Panzergaragen statt „Puma-Käfig“: Kaserne Oberviechtach rüstet auf

Oberviechtach
26.05.2023 - 12:27 Uhr
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Die Bundeswehr investiert rund 104 Millionen Euro in die Infrastruktur der Grenzlandkaserne Oberviechtach. Die Waffenkammer steht als Rohbau, andere Projekte dauern noch. Oberpfalz-Medien schaute sich um, und entdeckte den „Puma-Käfig“.

Ist das Auto kaputt, muss es in die Werkstatt. Das gilt auch für Panzer. Künftig soll die Armee wieder die Möglichkeit haben, ihre Fahrzeuge selber zu reparieren. Bei den Investitionen der Bundeswehr in die Infrastruktur der Grenzlandkaserne Oberviechtach – mittel- bis langfristig sind hier rund 104 Millionen Euro eingeplant – ist deshalb auch der Neubau einer Instandsetzungs-Halle mit Verdreifachung der Arbeitsplätze vorgesehen. Der stellvertretende Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Michael Zweers, zeigt Oberpfalz-Medien beim Rundgang über das Kasernengelände, welche Projekte bereits fertig sind oder in Rohbau stehen, was geplant ist und wie sich der tägliche Ablauf für die Soldaten – quasi von der Stube zum Standortübungsplatz – verändern wird.

Priorität haben die Puma-Schützenpanzer. Bis Anfang 2024 soll das Panzergrenadierbataillon 122 mit 44 neuen Pumas ausgestattet sein. Allerdings müssen diese – ebenso wie derzeit die Pumas von 2018 – zunächst mit einer eingezäunten offenen Schleppdach-Garage vorlieb nehmen. „Wir sagen ,Puma-Käfig’ dazu“, sagt der Oberstleutnant. Er ist für die Sicherheit in der Kaserne zuständig und lässt für uns das Tor zum überwachten Bereich öffnen. „Stahl an Stahl“ stehen hier die Marder-Nachfolger bereit. „Überwiegend funktionsfähig“, so Zweers.

Nach der temporären Unterstellhalle zeigt er die Fläche, wo die neuen Hallen für Panzer und Gefechtsstand-Fahrzeuge von Anfang 2026 bis Ende 2027 für geschätzt rund acht Millionen Euro gebaut werden sollen. Vorher muss die alte Instandsetzungshalle abgerissen werden. Das ist laut Klaus Sasse, Pressesprecher vom Bonner Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, in 2025 geplant. Beim Rundgang dabei ist auch Ines Menay vom Kompetenzzentrum Baumanagement München. Sie verrät: „Jeder Puma wird voraussichtlich eine Einzelgarage erhalten.“

Die über 100 Millionen Euro für die Infrastrukturmaßnahmen in Oberviechtach sind schon länger eingetütet und nicht Teil des 100-Milliarden-Sondervermögens der Bundeswehr. „Das Konzept sieht eine klare Trennung von Funktions- und Unterkunftsgebäuden vor“, bekräftigt Sasse. Aktuell werden Baumaßnahmen in Höhe von 10,4 Millionen Euro umgesetzt, „um mit Sanierungen und Neubauten eine moderne Ausbildungs- und Unterbringungslandschaft zu schaffen“. Dazu gehören beispielsweise 280 Einzelzimmer mit Design-Ausstattung, Sporthalle und Parkhaus sowie der Ausbau der E-Lade-Infrastruktur.

Neue Waffenkammer

Eine laufende Baumaßnahme stellt auch der Rohbau für das zentrale Waffenkammergebäude dar. Dieses kann das Bataillon ab Anfang 2024 nutzen, unter anderem für die Vollausstattung des neuen Soldatensystems „Infanterist der Zukunft“ mit verschiedenen Handwaffen, Optiken und Optroniken (wie Nachtsicht-Aufsätze, Zieloptiken). Die Oberviechtacher Panzergrenadiere werden künftig nicht nur mit der Pistole P8 und dem Maschinengewehr MG 3, sondern auch mit dem MG 4 und MG 5 sowie mit dem vollautomatischen Sturmgewehr G 95K, als Nachfolger des G 63, üben. „Alle Waffenkeller werden aus der Nutzung genommen“, stellt Oberstleutnant Michael Zweers fest. Bereits seit Anfang des Jahres fertig ist die eingezäunte Anlage für die Aufbewahrung der Munition für die im Tagesbetrieb genutzten Hand- und Signalwaffen. „Die technische Absicherung ist auf den modernsten Stand.“

In der Nähe des Handwaffen-Schussgebäudes gibt es Neubauten für die Ausbildung der Grenadiere an den Panzerwaffen. „Die Herzeinheit“, so der stellvertretende Kasernen-Chef. Die Simulations-Teileinheit für den Puma-Schützenpanzer ist eine Containerlösung. 2022 wurde das Gebäude „Turmtrainer Puma“ fertiggestellt. Etliche Soldaten stehen auf der Plattform des Kampfmoduls, die vollstabilisierte 30-mm-Maschinenkanone zielt ins Freie, ist aber eingepackt. Sie kann im Einsatz, aus der Fahrt heraus, präzise bis zu einer Entfernung von drei Kilometern treffen.

Kurze Wege für Reparaturen

Was tun, wenn der Puma nicht fährt und nicht schießt? Ein Euro-Betrag im zweistelligen Millionenbereich wird in Oberviechtach für den Ausbau des Heeres-Instandsetzungs-Logistik-Stützpunkts (HIL GmbH) für eine Instandsetzungs-Halle (kurz „HIL-Halle“) in die Hand genommen. „Es handelt sich um eine Erweiterung von sechs auf 20 Arbeitsplätze“, stellt Oberstleutnant Zweers fest. Der Neubau in Hanglage, der ab 2026/27 in Richtung Staatsstraße 2159 entstehen soll, bietet dann „kurze Wege für die Panzer-Reparaturen nicht nur für den Standort, sondern auch für andere Kasernen der Panzerbrigade 12“. Damit auch für Leopard-Panzer und Radfahrzeuge. Auch die schon etwas in die Jahre gekommene Panzer-Waschanlage soll ertüchtigt werden. Investiert wird zudem in die Anpassung betriebstechnischer Anlagen (wie Wasserverteilnetz), Sanierung der Wache samt Haupteinfahrt und in eine neue Ausbildungshalle für den Fernmeldezug.

„Das Ablauf-Prinzip bei der Ausbildung wird neu strukturiert“, sagt der stellvertretende Kommandeur, Oberstleutnant Zweers. Der angepeilte Weg der Truppe: Von der Unterkunft über die zentrale Waffenkammer zur Panzerhalle und dann mit den Pumas in den Simulationsbereich zur Software- und Lage-Einspielung, weiter zum Aufmunitionieren und dann übers Kasernentor auf den Standortübungsplatz. Es ist quasi die Vorbereitung auf die Kaltstart-Fähigkeit für den Ernstfall der Bündnisverteidigung.

 
 

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