Die Tradition und die Pflege des Brauchtums gehören zu den Hauptaufgaben des OWV Plößberg. Bekannt ist der Ort für seine zahlreichen Hauskrippen, die von Generation zu Generation weitergegeben, gepflegt und auch ergänzt werden.
Auch heute noch werden die Figuren von den heimischen Laienschnitzern gefertigt und die Weihnachtskrippen in typisch Plößberger Art von den Besitzern aufgebaut - als Landschaftskrippen mit den dominanten Krippenbergen. Die Krippenbauer haben es immer verstanden, neben biblischen Szenen auch Begebenheiten aus dem Alltagsleben in ganz unterschiedliche Lebensräume und Zeitepochen einzubauen.
Im April 2019 hatte der hiesige OWV erstmals eine Fastenkrippe in der katholischen Pfarrkirche St.Georg zur Osterzeit aufgebaut. Zusammen mit Freddy Schiener wurde die von seinem Vater Hans Schiener gefertigte Passionskrippe aufgebaut. Der frühere Schnitzkursleiter Hans Schiener starb 2017, und so konnte er seine Krippe in der Kirche nicht mehr erleben.
Bergpredigt und Brotvermehrung
Lange stand nach dem Abbau der Passionskrippe die Vitrine nicht leer. Es wurde die vereinseigene Weihnachtskrippe des OWV Plößberg als Landschaftskrippe eingebaut. Die Figuren und Gebäude entstanden im Zeitraum 1995 bis 2005 von den Schnitzern während der geselligen Kursabende.
"Wenn wir jetzt die Krippen-Vitrine umgestalten und an der Weihnachtskrippe schon Restaurationsarbeiten machen, dann lasst uns doch gleich eine andere Krippe einbauen", schlug Hubert Haubner von den Plößberger Krippenfreunden vor. Es musste nicht lange überlegt und gesucht werden. Spontan stellte Sigi Sollfrank, Leiter der Schnitzergruppe des OWV Plößberg, seine 2019 selbst gefertigte Jahreskrippe zur Verfügung. Der passionierte Laienschnitzer und Krippenbauer hat neben dem Leidensweg Jesu mit den 14 Stationen auch weitere Bibelszenen, wie den barmherzigen Samariter, die Bergpredigt, die Brotvermehrung, den Jakobsbrunnen, den Einzug in Jerusalem, das letzte Abendmahl, Maria und Josef im Stall ohne Jesuskind und die Hirten mit ihren Schafen und Ziegen, mit integriert. Die fast 200 Figuren sind sehr ausdrucksstark geschnitzt und bemalt. Die biblischen Ereignisse hat Sollfrank sehr geschickt in eine orientalische Landschaft eingebaut. Neben der künstlerischen Fähigkeit schafft es Sollfrank, die Kulissen und die Hintergrundmalerei wirkungsvoll umzusetzen sowie die biblischen Inhalte anschaulich dem Betrachter zu vermitteln.
Routiniertes Aufbauteam
Das Aufbauteam des OWV Plößberg um Robert Hecht, den Ersten Vorsitzenden des OWV, und Hubert Haubner, inzwischen sehr routiniert durch die zahlreichen Krippenaufbauten bei verschiedenen Ausstellungen der letzten Jahre, hat sehr zügig die überarbeitete, 225 cm breite Vitrine aufgebaut und zusammen mit Sigi Sollfrank die Jahreskrippe vorsichtig platziert.
Pfarrer Thomas Thiermann verfolgte gespannt die Arbeiten. "Ich bin richtig stolz, so eine außergewöhnliche Krippe in unserer Kirche zu haben!", schwärmte er vom neuen "Kunstwerk" in seinem Gotteshaus.Weihnachtskrippen, Passionskrippen und Jahreskrippen sind vor Jahrhunderten entstanden, weil die Gläubigen früher Zeit größtenteils nicht lesen konnten und die Kirche dem allgemeinen Volk die Evangelien nur durch Worte, aber besonders eindrucksvoll durch Bilder und anschauliche Szenerie näherbringen konnte.
Anfänglich wurden Krippen ausschließlich in Kirchenräumen aufgebaut. Damit auch die Kirchenbesucher, die hinten saßen etwas sehen konnten, mussten die Figuren schon 150 Zentimeter groß sein. Als die Bürger begannen, auch zu Hause Krippen aufzustellen, schrumpften die Figuren im Lauf des 19. Jahrhunderts auf Hand- oder Fingergröße. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts stand zu Weihnachten in unserer ländlichen Region in fast jedem Haus eine Krippe. Auch heute noch sind das Aufbauen der Krippenfiguren und das Gestalten einer Krippenlandschaft fester Bestandteil des jährlichen Weihnachtsrituals.
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