Im Landkreis Neustadt/WN und in Weiden gibt es mehr Flüchtlinge denn je. Am 31. Dezember 2022 waren es 901 Menschen, die zwischen Eslarn und Vorbach untergebracht werden mussten. Sie kommen aus der Ukraine, aus Syrien, Afghanistan und weiteren Ländern. Dazu im Vergleich die Zahlen von 2015 und 2016: Am 31. Dezember 2015 beherbergte der Landkreis 877 Schutzsuchende, am 31. Dezember 2016 waren es 737. In Weiden sind Ende 2022 546 Flüchtlinge gemeldet. Hinzu kommen 633 Ukrainer. 2015 lebten 431 Schutzsuchende in Weiden, 2016 waren es 553.
Auch wenn die Zahlen zunächst sehr hoch erscheinen, stellt sich die Situation für den Weidener Integrationsbeauftragten Manfred Weiß etwas entspannter dar als in den Jahren 2015 und 2016. "Das ist mit damals nicht zu vergleichen", sagt er. Vor allem die ukrainischen Flüchtlinge hätten Verwandte oder Freunde vor Ort, die sie unterstützen, für sie übersetzen oder wo sie zum Teil auch wohnen können. Vor sechs, sieben Jahren habe man erst einmal die Sprachprobleme überwinden müssen. "Wir haben in Weiden einen sehr engagierten und strukturierten Helferkreis, der im regen Austausch ist", sagt Weiß.
Keinen Platz mehr
Der AK Asyl in Weiden betreut aktuell 200 Flüchtlingskinder aus aller Herren Länder. "Wir sind bis oben hin voll und haben eigentlich keinen Platz mehr", sagt Jost Hess. Für die Betreuer sei es vor allem nicht einfach, dass immer wieder Kinder kommen, wo es zunächst mit der Verständigung nicht klappt, wie etwa mit Mädchen und Buben aus Eritrea. "Doch das ist nichts, was wir nicht hinbekommen", sagt Hess. "Das machen wir schließlich seit 37 Jahren." Im Gespräch mit Vertretern von Schulen höre er immer wieder, wie froh die Bildungseinrichtungen über das Engagement des Arbeitskreises Asyl sind.
Der Arbeitskreis Asyl in Eschenbach um Fritz Betzl betreut aktuell zirka 40 Flüchtlinge. "Es wird immer schwieriger, Wohnraum für die Leute zu finden", sagt er. "Wohnungen wachsen nicht vom Himmel." Das alte Eschenbacher Krankenhaus als Notunterkunft zu reaktivieren, sieht er als Möglichkeit, um mehr Menschen unterbringen zu können.
"Wir sind aber alle in der Verantwortung", sagt er. Mit Sicherheit gebe es noch mehr freie Wohnungen, doch nicht jeder sei bereit zu vermieten. Oft seien die Räume unmöbliert, was die Helfer vor neue Herausforderungen stellt. Dem Arbeitskreis gehören rund 10 Freiwillige an, die sich vor allem in der alten Volksschule II um die Kleiderkammer kümmern. Betzl lobt die Spendenbereitschaft der Bevölkerung. Auch viele Amerikaner würden Sachen vorbeibringen.
Ukrainer kommen zurecht
In Floß leben derzeit an die 100 Flüchtlinge. Davon sind 32 Spätaussiedler aus Russland, 42 Menschen kommen aus der Ukraine. Der Rest kommt aus dem Iran, aus Syrien, Äthiopien, Afghanistan und Aserbaidschan. Elli Dreßler vom Arbeitskreis Asyl kann nicht klagen. Vor allem die Ukrainer habe man in privaten Wohnungen unterbringen können. "Es läuft gut", sagt sie. Die Leute würden sich gegenseitig unterstützen. Vor allem die Ukrainer kämen sehr gut zurecht. Die fünf Helfer des AK Asyl haben zwar gut zu tun, aber können laut Dreßler die Aufgaben durchaus bewältigen. "Viele brauchen lediglich Hilfe beim Ausfüllen von Formularen", sagt Dreßler. Auch die Verteilung der Lebensmittel von der Tafel würde problemlos klappen.
In Vohenstrauß rechnet der Helferkreis in nächster Zeit mit 35 bis 40 Neuzugängen, die auf alle freien dezentralen Unterkünfte und auf eine Station des ehemaligen Krankenhauses verteilt werden sollen. "Wir kriegen wieder einen Schwung", sagt Christina Ponader. Zwei Dinge seien derzeit Mangelware: Wohnungen und Sprachkurse. Momentan müssten Lernwillige bis zu einem Jahr auf einen Sprachkurs bei der Volkshochschule warten. "Die VHS hat zu wenig qualifizierte Lehrer", sagt sie. "Wir überlegen, ob wir nicht unsere ehemaligen Lehrkräfte, die bereits 2015/16 aktiv waren, wieder reaktivieren sollen."
Öffentliche Verkehrsmittel wichtig
Generell sei der Wohnungsmarkt problematisch, obwohl immer wieder freie Wohnungen gemeldet werden. "Doch die Leute überlegen schon, ob sie nach Waldthurn oder Georgenberg ziehen sollen, wenn sie auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind", gibt Christina Ponader zu bedenken. Über 15 bis 20 Helfer verfügt der Vohenstraußer Asylkreis. Das klingt zunächst nach sehr viel. "Ist es aber nicht", sagt Ponader. "Denn wir sind für den gesamten östlichen Landkreis zuständig." Von dem neuen Aufenthaltschancengesetz verspricht sie sich viel. "Das wäre für einige die Chance, ein neues Leben zu bekommen", sagt sie.
Dass 2022 wieder mehr Menschen ins Land strömten, spürte auch die Bundespolizei Waidhaus. Vor allem im Herbst 2022 schnellte die Zahlen derer, die unerlaubt einreisten, deutlich in die Höhe. Im September registrierten die Beamten 471 Menschen, im Oktober 379. Im Vorjahr 2021 waren es im Bereich Waidhaus im September 116 und im Oktober 225. Auf das gesamte Jahr 2022 verteilt, weist die Statistik der Bundespolizei Waidhaus 3027 (Vorjahr 1799) unerlaubte Einreisen aus. In ganz Bayern waren es 27.260 (Vorjahr 15.700).
Flüchtlingszahlen im Vergleich
- 31. Dezember 2015: 877 Schutzsuchende im Landkreis Neustadt, in Weiden sind es 431
- 31. Dezember 2016: 737 Flüchtlinge im Landkreis Neustadt, 553 in der Stadt Weiden
- 31. Dezember 2022: 901 Flüchtlinge, davon 202 aus der Ukraine, im Landkreis Neustadt
- In der Stadt Weiden leben zum Jahresende 2022 633 ukrainische Kriegsflüchtlinge
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