Leidenschaftliche Debatte um Kulturhaus in Waldershof

Waldershof
26.05.2023 - 12:27 Uhr
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Ein Umbau des ehemaligen Rio-Gebäudes zu einem Kulturhaus würde wohl über 5 Millionen Euro kosten. Auch angesichts der finanziellen Situation der Stadt Waldershof drängten einige Stadträte am Donnerstag, Alternativen zu prüfen.

Zur Diskussion stand in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend die Vergabe der Architektenleistungen für Sanierung und Umbau des geplanten Kulturhauses (im Zuge des Verfahrens zur Vergabeverordnung). Das Gebäude der ehemaligen Knabenschule und späteren Kleiderfabrik Rio ist im Besitz der Stadt Waldershof. Nicht nur Bürgermeisterin Margit Bayer sieht viel Potenzial für ein Mehrgenerationenhaus der anderen Art. Möglich wären ein Jugendraum, Platz für Kreismusikschule und Volkshochschule, ein Senioren-Café, Museums- und Ausstellungsräume. Auf Grundlage einer Machbarkeitsstudie betragen die Baukosten für das Gebäude an der Bahnhofstraße etwa 4,3 Millionen Euro und die Baunebenkosten rund 860.000 Euro.

Hier hakte Winfried Neubauer, Fraktionssprecher der Freien Wähler, ein. Er sprach von einem Projekt, "das uns viel Geld kosten wird". Neubauer wollte wissen, ob mit einem Beschluss die Verpflichtung zur Durchführung des Vorhabens bestehe, und appellierte: "Wir sollten Alternativen prüfen." Jürgen Ranft von der SPD wies darauf hin, dass man in der Beratung des Haushalts 2023 darüber gesprochen habe, das Projekt zu schieben, "weil wir es uns nicht leisten können". Auch sei mit Blick auf die Kostenentwicklung offen, was für den Umbau in einigen Jahren zu bezahlen sei. Möglicherweise könne man das ehemalige Rio-Gebäude anderweitig nutzen. Ranft empfahl sozialen Wohnungsbau.

Heiko Marx (ebenfalls SPD) staunte über die voraussichtlichen Kosten von 5 Millionen Euro. Bei etwa 500 Quadratmetern Fläche komme man auf 10.000 Euro pro Quadratmeter. Das seien Münchener Verhältnisse. Es stelle sich die Frage, ob es da wirklich sinnvoll sei, die Planung weiterzuverfolgen. Bis sich die Stadt Waldershof das Projekt leisten könnte, könnten sich die Planungen ändern, mahnte Florian Dick (SPD). Jürgen Ranft riet: "Wir sollten alles noch mal überdenken."

Maximilian Kastner (Fraktionssprecher von CSU und Wählerbund) verdeutlichte: "Wir haben festgestellt, dass es keine wirklichen Alternativen gibt." Ausschlaggebend sei doch, dass sich die Stadt aktuell die Sanierung nicht leisten könne, setzte Jürgen Ranft hinzu. Mario Rabenbauer (CSU) verwies darauf, dass man bislang nur eine Machbarkeitsstudie habe. Wenn man wissen wolle, was es konkret koste, müsse man an die Planung gehen. Auch gebe es hohe Zuschüsse aus der Städtebauförderung. Das Pfarrheim reiche für die aktuelle Nutzung, aber nicht für mehr, ergriff Bürgermeisterin Margit Bayer das Wort. Die Stadt brauche zeitnah weitere Räumlichkeiten.

Auf mehrfache Nachfragen, ob man an die Planung gebunden sei, antwortete die Bürgermeisterin: "Der Architekt wird das planen, was wir wollen." Sie riet dazu, jetzt eine fertige Planung erstellen zu lassen, egal wann dass Projekt umgesetzt werde. Bei vier Gegenstimmen beschloss der Stadtrat Waldershof dann, den Auftrag für die Planungsleistungen für die Sanierung und den Umbau des Kulturhauses an das Architekturbüro Becher & Partner aus Bayreuth zu vergeben. Die Beauftragung erfolge stufenweise.

Photovoltaik

Ja hieß es zum Bau einer Freiflächen-Photovoltaikanlage auf den Gemarkungen Lengenfeld und Groschlattengrün. Dazu erläuterte Bürgermeisterin Margit Bayer, dass nach einer Änderung des Baugesetzbuches zum Jahresbeginn 2023 Freiflächen-Photovoltaikanlagen privilegiert sind, wenn sie auf Flächen längs von Autobahnen oder von Schienenwegen mit mindestens zwei Hauptgleisen errichtet werden sollen und sie in einer Entfernung von nicht mehr als 200 Metern, gemessen vom äußeren Rand der Fahrbahnen, liegen. Diese Voraussetzungen seien hinsichtlich des vorliegenden Bauantrags erfüllt. In nichtöffentlicher Sitzung hat der Stadtrat im April einen Auftrag zur Erstellung eines Konzepts zur Ausweisung von Potenzial- und Ausschlussflächen für Freiflächen-Photovoltaikanlagen in der Stadt Waldershof vergeben. Der Angebotspreis: 18.126,16 Euro. Den Zuschlag bekam das Büro Plank & Partner Landschaftsarchitekten aus Pfreimd.

Generalsanierung der Schule

Voran geht es bei der Generalsanierung der Jobst-vom-Brandt-Grundschule. Der Stadtrat hat am Donnerstag Trockenbauarbeiten an die Firma Innenausbau Direkt GmbH aus Dreieich-Sprendlingen zum Angebotspreis von 140.573,75 Euro vergeben. Das Angebot lag etwa 31 Prozent unter der Kostenberechnung. Das Gewerk Wärmedämmverbundsystem erledigt die Firma KS Bau Sanierungsgesellschaft aus Regensburg zum Preis von 107.562,55 Euro (rund 19 Prozent unter Kostenberechnung). Die Estricharbeiten übernimmt die Firma Warkuß aus Marktredwitz zum Preis von 172.969 Euro (etwa 25 Prozent unter Kostenberechnung). Einstimmigkeit herrschte im Stadtrat auch bei der Vergabe des Gewerks Fassadenverkleidung zum Preis von 402.039,19 Euro (30 Prozent über Kostenberechnung) an die Firma Schulte und Falk aus Sulzbach-Rosenberg. Um Innenputzarbeiten (91.453,76 Euro/43 Prozent unter Kostenberechnung) kümmert sich die Firma KS Bau Sanierungsgesellschaft aus Regensburg.

Neubau Kindertagesstätte

Geschlossen vergaben die Stadträte am Donnerstag die Rohbauarbeiten zum Neubau einer siebengruppigen Kindertagesstätte an die Firma Wilhelm Bauer aus Erbendorf zum Angebotspreis von 1.671.210,78 Euro. Das Angebot liegt rund 4,3 Prozent über der Kostenberechnung.

Hintergrund:

Alte Knabenschule und Kleiderfabrik

  • Der Bau des Ziegelsteingebäudes an der Bahnhofstraße ist auf das Jahr 1889 datiert.
  • Die festliche Eröffnung erfolgte im Jahr 1892.
  • 1931 wurde das Nachbargrundstück für einen Spielplatz gekauft.
  • Im Frühjahr 1945 diente das Haus als Flüchtlingsunterkunft.
  • 1964 endete der Schulbetrieb mit der Inbetriebnahme des Zentralschulhauses an der Ludwig-Hoffmann-Straße.
  • Im Jahr 1970 ging das Gebäude an die Rio-Kleiderwerke. Seit deren Konkurs steht das Gebäude schon lange leer.
 
 

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