Zeitreise in das alte Pullenreuth vor 70 Jahren

Pullenreuth
29.10.2021 - 13:26 Uhr

Die Zeiger der Uhr um viele Jahrzehnte zurückdrehen? Johann Spörrer machte dies möglich. Anlass dafür war der 2. historische Dorfrundgang, der mit einer Film-Premiere endete.

Treffpunkt des 2. Dorfrundgangs durch die Gemeinde Pullenreuth war am Schützenhaus, wo die Mit-Wanderer von Hans Spörrer (Sechster von links) und Norbert Reger (Fünfter von links) bereits erwartet wurden.

Der historische Dorfrundgang war eine Wiederauflage der vor drei Jahren ins Leben gerufenen Veranstaltung, die die Gesellschaft "Steinwaldia" Pullenreuth damals auf die Beine gestellt hatte. „Sie war gut besucht“, warf Hans Spörrer einen Blick zurück. Zufrieden Bilanz zog er auch beim 2. Spaziergang durch Pullenreuth, um bei der erneuten Auflage - wieder mit der "Steinwaldia" - an die Zeit vor 70 Jahren zu erinnern.

Landwirtschaftlich geprägt

Das Dorf am Rande des Steinwaldes, bestehend aus Mengersreuth und Pullenreuth, war seinerzeit landwirtschaftlich geprägt. „Wer keine Kühe hatte, der hielt sich wenigstens ein paar Ziegen“, erzählte Spörrer den interessierten Teilnehmern, die sich am Schützenhaus getroffen hatten. Der Weg führte rund hundert Meter weiter an den Eingang der sogenannten Lenzens-Gass'. Von der Hohlgasse ging's hinauf zu den „Kuhtrieb-Äckern“. Spörrer erinnerte daran, dass die Kühe die „schweren eisenbereiften Wagen" von hier aus zu den Äckern ziehen mussten. Anklingen ließ er zudem, dass auch das Brennholz aus dem Steinwald so vom Berg in den Ort transportiert wurde.

Wissenswerte Beiträge aus dem Urkataster steuerte der Vorsitzende der Gesellschaft "Steinwaldia", Norbert Reger, bei. Immer wieder verwies Spörrer auch auf die alten Hausnamen und empfahl, sie weiter zu verwenden und zu pflegen. Zum Stichwort „Krämerläden“ betonte Spörrer: „Sie waren damals nicht wegzudenken. Man konnte dort neben Salzheringen aus der Tonne und Stoffen auch alles andere für den täglichen Bedarf einkaufen.“ Nächste Station war die Pfarrkirche Sankt Martin: An der Kirchentreppe unweit des heutigen Rathauses, in dem ab 1908 die Kinder in zwei Klassenzimmern Lesen und Schreiben lernten, wurde Halt gemacht. Der als Postbote, Erfinder und Autor bekannte Pullenreuther Hans Spörrer erinnerte an seine Schulzeit, in der die Mädchen und Buben noch Holzscheite für die zwei Öfen ins Dachgeschoss schleppen mussten. „Hier proben die Steinwaldmusikanten“, informierte Spörrer mit Blick auf das einstige Schulhaus, das nach dem Bau des neuen Schulgebäudes ausgedient hatte.

Friedhof verlegt

Auf dem Kirchplatz berichteten Spörrer und Reger, dass vor rund 150 Jahren der Friedhof rund um die Pfarrkirche angelegt war. Nach der Verlegung des Gottesackers nach Mengersreuth wurde auf dem Hügel ein Kriegerdenkmal errichtet. Später verlegte man es auf die andere Seite von Sankt Martin, erklärte Spörrer.

Interessante Details folgten am Parkplatz des Pfarrhauses: Die Pfarrherren hätten bis 1900 eine Landwirtschaft mit Tierhaltung betrieben. "Daher war ein Stall angebaut. An der hinteren Grenze stand ein Pfarrstadel.“ Ältere Teilnehmer konnten sich noch gut daran erinnern. Thema des Rundgangs waren auch der Krieg und die vielen Flüchtlinge, die „in jedem Haus bzw. in den kleinsten Kämmerchen untergebracht wurden“.

Im Gasthaus Maschauer erlebte der von Hans Spörrer gedrehte Film „Pullenreuth und seine Gemeindeteile“ Premiere. Ergänzt wurde das abschließende gemütliche Beisammensein mit alten Ortsansichten, die Norbert Reger aus seinem Bilder-Archiv hervorgekramt hatte.

Bildergalerie
Harlachberg bei Pullenreuth07.07.2021

„Wer keine Kühe hatte, der hielt sich wenigstens ein paar Ziegen.“

Hans Spörrer über das landwirtschaftlich geprägte Pullenreuth

„Sie waren damals nicht wegzudenken. Man konnte dort neben Salzheringen aus der Tonne und Stoffen auch alles andere für den täglichen Bedarf einkaufen.“

Hans Spörrer über die vielen Krämerläden in Pullenreuth

 

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