Die Geschichte des vergessenen Weilers in der Wagensaß der Öffentlichkeit zugänglich machen: Dazu hat sich Forstdirektor Klaus Bichlmaier schon vor Längerem entschlossen. Mittlerweile hat der Forstbetrieb Schnaittenbach die vielfältige und jahrhundertealte Geschichte des kleinen Weilers zu Tuffenthal auf Schautafeln für die Nachwelt festgehalten.
Rudolph Aric Inzenhofer von der Firma DRAI (Wissenschaftliche Synergien für Ökologie, Umwelt, Natur und Kultur) in Lauf machte sich in den Archiven an die mühselige wissenschaftliche und künstlerische Arbeit, den vergessenen Einödhof wieder ans Tageslicht zu holen – sie ist ihm bestens gelungen. Ein Flyer mit teils historischen Darstellungen und mehrere Bildtafeln dokumentieren jetzt die wechselvolle Geschichte des Landgutes mitten im Wald. Oberpfalz-Medien hat sich diese Arbeit angesehen und Interessantes erfahren über die Zeit zwischen 1334 und 1904.
Tlvental und Dieffental
Begonnen hat die ganze Historie ein paar hundert Meter westlich der kleinen Ortschaft See im Jahr 1334 bis 1338 mit vielen verschiedenen Schreibweisen: Dort gab es schon ein „Tlvfental“ in der Pfarrei Illschwang und der Gemeinde Trondorf, das abgabenpflichtig war. Das Amt Sulzbach führt die Siedlung 1413 als "Tieffentall" und im Jahr 1468 wird es als „Tyeffental“ mit zwei Untertanen bezeichnet. Die erste urkundliche Erwähnung fällt in das Jahr 1534 – mit dem Namen Tieffenthal (Im tiefen Tal). 1563 erwähnt die Pfarrei Illschwang wiederum das „Tiffenthal“, während es 1602 als Tuffenthal bei Hundheim in die Gemeinde Neukirchen überging. 1603 gehörte das „Dieffental“ mit seinen drei Herdstätten beziehungsweise zwei Anwesen mit Nebenhaus katholischer wie evangelischerseits immer noch zur Pfarrei Illschwang.
Wallensteins Reiter verhindern Plünderung
Dann kam der Dreißigjährige Krieg: Die Einquartierung der Graf Collalto’schen Reiter verhinderte 1628 die Plünderung des Weilers. Aufgabe dieser Truppen im Dienste Wallensteins war die Verteidigung von Sulzbach. Danach zogen sie weiter, vermutlich nach Ungarn.
Ein in Sulzbach-Rosenberg Altbekannter taucht dann Ende des 17. Jahrhunderts auf: 1668 gelangte das Landsassengut Großalbershof, zu dem Tuffenthal mittlerweile gehörte, an den Dichter und Schriftsteller Christian Knorr von Rosenroth. Nach diversen Besitzerwechseln verlieh Bamberg 1710 das Lehen an Marquard Leopold von Schütz. Doch bereits zwei Jahre später, 1712, erwarb Herzog Theodor von Sulzbach die gesamten Besitzungen. Tuffenthal und See fielen bis 1779 an die gesonderte Administration Großalbershof. Viehweide und Holzrecht der beiden Gemeinden in der Wagensaß blieben erhalten.
Verbindung zu Amberger Email-Fabrik
Die Familie Schatz lebte ab 1827 im Tuffenthal, Hoferbin Magdalena Schatz wurde dort 1843 geboren, sie heiratete später Johann Leonhard Haller aus Bodenhof. 1877 waren in Tuffenthal zehn Einwohner registriert – Besitzerfamilie, Knechte und Mägde.
Ein großer Einschnitt passierte 1895: Haller verkaufte den Hof an die Gebrüder Baumann aus Wunsiedel, die 1877 in Amberg die bekannte Porzellan- und Emailfabrik gegründet hatten. Laut Überlieferung sollen zwischen 180 und 300 Hektar Wald, überwiegend Eichen, zu dem Weiler gehört haben. Die neuen Pächter, eine Familie Dietl, nutzte die Baumbestände kommerziell und rodete den Wald fast komplett. Nur einige Eichen blieben übrig, darunter die schöne Tuffenthal-Eiche. Dietl lieferte die Baumstämme mit Pferd und Wagen an die Firma Baumann, die daraus Transportkisten für ihre Waren herstellte.
1903 schließlich verkauften die Baumanns an das bayerische Königreich, das zwischen 1903 und 1905 eine komplette Aufforstung des Areals veranlasste. 1904 wurden Gebäude und Wohnhaus abgebrochen, seitdem zerfiel das Gut langsam. Nur die inzwischen überwachsenen Ruinen der Hofstelle und des Kellers blieben. Auch eine begehbare Badestelle sei noch vorhanden, so der Chronist.
Sechs Schautafeln
In jüngster Zeit erinnern nur mehr die sechs Informationstafeln an den einst so großen Weiler. Sie stehen in der Wagensaß am Parkplatz Trimm-dich-Pfad, an der Kreuzung Eichelgartenhütte, an der Kreuzung an der sogenannten Liegewiese (westliche Richtung vom Parkplatz), an der südlich davon gelegenen Unterstellhütte, an der Wegekreuzung südlich von See, an der Kreuzung an der Waldabteilung Tuffenthal und schließlich am Ort des Geschehens in der Waldabteilung Sommerberg selber. Ein Spaziergang, eine Wanderung oder eine kleine Radltour lohnen sich dort immer.
Historischer Wegverlauf
- Früher führte der klassische Sulzbacher Weg damals von Bachetsfeld über Bodenhof an Tuffenthal vorbei durch See nach Sulzbach.
- Die alte Handelsstraße, aus der dann die Goldene Straße wurde, verlief von Sulzbach aus über Bachetsfeld und Büchelberg nach Högen und weiter nach Hartmannshof.
- In Bachetsfeld waren eine Pferdewechselstation und später eine Poststation. Die Verbindung heißt heute noch „Postweg“.
- Hier zweigte auch der Handelsweg nach Amberg ab, der es ermöglichte, ohne Zollabgaben die Stadt Amberg zu erreichen.
Weiler zu Tuffenthal – Zeittafel (Auswahl)
- 1534: Erste urkundliche Erwähnung als Tieffenthall ("Im tiefen Tal")
- 1602: Tieffenthal geht über an Hundheim, Gemeinde Neukirchen
- 1603: Erwähnung von drei Herdstätten bzw. zwei Anwesen mit Nebenhaus, unter der Schreibweise Dieffental gehört der Weiler katholischer- wie evangelischerseits zur Pfarrei Illschwang.
- 1628: Die Einquartierung der Graf Collalto'schen Reiter verhindert im Dreißigjährigen Krieg die Plünderung des Weilers zu Tuhenthal
- 1668: Christian Knorr von Rosenroth kauft das Landsassengut Großalbershof - und damit das mittlerweile zugehörige Tuffenthal
- 1712: Herzog Theodor von Sulzbach erwirbt die Besitzungen
- 1877: Das amtliche Verzeichnis beziffert die Einwohnerzahl auf zehn
- 1895: Verkauf an die Gebrüder Baumann (Gründer der Amberger Emailfabrik)
- 1903: Das Königreich Bayern kauft den Weiler und forstet massiv auf
- 1904: Abbruch der Gebäude und des Wohnhauses. Anschließend zerfällt das restliche Gut, nur Ruinen der Hofstelle und des Kellers überdauern
- Ab 2018: Planung und Entstehung der Informationstafeln
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