Florian Meurer darf sich über eine renommierte Auszeichnung für seine Masterarbeit im Fach Chemie freuen. Der junge Wissenschaftler aus Sulzbach-Rosenberg hat den Lieselotte-Templeton-Preis erhalten – er wird jährlich für die besten Abschlussarbeiten im Bereich der Kristallographie vergeben. Was das ist und wie Meurers Interesse daran entstanden ist, schildert der 27-Jährige im Gespräch mit Oberpfalz-Medien.
Bereits in seiner ersten Chemie-Stunde in der 7. Klasse am Herzog-Christian-August-Gymnasium (HCA) in Sulzbach-Rosenberg entwickelte der in Hahnbach Aufgewachsene ein Interesse an der Zusammensetzung von Stoffen. Chemielehrer Rüdiger Schraml veranschaulichte den Schülern, dass es nicht optische Merkmale sind, die einen Stoff ausmachen, auf originelle Weise – er warf einen Backstein in Richtung der Schüler. Dieser stellte sich glücklicherweise als Plüschspielzeug heraus. Zwar befeuerten seine Chemielehrer Meurers Interesse weiter, allerdings entschied er sich nach dem Abitur 2014, zunächst eine Ausbildung als Laborant bei der Nabaltech AG in Schwandorf zu absolvieren, um vor dem Studium einen Einblick in den Laboralltag zu erhalten. Diese praktische Erfahrung habe ihm den Einstieg ins Studium wesentlich erleichtert, sagt er rückblickend.
Wozu Kristallographie gut ist
Nach seiner Ausbildung schrieb sich der Sulzbach-Rosenberger an der Universität Regensburg in Chemie ein und fokussiert sich seither auf das Teilgebiet der Kristallographie. Dieses stellt eine Schnittstelle zwischen Physik, Chemie und Geographie dar und beschäftigt sich mit der Zusammensetzungen von Stoffen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Das Forschungsinteresse dreht sich um die Entschlüsselung sogenannter Kristallstrukturen, die den Aufbau kristalliner Verbindungen auf atomarer Ebene beschreiben. Forscher aus diesem Teilbereich leisteten beispielsweise einen signifikanten Beitrag zur Entschlüsselung des Aufbaus des Covid-19-Virus.
Meurers Masterarbeit behandelt die Kombination von Röntgenbeugung und Röntgenspektroskopie, die einen detaillierteren Blick auf den Aufbau der erwähnten Kristallstrukturen ermöglicht. Die Vorteile dieses Ansatzes untersuchte er in Zusammenarbeit mit Forschenden aus England und Frankreich. In seiner Arbeit wendete Meurer die beiden Techniken auf zwei Stoffe an und verbesserte dadurch die Kenntnisse über deren atomare Gestalt. Für seine Arbeit zeichnete ihn die Deutsche Gesellschaft der Kristallographie (DGK) am 27. März in Frankfurt mit dem erwähnten Preis aus, der für die besten Abschlussarbeiten des Fachgebietes vergeben wird.
Hilfreich für Endlagerung
Die verwendete Methode könnte unter anderem in Angesicht des am 15. April in Deutschland vollzogenen Atomausstiegs Anwendung finden. Sogenannte Einschlussverbindungen, welche langstrahlendes Material für Tausende Jahre unterirdisch sicherstellen sollen, können dadurch präziser untersucht werden und so eine Kontamination der Umwelt verhindern.
In naher Zukunft plant Meurer zunächst seine aktuell laufende Promotion abzuschließen. Danach zieht es ihn ins Ausland, eventuell in die Schweiz oder nach England. In einer Sache ist er sich bereits sicher: "Ich möchte weiterhin wissensorientiert arbeiten", sagt der 27-Jährige. Einen Wechsel in die Wirtschaft schließt er vorerst aus, da er sich voll und ganz auf seine Forschung konzentrieren möchte.
Was ist der Lieselotte-Templeton-Preis?
- Den Preis gibt es seit 2021. Er wurde von den "Jungen Kristallographen", einem Arbeitskreis der Deutschen Gesellschaft für Kristallographie (DGK), ins Leben gerufen.
- Der Preis wird jährlich für maximal drei außerordentliche Abschlussarbeiten im Bereich der Kristallographie vergeben.
- Er ist nach einer gleichnamigen Forscherin benannt, die 1933 zunächst nach Frankreich und anschließend in die USA auswanderte. Dort promovierte sie und forschte an der Universität Berkeley unter anderem zur gleichen Methode wie Florian Meurer.
- Titel der Masterarbeit von Meurer: "Anomalous Dispersion Refinements in the range of Absorption Edges"
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