Neue Leitstelle: Kommunen stehen Schlange beim Rettungszweckverband

Schwandorf
09.05.2023 - 09:31 Uhr
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Der Rettungszweckverband Oberpfalz Nord hat die Qual der Wahl: Kommunen rund um das Autobahnkreuz Oberpfälzer Wald haben viele Grundstücke für die neue Integrierte Leitstelle gemeldet.

Wer den Notruf 112 wählt, landet in der Region in der Integrierten Leitstelle (ILS) in Amberg, in der nördlichen Oberpfalz in Weiden. Das soll sich ändern: Die Träger der Leitstellen, die Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Amberg und Nordoberpfalz, haben fusioniert. Um Kosten zu sparen, soll eine neue, gemeinsame Leitstelle entstehen. Möglichst nahe am Autobahnkreuz Oberpfälzer Wald (A93/A 6). Wo genau, darüber befindet der neue ZRF Oberpfalz Nord nach bisherigen Planungen in wenigen Wochen: "Die Entscheidung soll am 13. Juni in der Verbandsversammlung fallen", bestätigte der Geschäftsleiter des ZRF, Alfred Rast.

"Uns wurden 31 Grundstücke gemeldet", sagte Rast auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien, "verteilt auf mehrere Landkreise." Aus wie vielen Kommunen genau, konnte er nicht sagen. Gemeinsam mit einem Fachbüro werden die gemeldeten Flächen nun auf ihre Eignung geprüft. Dabei lässt sich der ZRF von einem Fachbüro beraten, vor allem wenn es um Infrastruktur-Fragen geht. Die neue ILS braucht beispielswiese einen Zweiwege-Anschluss ans Glasfaser-Netz, auch der Empfang für den Tetra-Funk (digitaler Behördenfunk) unterliege Vorgaben. Erreichbarkeit und Betrieb der ILS muss auf jeden Fall gesichert sein.

Gemeinsam mit VPI?

Für die neue ILS alleine wäre ein Grundstück von etwa 5000 Quadratmetern Größe nötig, "inklusive Erweiterungsmöglichkeiten", so Rast. Bei den Bewerbungen und für die Entscheidung spielt noch eine weitere Frage eine Rolle: Möglicherweise entsteht die ILS zusammen mit einer neuen Dienststelle der Polizei. Laut Auskunft des bayerischen Innenministeriums sollen die Verkehrspolizeiinspektionen (VPI) Weiden und Amberg sowie die Autobahnpolizei Schwandorf zu einer großen VPI zusammengeführt werden. Für einen gemeinsamen Standort wären rund 16 000 Quadratmeter notwendig.

"Das ist eine ganze Menge", meint Konrad Kiener. Der Bürgermeister von Wernberg-Köblitz würde ILS und Polizei natürlich gerne in der Marktgemeinde sehen. "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", sagte Kiener auf Nachfrage. Problem: In einem Industriegebiet, wie etwa "West II", dürfen keine Verwaltungsbauten entstehen. Dennoch: "Wir haben fünf Grundstücke gemeldet", so Kiener – sowohl für eine ILS alleine als auch in der Kombination mit der Polizei. Der Vorsitzende des ZRF Oberpfalz-Nord, Schwandorfs Landrat Thomas Ebeling, würde die neue ILS gerne im nördlichen Landkreis ansiedeln, natürlich auch die VPI. Wernberg-Köblitz gilt wegen der Lage unmittelbar am Autobahnkreuz als Favorit. Auch aus Amberg gibt es dem Vernehmen nach Unterstützung für die Marktgemeinde im Landkreis Schwandorf. Nabburg, Pfreimd und Schmidgaden haben dem Vernehmen nach auch Flächen gemeldet.

Nichtöffentlicher Beschluss

"Weil es sich um eine Grundstücksangelegenheit handelt, wird nichtöffentlich darüber beraten", sagte Rast. Die neue ILS soll nach bisherigen Planungen 2025 oder 2026 einsatzbereit sein. Wie lange es dauert, hängt auch damit zusammen, ob die Gemeinschaftslösung mit der Polizei klappt oder nicht. "Dann wäre auch der Freistaat mit im Boot", so Rast. So oder so: Für die Menschen, die den Notruf wählen, wird sich nichts ändern: „Der Bürger darf das gar nicht merken und soll das auch nicht merken“, hatte Rast am Rande der zurückliegenden ZRF-Sitzung betont.

Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung sind Pflichtaufgaben der Landkreise und kreisfreien Städte. Die Mitglieder des Verbands haben diese Aufgabe nun auf den ZRF Oberpfalz-Nord übertragen. Die Fusion der bisherigen Zweckverbände wurde seit 2021 vorangetrieben. Ziel sind Einsparungen von bis zu einer Million Euro pro Jahr für die Verbandsmitglieder zwischen Tirschenreuth im Norden und Schwandorf im Süden. Das soll vor allem die gemeinsame ILS ermöglichen. Für die Einsatzkräfte selbst, also unter anderem für Rettungsdienste und Feuerwehr, ist der Standort der ILS nicht entscheidend. Wichtig ist, dass die Alarmierung funktioniert. Dafür ist es aber egal, aus welchem Ort diese ausgelöst wird.

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Schwandorf21.12.2022
Hintergrund:

ZRF Oberpfalz Nord

  • Mitglieder: Landkreise Amberg-Sulzbach, Neustadt/Waldnaab, Schwandorf und Tirschenreuth sowie die
    Städte Amberg (hier ist der Sitz) und Weiden.
  • Gründung: Zum 1. Januar 2023, Fusion der beiden Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) Amberg und Nordoberpfalz.
  • Gebiet: Rund 5400 Quadratkilometer, gut 503 000 Einwohner.
  • Einsatzkräfte: 15 Notarztstandorte, 19 Rettungswachen, 6 weitere Standorte von Rettungswägen, ein Hubschrauber-Standort, 502 Feuerwehren, zwei Integrierte Leitstellen in Amberg und Weiden.
 
 

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