Zahl der Pflegekräfte steigt – genug sind es aber noch nicht

Schwandorf
06.06.2023 - 09:07 Uhr
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Erfreuliche Nachrichten: Die Zahl der Arbeitnehmer in Pflegeberufen im Landkreis Schwandorf steigt. Doch gleichzeitig steigt auch der Bedarf nach Pflegeleistungen.

Die Zahl der Arbeitnehmer in Pflegeberufen im Landkreis Schwandorf steigt. Ist der Kräftemangel in dem Bereich Geschichte? Nicht wirklich. Denn auch der Bedarf an Pflegekräften ist in den vergangenen Jahren größer geworden.

Das geht aus einer Meldung der Agentur für Arbeit hervor. Demnach waren im Jahr 2018 insgesamt 2236 Arbeitnehmer in Pflegeberufen im Landkreis Schwandorf tätig, im 2022 waren es 2569 (darunter 1683 Fachkräfte). Die Zahl der ausländischen Pflegekräfte habe sich im gleichen Zeitraum von 229 auf 446 Beschäftigte erhöht.

"Als Arbeitsagentur Schwandorf unterstützen wir seit Langem die Pflegeeinrichtungen in unserer Region mittels verschiedener Projekte, finanzieller Förderung und Beratung. Umso mehr freut es mich, dass dieses Engagement Früchte getragen hat und mehr Menschen für die Arbeit in der Branche begeistert werden konnten", so Siegfried Bäumler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf. Die Zahl zeige noch eines: Im Landkreis gebe es viele attraktive Arbeitgeber in dem Bereich. Die Pflegebranche biete außerdem berufliche Perspektiven und Sicherheit.

Gleichzeitig mit der steigenden Zahl an Pflegekräften steigt aber auch der Bedarf an solchen: Die vorhandene Lücke ist daher noch nicht geschlossen, sondern ebenso größer geworden. Im Laut der Agentur hätten die Einrichtungen im Jahresdurchschnitt 2018 70 offene Stellen gemeldet, 2022 waren es 83.

Möglichkeiten für Quereinsteiger

"Wir haben mehr Mitarbeiter eingestellt", erklärt Gerhard Eilers, Geschäftsführer der Caritas-Sozialstation Nabburg. "Aber wir haben immer noch Bedarf." Die Sozialstation konnte die Versorgungszahl durch Personaleinstellungen zwar nach oben schrauben, aber es gebe immer noch Anfragen, die nicht bedient werden könnten. Drastisch sei die Lage auch im Bereich der hauswirtschaftlichen Versorgung. "Der Markt gibt das Personal einfach nicht her", so Eilers.

Mittlerweile gebe es auch die Möglichkeit, bei der Caritas-Sozialstation Nabburg als Quereinsteiger in der Pflege anzufangen. Diese werden dann bei der Caritas über Kurse und Fortbildungen qualifiziert und können einfachere Pflegetätigkeiten übernehmen - die Touren der Caritas sind, je nach Pflegebedarf der Patienten, auf Helfer- und Examinierten-Touren eingeteilt. Seit etwa zwei, drei Jahren werde das angeboten, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. "Examinierte Pflegekräfte sind wirklich handverlesen", sagt Gerhard Eilers.

"Man kann ausschreiben, was man will", sagt eine Sprecherin von CuraVivum, die unter anderem das Seniorenhaus am Miesberg in Schwarzenfeld betreiben. "Es ist katastrophal, Pflegehelfer oder Fachkräfte zu bekommen." Als Gründe sieht sie unter anderem, dass gerade grundpflegerische Tätigkeiten, die anfallen, wie Waschen, nicht jeder gerne mache. Die Arbeit sei körperlich oft anstrengend, dazu komme, dass man häufig auch mit Patienten mit Demenz oder Alzheimer zu tun habe. "Damit umzugehen ist schwierig."

Tatsächlich ist bei CuraVivum Hauptgeschäft die teilstationäre Pflege, bei der die Grundpflegearbeiten gar nicht anfallen – sie werden entweder von Patienten noch selbst übernommen, von Angehörigen oder einem externen Pflegedienst. Für die Mitarbeiter bei CuraVivum fällt dann nur noch die Unterstützung der Patienten tagsüber an. Trotzdem findet sich nur schwer Personal. "Dabei ist das eigentlich ein toller Job", findet die Sprecherin.

Arbeitnehmer binden

Im Alten- und Pflegeheim Oberviechtach hat man noch genügend Personal, erklärt Geschäftsführerin Michaela Mösbauer auf Nachfrage – sogar mehr Fach- und Hilfskräfte, als nach Personalschlüssel notwendig wären. Das liege aber auch daran, dass man dort seit Jahren selbst ausbilde. Gleichzeitig habe man schon immer mehr Personal als nötig eingestellt, um einen "Puffer" vorhalten zu können. "Es ist nicht mehr so wie früher, dass einem die Leute die Tür einrennen", so Mösbauer. "Wir schauen, dass wir die Leute ans Haus binden." Möglichkeiten zur Fortbildung, Entgegenkommen, was Arbeitszeit-Wünsche betrifft, Kontakt zu den Schulen und Mund-zu-Mund-Propaganda – "Das ist ein großer Mix, den man da bedienen muss."

Generell hätten inzwischen ja mehrere Branchen Probleme, Arbeitskräfte zu finden, nicht nur die Pflege. "Das ist ein Beruf, der auf jeden Fall Zukunft hat und mit dem einem alle Möglichkeiten offen stehen."

Hintergrund:

Prognose für Landkreis Schwandorf

  • Zahl der Menschen mit Bedarf an Pflegeleistung: steigt von 5834 im Jahr 2023 auf 7270 im Jahr 2037
  • Zahl der zu Hause lebenden Pflegebedürftigen: steigt von 4084 im Jahr 2023 auf 5036 im Jahr 2037
  • (Quelle: Prognose auf Basis von Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik)
 
 

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