Die Sportarena war mit rund 300 Bürgerinnen und Bürgern brechend voll. Gemeinde, Landratsamt Bayreuth und die Polizei informierten in einer fast dreistündigen Veranstaltung über den Gesamtkomplex Flüchtlingsaufnahme und beantworteten Fragen.
In vier bis sechs Wochen sollen 50 Asylsuchende Aufnahme in zwei dazu neu eingerichteten Flüchtlingsunterkünften finden. Das Landratsamt plant auf einem rund 2000 Quadratmeter großen Grundstück östlich des Wasserturmes in Speichersdorfs Süden mittels Container Wohnraum für 30 Personen. Im ehemaligen King’s Inn in Kirchenlaibach sollen 20 Flüchtlinge unterkommen.
Die Polizei zeigte verstärkt Präsenz bei der ruhig und besonnen abgelaufenen Veranstaltung, da im Internet eine Störung des Infoabends angekündigt worden war. „Wir leben in einer mit einer Überdosis Konflikten angereicherten Welt. Krieg, Leid der Menschen und Flucht bestimmen das Geschehen“, erklärte Bürgermeister Christian Porsch eingangs. Drei Wochen zuvor habe die Kommune erfahren, dass auch die drittgrößte Gemeinde des Landkreises Bayreuth Flüchtlinge aufnehmen müsse, ohne die Bevölkerung und die vorhandene Infrastruktur zu überfordern. Porsch erinnerte an die vielen von der Kommune gemeisterten Aufnahmen von Flüchtlingen, Gastarbeitern und Spätaussiedlern aus 39 Nationen. „Wie bisher wollen wir mit Transparenz und Offenheit vorausgehen, um den sachlichen und respektvollen Umgang miteinander und mit den Flüchtlingen zu ermöglichen“, sagte der Rathauschef. Wichtig für die Integration sei eine professionelle Betreuung durch die Unterkunftsbetreiber und Behörden, die Bevölkerung mit der Anzahl nicht zu überfordern und auf breiter Ebene einen Unterstützerkreis zu schaffen.
Aufnahmequote bei 70 Prozent
Landrat Florian Wiedemann berichtete, dass die Regierung von Oberfranken den Landkreis aufgefordert habe, für den steten Strom an Flüchtlingen Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Der Landkreis habe bisher nach dem Königsteiner Schlüssel eine Aufnahmequote von rund 70 Prozent erfüllt. Nachdem die erste Flüchtlingswelle noch mit dezentralen Unterkünften wie in Goldkronach, Bindlach, Bad Berneck, Gefrees, Pegnitz und weiteren Orten aufgefangen werden konnte, mussten nun auch mit der Ankunft der Ukraine-Flüchtlinge Notunterkünfte in Turnhallen und weiteren Mietflächen geschaffen werden.
Aus Georgien und Syrien
Mitte April werden dem Landkreis weitere 70 Personen aus dem Ankerzentrum Bamberg zugeteilt; davon sollen 50 in den beiden neuen Unterkünften in der Gemeinde untergebracht werden. Davon werden aus 20 Personen bestehende georgische Familien das ehemalige King’s Inn in Kirchenlaibach und 30 einzelreisende männliche Syrer die Container am Wasserturm beziehen. Das Baugenehmigungsverfahren zu Nutzungsänderung und Neubau für die beiden Unterkünfte läuft. Beide Anlagen werden durch einen Hausmeister und Kümmerer während der Bürozeiten betreut. Des Weiteren stehen Integrationslotsen und die Beratungsstelle der Caritas unterstützend zur Seite.
Der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Bayreuth-Land, Erster Polizeihauptkommissar Olaf Heber, bezeichnete die Sicherheitslage in der Kommune als gut. Es habe bisher keine oder nur geringfügige Probleme mit Asylbewerberunterkünften gegeben. Die von Bürgern zitierten Statistiken über den starken Anstieg von Straftaten in Zusammenhang mit Flüchtlingen könnten nicht 1:1 auf die Region runtergebrochen werden. Die Polizei werde bei den Flüchtlingen Infoveranstaltungen abhalten und verstärkt Streifenpräsenz zeigen. Ein Zuhörer widersprach Heber. Dieser arbeitet als Türsteher und berichtete von zahlreichen Gefahrensituationen bei seinen Sicherheitsdiensteinsätzen. Dolores Longares-Bäumler von der Caritas-Beratungsstelle betonte, dass die Gemeinschaft bisher alle Flüchtlingskrisen gemeistert habe und auch diese in den Griff bekommen werde. „Erstmal ankommen lassen und dann mit ihnen ins Gespräch kommen“, war ihr Rat.
Zu den Fragen standen alle Vertreter der Behörden und Gemeinde Rede und Antwort. In der Diskussionsrunde zeigte sich, dass ein Teil der Bürgerschaft sich um die Sicherheit sorgt, wobei aber auch viele positive Stimmen das menschliche Nebeneinander, Humanität und Unvoreingenommenheit betonten und sich wünschten.
Unterbringung der weiteren Flüchtlinge
- Familienunterkunft in Kirchenlaibach: Der aus der Ukraine stammende Eigentümer des King's Inn, Nikolaus Wild, wird mittels einer Nutzungsänderung die Geschossflächen in mehrere Wohnungen mit Küche und Nasszellen umbauen.
- Containeranlage in Speichersdorf: Auf dem 2000 Quadratmeter großen Grundstück am Wasserturm errichtet der Grundstückseigentümer, MMR Immobilien aus Neunburg vorm Wald, 10 Wohncontainer mit integrierter Küche und WC, einen Gemeinschafts- sowie einen Waschcontainer.
- Aufenthaltsdauer: Bis über den Asylantrag entschieden ist, gilt die Aufenthaltspflicht in der Flüchtlingsunterkunft, nach Anerkennung selbständige Wohnungssuche möglich.
- Vertragsdauer für Unterkünfte: Beabsichtigt wird ein Mietvertrag über vier Jahre.
- Ansprechpartner der Unterkünfte: Hausmeister während der Bürostunden, Integrationslotsen des Landratsamtes, Caritas-Beratungsstelle, zu gründender Unterstützerkreis, Vereinsangebote
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