Pullover, wie sich Rosi Schuller selbst beschrieb, wollte sich in der Wahlversammlung der CSU Kirchenthumbach im Gasthaus Dobmann nicht beruhigen. Es sei ihr unverständlich, was da in der Marktgemeinde derzeit laufe. „Eine Partei, die in Kirchenthumbach 70 Jahre lang für eine gute Kommunalpolitik stand, läuft nun der SPD hinterher. Da lacht die ganze Region“, beklagte sich die Blechmühlerin in Anwesenheit von SPD-Bürgermeister Jürgen Kürzinger.
Das Dementi folgte postwendend. „Wir lassen uns von der SPD nichts vorschreiben“, betonte zweiter Bürgermeister Josef Schreglmann. Ein Rückblick auf die Kommunalpolitik der vergangenen sechs Jahre zeige zudem, dass das Bündnis zwischen SPD und CSU der Marktgemeinde gut getan habe. Schützenhilfe bekam der Vizechef des Marktes von seinem CSU-Ratskollegen Winfried Sporrer: „Wir setzen weiter auf eine effektive Zusammenarbeit mit Jürgen Kürzinger.“ Miteinander hätten CSU und SPD eine zukunftsorientierte, nachhaltige und zuverlässige Arbeit abgeliefert, sagte Sporrer weiter.
Den Bürgertreff bestimmte zunächst die Vorstellung der Kandidaten. Ein Team, das in seiner Gesamtaufstellung mit einer ausgeglichenen Altersstruktur, mit einem großen beruflichen Facettenreichtum und mit einer tiefen Verwurzelung in der Vereinswelt glänzt und alle größeren Ortsteile der Marktgemeinde berücksichtigt. Die Zielvorstellungen der CSU-Mannschaft orientierten sich rund um die Schwerpunkte einer Gemeindepolitik auch für die junge Generation, für die Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements, für die Stärkung des ländlichen Raumes und einer Politik fernab der Stammtische zum Wohle aller Ortsteile.
Schreglmann und Sporrer fassten die Leistungen des Rates in den vergangenen sechs Jahren zusammen und erläuterten die wesentlichen Zielvorstellungen der CSU für die nächste Wahlperiode. Zu den fundamentalen Grundsätzen des zweiten Bürgermeisters gehörten ein Plädoyer für den Schulhausneubau, die Ertüchtigung der Kläranlage einschließlich der Abwasserkanäle und von Regenrückhaltebecken, die nach langem Sanierungsstillstand zwischen den Jahren 2004 und 2014 endlich der Generalsanierung bedürften. „Heute werden wir von den Problemen von damals eingeholt“, bedauerte Schreglmann.
Der CSU-Ortsvorsitzende beschrieb zudem die Herausforderungen zur Trinkwasserversorgung der Bürger. So seien neue Hochbehälter zu bauen und das zum Teil marode 75 Kilometer lange Leitungsnetz zu erneuern. Derzeit sei das Thema wegen der vielen Wasserbrüche, zum Beispiel in der Lindenstraße, hoch aktuell. Eine abschnittsweise Erneuerung der Wasserleitungen sei deshalb ein Gebot der Stunde. In diesem Zusammenhang sei auch die Sanierung von Straßen zu sehen. Derzeit wartet die Kommune mit Blick auf die „Strabs“ wie viele andere Gemeinden auch auf klare Förderrichtlinien des Staates, hieß es.
„So etwas hat's noch nicht gegeben.“ Mit dieser Feststellung wies Schreglmann auf das Vorzeigeprojekt des neuen Gewerbegebietes in Kirchenthumbach hin und erinnerte an die Vorreiterrolle des Marktes bei der Ausweisung und Erschließung neuer Baugebiete zum Beispiel im Bereich Sandbrunnen und in Thurndorf. Bemerkenswert fand der CSU-Ortsvorsitzende auch das Konzept „Innen statt außen“. Für dieses Projekt hielt Schreglmann eine Zusammenarbeit mit der Teilnehmergemeinschaft für zielführend. Er bedauerte aber, dass der „Vorstand der Dorferneuerung“ auf eine entsprechende Anregung des Gemeinderates vom August 2019 nicht reagiere.
Winfried Sporrer griff schließlich die Transparenzfrage gemeindlicher Entscheidungen auf. Der Informationsfluss in Richtung Bürgerschaft sei besser denn je, merkte der CSU-Mann an. Allerdings setze die Gemeindeordnung auch Grenzen für öffentliche Mitteilungen, wie zum Beispiel bei Grundstücksgeschäften. Sporrer thematisierte ferner die Breitbanderschließung der Kommune und versprach den Abschluss der Baumaßnahmen in allen Ortsteilen in den nächsten zwei Jahren. Die Verträge mit Telekom seien längst abgeschlossen. Nun warte man auf die Baumaschinen.
Eine Lanze für Kirchenthumbachs Vereine brach Josef Schreglmann: „Die 42 Vereine sind die Fundamente des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens und werden bestens bedient.“ Zu den Schwerpunktthemen zählte der Vizebürgermeister auch die „schwere Kost“ der Haushaltskonsolidierung. Dazu gehöre eine angemessene staatliche Förderung der Gemeindeprojekte, forderte er. Ein großer Wunsch kam aus den Reihen der Kandidaten. Schmerzlich vermisst wird ein Senioren- und Pflegeheim. In der Diskussion meldete sich noch einmal Rosi Schuller zu Wort. Die kommunale Finanzexpertin vermisste ein schlüssiges Finanzierungskonzept für die millionenschweren Projekte zur Ertüchtigung der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung. Überhaupt sei die Aufklärung aus dem Rathaus sehr dürftig, bemängelte Schuller.
Stellvertretender Landrat Albert Nickl freute sich mit Blick auf die vielen jungen Leute in der Versammlung über das große Interesse des Kirchenthumbacher Nachwuchses, kommunale Verantwortung zu übernehmen. Eine Lanze brach der Repräsentant des Landkreises für die Meinungsvielfalt, wie sie auch in der Versammlung festzustellen sei. Als prägend nannte er zudem den Einsatz vieler Bürger für ihre unmittelbare Heimat. Im Gegensatz zu großstädtischen Tendenzen sei die Welt der Ehrenamtlichkeit auf dem Land spitze.
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