ONETZ: Herr Butzko, im Nabburger Schmidt-Haus geht es mit ihrem Auftritt nach genau zwei Jahren coronabedingter Pause wieder los mit Kabarett. Wollten Sie schon immer mal eine Art „Versuchskaninchen“ sein?
HG Butzko: Butzko: Wenn Sie wüssten, auf wieviel Bühnen ich inzwischen schon der erste Kabarettist nach der Durststrecke war, bin ich unter den Versuchskaninchen bereits ein alter Hase.
ONETZ: Im Herbst 2019 waren Sie das letzte Mal im Schmidt-Haus. Wie hat sich seitdem Ihre persönliche Kabarett-Welt verändert?
Butzko: Man ist dankbar geworden für jeden Auftritt, der überhaupt stattfindet, und für jeden Zuschauer, der überhaupt erscheint. Und diese Dankbarkeit ist auch beim Publikum zu spüren. Kultur ist zu einem großen Dankes-Happening geworden. Dank Markus Söder. Wer hätte das jemals für möglich gehalten?
ONETZ: Wie kommt der Kabarettist HG. Butzko eigentlich mit dem Regierungs- und Kanzlerwechsel klar? Geben Scholz und seine Ampel mehr Stoff her als Merkel?
Butzko: Mehr nicht, aber anders. Merkel war Mutti, Scholz ist Opi. Bei beiden muss man aufpassen, dass sie einen nicht einlullen.
ONETZ: Wie aktuell wollen und müssen Sie in Ihrem Programm sein? Oder anders gefragt: Wie gehen Sie mit Themen wie beispielsweise der aktuellen Eskalation in der Ukraine um?
Butzko: Müssen muss ich gar nix, aber wollen will ich schon, also aktuell sein. Und wo, wenn nicht im Kabarett, kann man auch zu den unerfreulichsten Themen den Finger in die Wunde legen, und zwar so lange, bis man nicht mehr weiß, ob die Tränen, die dann kullern, vom Lachen oder vom Weinen kommen.
ONETZ: Können Sie eigentlich noch den Begriff „systemrelevant“ hören? Gehört die Kultur nach Ihren persönlichen Erfahrungen in den vergangenen beiden Jahren dazu?
Butzko: Kultur ist das tägliche Brot für unsere Seele. Sie verkümmert, wenn man auf Diät gesetzt wird. Wer allerdings meint, sich einmal im Jahr bei Wagners in Bayreuth blicken zu lassen und in die Kameras zu winken, sei bereits Kultur, der ist seelisch schon so verödet, dass er gar nicht merkt, wie krank er ist. Also beste Voraussetzungen für eine Karriere im Politikbetrieb.
ONETZ: Wegen der Hygieneregeln finden die Auftritte immer noch vor deutlich kleinerem Publikum statt – je nach Bundesland wird dies auch noch unterschiedlich gehandhabt. Gewöhnt man sich daran?
Butzko: Ja und nein. Also man kommt damit klar. Aber gewöhnen will ich mich nicht daran. Und nach zwei Jahren Pandemie sollte inzwischen eigentlich auch klar sein, wie man sich selber vor einer Infektion schützen kann. Von daher sehne ich mich nach dem Tag, an dem der Begriff Eigenverantwortung wieder unser öffentliches Leben bestimmt, und nicht die Paniksynapse im Kleinhirn unseres Bundesgesundheitsministers.
ONETZ: Ihr aktuelles Programm heißt „aber witzig!“ Oder liegt es nicht doch näher, angesichts gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen von „aberwitzig“ zu sprechen?
Butzko: Respekt! (lacht) Sie haben die Doppeldeutigkeit des Wortwitzes verstanden. Es gibt noch Hoffnung für den deutschen Journalismus.
ONETZ: Sie kommen aus Gelsenkirchen. Wann geht es mit Schalke 04 wieder in die 1. Bundesliga? Und was kann Schalke vielleicht von Bayern München lernen?
Butzko: Wenn ich mir angucke, wie konsequent Schalke sich von seinem Sponsor Gazprom getrennt hat, und wie konsequent Bayern München mit seinem Sponsor Katar verfährt, muss die Frage eher lauten. Was kann Bayern München von Schalke lernen?
Zur Person: HG. Butzko
- Künstlername: HG steht für Hans-Günter
- Erstes Soloprogramm: im Jahr 1997
- Preise: unter anderem Deutscher Kleinkunstpreis und Bayerischer Kabarettpreis
- Termin: 13. März, 18 Uhr, Schmidt-Haus in Nabburg
- Tickets: www.nt-ticket.de
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