Mit Büchern in die sozialen Medien: Eine Oberpfälzer "Bookfluencerin" erzählt

Pfreimd
23.04.2023 - 13:23 Uhr
OnetzPlus

Eine ganze Generation von Buchliebhabern tauscht sich in den sozialen Medien aus – über Lesestoff. Eine "Bookfluencerin" aus der Oberpfalz erzählt vom Influencer-Dasein auf TikTok, Instagram und Co.

Die 26-jährige Lisa Freiberger aus Pfreimd teilt ihre Liebe zum Lesen im Internet. Sie ist "Bookfluencerin" und stellt Bilder und Videos zu Büchern auf soziale Netzwerke. Unter dem Hashtag #BookTok auf der Videoplattform TikTok diskutiert die BookTokerin mit Menschen über Bücher und deren Inhalte. Lisa Freiberger hat mit ihrem Account "lisaslittlestories" über 16.000 Follower auf TikTok und 857 Follower auf Instagram.

Angefangen hat alles mit dem Bedürfnis, sich über die gelesenen Bücher austauschen zu können. "Meine Freunde lesen nicht viel, deswegen konnte ich mit niemanden so darüber sprechen", sagt sie. 2016 fängt sie, neben ihrer ehrenamtlichen Arbeit in der Bibliothek Pfreimd und ihrer Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin, mit einer Buch-Blog-Website an. Die gibt es mittlerweile nicht mehr. Für sie haben Instagram und TikTok mehr Potenzial bei diesem Trend.

"BookTok" als friedliche Gemeinschaft

"Es macht einfach Spaß, weil ich kreativ sein kann. Man kann sich durch die bewegten Bilder und die Musik mehr austoben", sagt die 26-Jährige. "Als das angefangen hat, habe ich diesen Buch-Content schon bei "Musical.ly" gemacht, dem Vorgänger von TikTok. Da hatte ich für BookTok schon einen Vorteil", erzählt sie weiter. Neben ihrem Lehramtsstudium verbringe sie gerne ihre Freizeit, um BookTok- und Bookstagram-Videos zu drehen.

Bisher habe sie überwiegend positive Kommentare bekommen. Natürlich gibt es Ausnahmefälle. "Einmal habe ich ein Bild von Robbie Coltrane, dem Schauspieler in Harry Potter, auf Instagram gepostet. Ich fand den Schauspieler so gut und war traurig, dass er gestorben ist", sagt sie. Es kamen Hass-Kommentare, wie sie J. K. Rolling weiterhin unterstützen könne, obwohl die Autorin bereits berühmt sei.

Reagiert hat sie auf solche Nachrichten nicht. "Diesen Menschen darf man nicht viel Aufmerksamkeit schenken, BookTok ist grundsätzlich eine recht friedliche Community", sagt die 26-Jährige.

Freiberger veröffentlicht Videos über alle Genres, weil sie schon immer gerne bunt gemischt gelesen habe. Mittlerweile liest sie mehr Romantik- und Fantasy-Romane. Die 26-Jährige liest diese Art von Büchern für Kooperationen. Nachdem sie die Bücher gelesen hat, spricht sie darüber in den sozialen Medien.

Verlage profitieren von Bookfluencern, indem sie Kooperationen mit ihnen eingehen und damit ihre Autoren vermarkten. "Mittlerweile bin ich vorsichtiger geworden, weil das ganze viel Druck ausübt. Es gibt Zeitangaben, bis wann ich das Buch gelesen und etwas darüber veröffentlicht haben soll", sagt Freiberger.

Die "Bookfluencer" gehören zu den "Influencern". Beide Bereiche unterscheiden sich in den Produkten, die präsentiert werden. Das Hochladen von Bildern und Videos erhöht die Aufmerksamkeit und den Beliebtheitsgrad der Influencer, die Kooperationen mit verschiedenen Unternehmen eingehen können. Damit verdienen sie entweder Geld oder behalten die vermarkteten Produkte. "Ich mache maximal zwei Kooperationen im Monat und das auch nur, wenn ich die Bücher dann behalten darf. Für Geld mach ich das nicht", sagt die BookTokerin Freiberger.

"Phänomen kann man nicht mehr ignorieren"

Buchhandlungen profitieren von diesem Trend im Internet ebenfalls, indem sie Bücher mit einem "#BookTok" Schild vermarkten. "Das Phänomen BookTok kann man nicht ignorieren. Immer mehr junge Leute kommen in unsere Buchhandlung und suchen die Bücher, die sie auf BookTok gesehen haben", sagt Maria Rupprecht, die Geschäftsführerin der gleichnamigen Buchhandlung Rupprecht. Zu den beliebtesten Genres erklärt sie weiter: "In erster Linie sind es Bücher aus den Bereichen Fantasy, Romantik, Young Adult, New Adult, aber auch Lebensratgeber."

Warum BookTok seit zwei Jahren so durch die Decke geht, kann sich Rupprecht nur so erklären: "Es sind offensichtlich diese kurzen Videos, die zum Lesen animieren. Keine verschachtelten Sätze, keine tiefgründigen Analysen, sondern emotionale Empfehlungen. Trends kann man nicht immer erklären", sagt sie. Freiberger hat das durch die Kommentare unter ihren Videos auch gemerkt: "Seit zwei oder drei Jahren ist die Jugend mit BookTok motivierter zu lesen."

Hintergrund:

Was ist "BookTok"?

  • BookTok ist eine Mischung aus "Books" und dem sozialen Netzwerk "TikTok".
  • Bei dem Hashtag #BookTok sind viele Videos von Büchern, Autoren und Lesern mit Buchempfehlungen oder Kritiken.
  • Der Trend ist durch die Schauspielerinnen Emma Watson und Reese Witherspoon, die auf den sozialen Netzwerken über Bücher gesprochen haben, entstanden.
BookTok Bücher Trends in der Buchhandlung Rupprecht in Weiden
Die Buchhandlung Rupprecht in Weiden macht Werbung mit dem Hinweis "#BookTok - Diese Bücher liebt die TikTok-Community".
 
 

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