Seit 42 Jahren betreibt Friseurmeisterin Herta Rudhoff in Mitterteich einen großzügig gestalteten Friseursalon mit zehn Arbeitsplätzen, doch solch eine Situation wie aktuell hat sie noch nicht erlebt. Wie schon im vergangenen Jahr ist ihr Laden seit Wochen geschlossen. Deshalb hat sie den Aufruf der Bayerischen Friseure „Wir brennen für unsere Kunden und lassen das Licht an“ unterstützt: Von Freitagnachmittag ab 16 Uhr bis zum Samstagvormittag um 8 Uhr hatte sie das Licht in ihrem Geschäft brennen lassen. Sie und ihre Kollegen wollten damit ein Zeichen und auf ihre schwierige Situation hinweisen.
"Genügend Abstand"
Herta Rudhoff kann den Lockdown bei den Friseuren absolut nicht verstehen. Zumal sie und ihre Kollegen alles getan hätten, um die Auflagen im Hygienebereich und bei den Abständen einzuhalten. "Ich habe eine Vollzeitbeschäftigte und drei Mini-Jobber beschäftigt. Da ich zehn Plätze in meinem Salon zur Verfügung habe, kann ich also jeden zweiten Platz sperren, so dass mehr als genügend Abstand gewahrt ist“, sagt die Friseurmeisterin. An der Eingangstüre ihres Salons hat sie ein Schild angebracht: „Friseursalon geschlossen. Warum? Wie lange noch ?“.
"Die aktuelle Lage ist für das Friseurhandwerk ein Desaster. Ich kenne einige Kollegen, die melden ihr Gewerbe ab und machen zu.“
Zu den Kunden nach Hause fahre sie auf keinen Fall, zumal es dafür empfindliche Geldstrafen gebe. Aktuell lebe sie "von der Substanz", doch dieses Geld wollte Rudhoff eigentlich erst nach ihrem Renteneintritt ausgeben. Sie hoffe, dass sie ab dem 15. Februar ihr Geschäft wieder öffnen darf.
Keine Ansteckung in Bayern
Auch Friseur-Obermeister Alfons Kliebhan aus Waldsassen ist fassungslos. „In Deutschland gibt es rund 80.000 Friseurgeschäfte, es kam zu insgesamt sieben Ansteckungen. In Bayern ist kein einziger Fall von einer Ansteckung in einem Friseurladen bekannt“, sagt der Waldsassener. Er und seine Frau Angela, selbst Friseurmeisterin, beschäftigen in ihrem Salon sieben Friseure, die sich aktuell alle in Kurzarbeit befinden. „Die aktuelle Lage ist für das Friseurhandwerk ein Desaster. Ich kenne einige Kollegen, die melden ihr Gewerbe ab und machen zu“, berichtet Angela Kliebhan.
Die Kliebhans sind aber dennoch aktiv, sie nutzen die aktuelle Lage dazu, den Salon umzubauen und den Mitarbeiterraum zu erweitern. Alfons Kliebhan kann das Schließen der Frisörläden nicht verstehen, „denn wir haben uns an alle Auflagen gehalten“. Auch fühle er sich vom Staat in Stich gelassen, da es keine finanzielle Unterstützung gebe. "Jetzt hat der Staat einen vereinfachten Antrag beschlossen. Wir können aber erst im Februar Geld für den Januar beantragen“, erläutert der Waldsassener.
Schmunzelnd trotz der harten Situation erzählt Alfons Kliebhan von einigen „unmoralischen“ Angeboten von Kunden, die ihn anrufen und zu einer Tasse Kaffee einladen. „Bring dann gleich die Schere mit“, würden diese dann noch hinterherschieben. Doch dies machte er nicht, zumal der Staat das als Schwarzarbeit einstufe. Klar, dass die Kliebhans auch die Lichter in ihrem Salon von Freitag auf Samstag brennen ließen.
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