Wie sehr Corona das Alltagsleben der Menschen verändert, macht sich auch und gerade im Bankwesen bemerkbar. Lange galten die Deutschen als Bargeld-Liebhaber. Mobile Bezahlunglösungen hatten hierzulande in den vergangenen Jahren zwar Zulauf, doch hinkten im europäischen Vergleich deutlich hinterher. Dies ändert sich seit Beginn der Pandemie spürbar – auch im Landkreis Schwandorf. Oberpfalz-Medien hat bei den wichtigsten Banken im Gemeindeverbund nachgefragt: Filialschließungen sind keine geplant, auch Geldautomaten und Bargeld wird nicht abgeschafft. Doch das Nutzungsverhalten der Kunden ändert sich rasant – und die Geldhäuser reagieren darauf.
VR Bank Mittlere Oberpfalz
Die Volksbank Raiffeisenbank ist im Landkreis mit 14 Filialen vertreten. "Wir sind bewusst eine Flächenbank und wollen das auch bleiben", schließt Bernhard Werner coronabedingte Schließungen von Geschäftsstellen aus. Auch die Fusion einzelner Filialen mit anderen Banken ist dem Vorstandssprecher zufolge nicht geplant.
Deutliche Veränderungen gibt es im Zuge der Pandemie trotzdem. "Die Online-Zugriffe auf unsere Kundenkonten haben seit Jahresbeginn um 55 Prozent zugenommen. Ein Drittel der Nutzer greift mittlerweile täglich über die Banking-App oder über Homebanking auf ihre Konten zu", sagt Werner. Zudem zahlten VR-Bank-Kunden im Landkreis immer häufiger ohne Bargeld. Um rund 30 Prozent hätten sich die Zahlungen mit Kredit- und EC-Karte in Geschäften erhöht – die Hälfte davon erfolgt kontaktlos. "Kontaktloses Zahlen ist bequem, hygienisch und bei den Kunden sehr beliebt. Durch Corona ist hier der Turbo geschaltet worden", sagt der Vorstandssprecher.
Auch Beratungsgespräche sind über die Video-Konfernzsoftware "Go-to-Meeting" inzwischen rein online möglich. "Der Bankberater schaltet sich auf den heimischen PC des Kunden zu und geht dann mit ihm gemeinsam Verträge und Dokumente durch", informiert Werner. Vorbehalte von Senioren seien ihm nicht bekannt. "Die virtuelle Beratung nutzen bei uns Kunden zwischen 20 und 80, da gibt es keine Grenzen mehr."
Kontaktloses Zahlen ist bequem, hygienisch und bei den Kunden sehr beliebt. Durch Corona ist hier der Turbo geschaltet worden.
Allerdings gibt der Vorstandssprecher zu bedenken, dass digitale und mobile Lösungen nicht die persönliche Beratung vor Ort ersetzen können. "Einfache Serviceleistungen wie Daueraufträge anlegen, Überweisungen tätigen oder Umbuchungen, das machen die Leute bequem und gerne online. Aber für detaillierte Beratungsgespräche bleibt die Filiale vor Ort mit Abstand die Nummer Eins."
Commerzbank
Dass der Zahlungsverkehr wegen Corona immer mehr online oder mobil per Handy abgewickelt wird, merkt auch die Commerzbank. Zwar würde laut Sebastian Hackl, Niederlassungsleiter Privat- und Unternehmerkunden, von den Bargeldautomaten im Landkreis noch genauso viel Geld wie vor der Pandemie abgehoben, aber: "Die Anzahl der digitalen Transaktionen ist auf einem Höchststand: Unsere Banking-App wird jeden Tag mehr als 1,6 Millionen Mal aufgerufen." 40 Prozent der Überweisungen liefen inzwischen mobil, beim Kauf von Wertpapieren seien es immerhin schon 10 Prozent
Zudem baut das Bankhaus seine mobilen Bezahllösungen aus. Neben Google Pay und Apple Pay können Kunden inzwischen intelligente Armbanduhren der Smartwatch-Hersteller Garmin oder Fitbit nutzen. Dennoch will sich auch die Commerzbank nicht von der persönlichen Beratung verabschieden. Von den fünf Filialen im Landkreis sind aktuell die Geschäftsstellen in Nabburg und Burglengenfeld wegen der Pandemie geschlossen. In den restlichen Filialen stehen Berater jedoch persönlich oder über das Kundencenter per Video, Chat oder Telefonanruf zur Verfügung.
Sparkasse
Die Sparkasse stellt "vermehrt hygienisch kontaktloses Bezahlen" bei ihren Kunden fest. Das gibt Michael Licha, Bereichsleiter Unternehmensentwicklung der Sparkasse im Kreis Schwandorf, bekannt. "Das hat zur Folge, dass die Nutzung unserer Geldautomaten aktuell leicht rückläufig ist", sagt Licha. Sparkassen-Kunden heben also weniger Geld ab und verlagern ihre Transaktionen ins Internet. Über alle Altersgruppen hinweg – also auch Senioren – würden die Giro-Konten inzwischen vermehrt online geführt. Laut Licha gibt es auch mehr Karten-Zahlungen in den Geschäften.
Von 23 Standorten im Kreis sind momentan acht coronabedingt geschlossen, dort können nur die Selbstbedienungsterminals genutzt werden. Schon seit 2017 und damit vor Corona verfügt die Sparkasse jedoch über eine digitale Geschäftsstelle, das sogenannte "n@h-Beratungscenter" mit Sitz in Schwandorf. Dort wird primär digital beraten, aber auch Präsenz-Gespräche seien möglich. Die Sparkasse würde sich hier an den Kunden orientieren, so Licha: "Bei uns steht der Kunde im Mittelpunkt, das heißt, er entscheidet, welche Art der Betreuung er nutzen möchte."
VR Bank Regensburg-Schwandorf
Vier Geschäfts- und sechs Selbstbedienungsstellen betreibt die Genossenschaftsbank im Landkreis. Laut Pressesprecherin Elke Pitzl haben die Kunden während des Lockdowns im Frühjahr die Geldautomaten sogar mehr genutzt als zuvor, inzwischen habe es sich jedoch normalisiert. Zudem: „In den vergangenen Monaten haben viele Kunden Online-Banking beantragt. Bei der VR-BankingApp hatten wir in dieser Zeit einen Zuwachs an Nutzern von zehn Prozent“, berichtet Pitzl.
Die Pandemie habe auch bei der VR Bank zu einem Boom der Online-Beratung geführt. „Telefonische Beratung mit der Möglichkeit der Bildschirmübertragung nimmt im Rahmen der Coronakrise einen hohen Stellenwert ein“, sagt Pitzl. Wichtig ist der Pressesprecherin aber auch, dass der Online-Boom nicht zu einem Rückzug der Bank aus der Fläche führe: „Digitalisierung und Präsenz vor Ort schließen sich nicht aus. Wir sind aktuell gut aufgestellt und bauen in Schwandorf sogar ein neues Betreuungs- und Beratungszentrum.“
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