Ausstellung "Suche nach Harmonie" im Schmidt-Haus Nabburg eröffnet

Nabburg
20.03.2023 - 09:35 Uhr

Klar in der Formensprache und idealisiert im Gesamteindruck – so setzt Jaroslav Touš seine Stillleben-Fotos in malerische Bilder um. Aktuell sind seine Werke im Museum im Schmidt-Haus zu sehen.

Der Maler Jaroslav Touš steht vor einem seiner Stillleben mit dem Titel "Blaue Kugel".

Ein rotes Stoffstück hält sich an der Lehne eines Holzstuhles fest. Die Frage, was wohl das gelb-orange Tuch daneben überspannt, tritt zurück, sobald die gewagt platzierte Pyramide zweier Bücher und einer Glaskugel obenauf in den Fokus gerät. Beim Blick ins Blaue scheint es, als befände sich das Miniatur-Spiegelbild darin gerade in zärtlicher Konversation mit seinem weißen Ursprung dahinter. Welch eine reizvolle kleine Stelle in der großflächigen Bildkomposition, die der Maler Jaroslav Touš hier inszeniert. Über 25 weitere seiner Stillleben sind derzeit im Museum im Schmidt-Haus zu sehen. "Ich würde mich freuen, wenn meine Bilder schöne Gefühle auslösen", wünscht er sich und schickt die Ausstellungsbesucher auf die "Suche nach Harmonie".

Sein eigener Weg führte den 45-jährigen Tschechen anfangs zur Fotografie mit einer ersten eigenen Ausstellung im Jahr 2005 in seiner Heimat Domažlice, Patenstadt von Nabburg, und später zur Galerie der Brüder Špillar. Dessen Leiter, Václav Sika, lehrte ihn, seine fotografischen Motive zeichnerisch und malerisch umzusetzen. Zwar waren Stillleben-Utensilien wie Tisch, Obst, Vase oder Blumen bereits in tausendfacher Variation zu sehen, doch reizte ihn die Herausforderung, sie nicht detailrealistisch, sondern in ganz eigener, tendenziell impressionistischer Manier vorbildlich des Licht- und Farbspektrums eines altmeisterlichen Rembrandt umzusetzen. So reduziert Touš die Materialität der Objekte auf ein Minimum. Das Licht kann damit ungehindert über die ohne jegliche stofftypische Textur wiedergegebenen glatten Oberflächen streichen und so mit hoher Leuchtkraft Kontraste fördern.

Besonders beeindruckt zeigte sich Touš auch vom zeitgenössischen Gesamtwerk des bekannten tschechischen Künstlers František Ronovský, dem er 2007 sogar persönlich begegnete. Im Vergleich zu dessen figürlichen Sujets aber sieht er sich derzeit "als ursprünglich fotografierender Maler", der noch gerne dem farblich perfekten, atmosphärischen Ausdruck gegenüber der vielleicht zusätzlich wünschenswerten Darstellung "menschlicher Aktivität" den Vorzug gibt. So richtig bewusst wurde ihm dies erst durch die stark intensivierte Vorbereitung zur Nabburger Ausstellung. Zeit dazu, in mehr als 100 Stunden pro Bild die mehrlagigen Schichten aus zunächst Acryl-, gefolgt von Ölfarbe aufzutragen, bleibt vorwiegend an Wochenenden.

Sensibilisiert durch seine berufliche Tätigkeit im Sozialbereich, entwickelte sich für ihn dabei der aktuelle Ukraine-Krieg zunehmend zur emotionalen Belastung. Tagtäglich treiben ihn nun Zweifel um: "Ist es richtig so weiter zu malen, wenn andernorts Menschen sterben?" Dieser ungelöste reale Konflikt einerseits und seine aus persönlicher Sicht noch unbefriedigende künstlerische Entwicklung hin zur idealisierten Darstellung und darüber hinaus, sind in seinen Bildern teils unübersehbar: Zwar nicht eintöniges, doch dezent-reduziertes Nuancenspiel wechselt sich mit farbkräftigen Licht-Schatten-Kontrasten ab. Umso verständlicher mag daher seine malerische Einladung ins Schmidt-Haus sein, verbunden mit der Motivation "Suche nach Harmonie!".

Hintergrund:

Ausstellung "Suche nach Harmonie"

  • Dauer der Ausstellung: 16. März bis 4. Juni 2023
  • Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag von 19 bis 23 Uhr sowie Sonntag von 14 bis 18 Uhr
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