Idealisten, die Menschen bei der Sicherung des Lebensunterhalts helfen

Nabburg
24.11.2022 - 09:59 Uhr
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Das Ziel einer „Tafel“ ist klar: Gute Lebensmittel nicht wegwerfen, sondern Menschen helfen, denen es nicht so gut geht. So sehen es auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die wöchentlich in Nabburg ihren kleinen „Supermarkt“ öffnen.

Einmal pro Woche öffnet die Tafel ihren Raum an der Bahnhofstraße in Nabburg, in den regelmäßig 80 bis 90 Kunden zum Einkaufen kommen.

Die Idee, eine Tafel für Nabburg und Umgebung zu gründen, stammte von Pfarrer Hannes Lorenz. Nach einem Kirchgang sprach der Geistliche die hauswirtschaftliche Fachfrau und Stadträtin Ernestine Gietl wegen einer solchen Einrichtung an und dachte dabei an Bedürftige, vorwiegend an Senioren, die mit sehr wenig Rente auskommen müssen. Daraufhin kam der Stein ins Rollen und das Projekt nahm auf einem zunächst nicht gerade ebenen Weges einen Lauf.

Um sich überhaupt ein Bild über den Aufbau und die Organisation einer Tafel zu machen oder zu erfahren, welche gesetzlichen Vorschriften zu beachten sind, besuchte zunächst ein kleiner Kreis Nabburger die Tafel in Oberviechtach und kam mit deren Vorsitzendem Dr. Friedrich Keller ins Gespräch, der ihnen mit Rat und Tat zur Seite stand. Nach etlichen Sitzungen mit einem Steuerberater zu Rechtsfragen und Satzung fand die Gründungsversammlung des Vereins „Tafel Nabburg e.V.“ statt. Damit man die neue Tafel überhaupt eröffnen konnte, brauchte man ferner auch eine Zustimmung der umliegenden Tafeln im Landkreis Schwandorf. Nach einigen Suchanläufen für passende Geschäftsräume (Verkauf, Lager und Büro) entschied sich die Vorstandschaft für die ehemalige Caritas-Sozialstation in der Bahnhofstraße.

Start vor genau einem Jahr

Mit viel Freude und einer gewissen Anspannung wurde die Inbetriebnahme vorbereitet, können sich die Organisatoren Kerstin Ehemann, Hubert Jauernig und Hans Rachwalik noch gut erinnern: Am 25. November 2021 konnten dann zum ersten Mal die Türen für bedürftige Kunden geöffnet werden. „Natürlich“, erzählt Kerstin Ehemann, „bekommt nicht Jeder die Erlaubnis, bei uns einzukaufen. Es wird genau nachgeprüft. Dabei zählt das tatsächliche Nettogehalt, ob ein Berechtigungsschein ausgegeben werden kann.“ Die Spendenbereitschaft ist wirklich groß, bestätigt das Team: „Viele Lebensmittelfirmen aus dem Landkreis, Supermärkte, Geschäftsleute, wie Bäcker, Metzger oder Gastwirte versorgen uns mit guter und auch wirklich frischer Ware.“

Betrieb in vier Gruppen

Hubert Jauernig ist Rentner und verbringt als Fahrer sehr viel Zeit für die Tafel. Wenn er erzählt, bemerkt man die Begeisterung für seinen Einsatz. „Die grobe Aussortierung in Supermärkten, die ich mit meinem Kühltransporter anfahre, übernehme ich sofort vor Ort“, erklärt er und denkt dabei an Gemüse, Obst oder Salat, welches eben schon Druckstellen oder faule Flecken hat. Der verwertbare Rest wird nochmals in den Tafelräumen gut durchsortiert. Backwaren und vakuumiertes Fleisch und Wurst werden direkt am Ausgabetag abgeholt. Wenn man an die erste Zeit zurückdenkt, muss man schon etwas schmunzeln, sind sich die drei Organisatoren einig. „Anfangs hielten wir zu viel Ware für weitere Einkäufer zurück. Nachdem uns dabei viel übrig geblieben ist, waren wir danach eher zu freizügig, und es wurde das Angebot manchmal schon knapp“, beschreibt Hans Rachwalik, der sehr viel seiner Freizeit dem Verein widmet, die Anfangszeit. Inzwischen hat man längst die richtige Balance gefunden: Aufgrund der Erfahrungswerte geht man davon aus, dass im Durchschnitt so 80 bis 90 Kunden für ihre teils großen Familien einkaufen.

Die Öffnungszeit beginnt immer am Donnerstag um 10 Uhr. Jede halbe Stunde dürfen die Kunden, in vier Gruppen aufgeteilt, das Geschäft betreten. Gleich am Eingang steht die Kassiererin und nimmt den „Eintritt“ – für Einzelpersonen zwei Euro und Familien drei Euro – entgegen. Die Auswahl an Lebensmitteln ist groß, und es ist für jedes Bedürfnis – auch für Vegetarier oder Kunden, die wegen ihrer Religionszugehörigkeit eingeschränkt sind – reichlich vorhanden. Genauso stehen Hygieneartikel bereit. Auch die Kleinsten dürfen sich auf Süßigkeiten und Knabbersachen freuen. „Wenn ich da an die gefühlt Hunderte von Nikoläusen und Osterhasen denke, die von Supermärkten nach den Feiertagen gespendet werden, freue ich mich jetzt schon wieder auf nächstes Jahr“, lacht Rachwalik.

Spürbare Dankbarkeit

Und wird es wirklich einmal knapp, so helfen sich die Tafeln gegenseitig mit vorhandenen Lebensmitteln aus. Das Team betont ausdrücklich: „Eingehalten wird auf jeden Fall das Haltbarkeitsdatum. Und die Helfer bereichern sich nicht an der Ware. Für die nicht verkaufte, verderbliche Ware hat man ebenfalls Abnehmer, die sie dann an Tiere verfüttern. „Die Dankbarkeit der Kunden ist groß“, freut sich Kerstin Ehemann. Das spüre man immer wieder an den Reaktionen. Sie denkt da zum Beispiel an den kleinen ukrainischen Jungen, der kürzlich mit seiner Mutter kam und an alle Helfer eine Blume überreicht hat.

Hintergrund:

Tafel Nabburg e.V.

  • Personal: 67 Helfer, die abwechselnd an den Ausgabetagen vor Ort sind.
  • Vereinsleitung: Vorsitzender Albert Bruckner und Stellvertreterin Ernestine Gietl verfügt.
  • Mitglieder: über 100. Auch juristische Personen wie zum Beispiel eine Stadt können als Mitglied aufgenommen werden.
  • Beitrag: mindestens 12 Euro, ohne Obergrenze
  • Pläne: Über weitere Mitgliedspatenschaften würde sich der Verein freuen.
 
 

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