Plötzlich wird es laut in der Festhalle. Zwei Hitzköpfe geraten aneinander. Ein Wort gibt das andere, ein Wasserglas fliegt, und schon ist eine rüde Rauferei im Gang. Erst ein Einsatzteam der Polizei kann die beiden Rabauken trennen. Der Verursacher wird in Handschellen abgeführt.
Normalerweise hätte diese Szene unter Beobachtern für Aufregung und Schrecken gesorgt. Beim Familientag des 71. Ausbildungsseminars der Bereitschaftspolizei in Sulzbach-Rosenberg musste sich jedoch niemand fürchten. Die Zuschauer erlebten ein Einsatztraining, das ihnen einige Eindrücke vermittelte, wie die Vorbereitung auf den Polizeidienst abläuft.
Verzicht auf das Bett daheim
Körperliche Fitness und die sportlichen Herausforderungen waren durchaus wichtige Gründe für die jungen Leute, sich für den Polizeidienst zu bewerben. Auch für Evi Lehnerer. "Für mich ist der Polizeidienst ein abwechslungsreicher Beruf, der sich mit meinen sportlichen Interessen kombinieren lässt. Der Sportteil der Aufnahmeprüfung war für mich nicht schwer, auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich gezielt darauf vorbereitet habe", gestand die Sulzbach-Rosenbergerin. Schon als Kind hatte sie den Berufswunsch Polizistin geäußert. Ihr gefällt die vielfältige Ausbildung und die Gemeinschaft mit den Kolleginnen und Kollegen. Deswegen sei sie auch immer in der Abteilung geblieben und nicht zum Schlafen nach Hause gegangen. Für ihre Mutter Monika ist wichtig, dass die Kinder mit ihrer Berufswahl zufrieden sind. "Meine zweite Tochter Ina arbeitet als Hotelfachfrau, Evi eben im Polizeidienst." Wie ihr Mann Matthias hat sie keine Bedenken. "Sie bekommt hier eine hervorragende Ausbildung, und zudem ist sie immer im Team unterwegs."
Wie Evi fühlt sich auch Tobias Dirscherl fit für den Dienst. Für ihn ist der Polizeidienst ein Tätigkeitsfeld, in dem er sich weiter entwickeln könne. Erfreut war er über den gegenseitigen Respekt von Lehrer und Schüler. "Die Vermittlung der Lehrinhalte war ausgezeichnet. Besonders während dem zweiten Praktikum von 12 Wochen habe ich sehr viel über die tägliche Arbeit gelernt." Seine Mutter Beate war damals überrascht, als er sich zur Polizei meldete, hatte aber auch keine andere Ausbildungsalternative parat. Schwester Lena ging es ähnlich: "Tobias ist sehr redegewandt. Ich dachte immer, er wird einmal Lehrer."
Er mag Regeln und befolgt sie auch selbst
Strafrecht, Verkehrsrecht, Beamtenrecht und allgemeines Polizeirecht: Fächer, die Daniel Tomanek besonders liegen. „Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er mag Regeln und befolgt sie auch selbst zu hundert Prozent", erzählte seine Mutter Grazywa. Und seine Schwester Isabella verriet: „Ich glaube, er ist der einzige Jugendliche, der sich vom Taschengeld ein Bürgerliches Gesetzbuch gekauft hat.“ Seine Einstellung zum Beruf erklärte Daniel mit einem Beispiel: „Die Polizei hat eine Vorbildfunktion. Ich kann nicht von jemanden verlangen, nur 50 km/h in der Stadt zu fahren, wenn ich selbst 60 km/h fahren würde!"
Birgit ist die stolze Ehefrau eines künftigen Polizeimeisters. Schon als Kind wollte ihr Ehemann Mustafa Özdemir Polizist werden. Die kindlichen Vorstellungen sind schon lange vorbei, heute schätzt er die Vielfältigkeit des Berufs. Birgit ist überzeugt: "Er wird ein guter Polizist, denn er hat sehr viel Einfühlungsvermögen!"
Mehr Drill erwartet
"Mein Bruder ist bei der Bundeswehr, und ich hatte vermutet, dass auch bei der Polizei mehr Drill herrschen würde", gestand Julian Hensel, der sich direkt nach dem Abitur bei der Polizei beworben hat. "Ich war schon überrascht, welche Kollegialität hier herrscht. Kein Drill, sondern gegenseitiger Respekt!"
Das Programm des Familientags war so vielfältig wie die Ausbildung selbst. Nach der eingangs geschilderten Szene aus dem Einsatztraining folgte als zweite Vorführung eine Fahrzeugkontrolle mit einem eindeutig alkoholisierten Fahrer. Da er einem Alkoholtest nicht zustimmte und sich handfest weigerte, zu einer Blutentnahme mitzukommen, musste er ruhig gestellt werden. Polizeioberkommissarin Kerstin Wolfrum kommentierte das Geschehen für die Zuschauer.
Erster Polizeihauptkommissar Daniel Czogalla, der Leiter des 71. Ausbildungsseminars, stellte die Lehrer und Ausbilder der fünf Klassen vor. Die Angehörigen der Polizeikräfte in Ausbildung hatten die Möglichkeit, sich über Ausrüstung und Waffen zu informieren, den Fahr- und den Rettungssimulator zu besichtigen oder sich in einem Streifenfahrzeug zum elektronischen Schießstand bringen lassen.
Die nächsten Schritte auf dem Weg in die Polizei
- 32 weibliche und 81 männliche Beamte bilden das 71. Ausbildungsseminar der Bayerischen Bereitschaftspolizei in Sulzbach-Rosenberg.
- Nach der Ausbildung stellen sich die Seminarangehörigen im Herbst der Qualitätsprüfung.
- Wer die Prüfung besteht, wird anschließend bei den Einsatzeinheiten der Bayerischen Bereitschaftspolizei oder direkt im Polizeieinzeldienst eingesetzt.
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