Finanzminister Albert Füracker zeigt Verständnis für die Ungeduld, mit der in Weiden die Standortfrage für das große Amt diskutiert wird. Zugleich betont er aber, dass die Behördenverlagerung nach Weiden bereits weit gediehen und deshalb sogar ein Vorzeigevorhaben sei. "Bei anderen Projekten ist nach zwei Jahren noch nicht so viel passiert. Da ist meist noch niemand umgezogen. Hier ist es ganz anders."
Grundsätzlich stelle der Minister fest, dass die angekündigten Behördenverlagerungen sich in einer guten Umsetzungsphase befänden. Allerdings bedauerte er den Widerstand in den Zentren. So habe es etwa beim Amt für Ländliche Entwicklung (nach Tirschenreuth) "Riesenärger" in Regensburg gegeben. "Wir reden nicht von der Versetzung von Beamten, sondern von der Verlagerung von wichtigen, langfristigen Arbeitsplätzen in die Regionen. Und dazu suchen wir dann die richtigen Menschen. Massenhafte Umzüge müssen nicht sein", stellt dazu Füracker fest.
Aufbau bis 2030 abgeschlossen
Die künftige Dienststelle des Landesamts für Finanzen in Weiden wächst nun wieder ein Stück weiter. 13 Mitarbeiter sind bereits vor Ort im angemieteten, sanierten Gebäude der einstigen EAW-Werkleitung "Zur Centralwerkstätte" im Gewerbegebiet Mitte. Bis zum Jahresende kommen weitere 20 dazu.
Mit der Anmietung von rund 150 Quadratmetern im bestehenden Dienstgebäude in der Regensburger Straße 95 werden für diese ab Oktober zusätzliche Büros geschaffen. "Die Region Weiden profitiert mit insgesamt 300 hochqualifizierten Arbeitsplätzen des Landesamts für Finanzen", betont Finanz- und Heimatminister Albert Füracker bei seinem Besuch in Weiden am Montag. Diese Sollstärke soll bis zum Jahr 2030 erreicht sein. Bisher ist Weiden - ebenso wie Vohenstrauß eine "Außenstelle" (konkret "Bearbeitungsstelle") der riesigen Dienststelle Regensburg. Vohenstrauß wiederum wird organisatorisch aus Regensburg zur dann aufgewerteten Dienststelle nach Weiden umgegliedert.
51 Anwärter eingestellt
Füracker tauscht sich mit dem Präsidenten des Landesamts für Finanzen (LfF), Klaus Herzog, und Landtagsabgeordnetem Stephan Oetzinger sowie Referatsleiter Markus Dahms über den Aufbau der Dienstelle aus, die bereits zum Ende des nächsten Jahres 80 Beschäftigte in Weiden zählen werde. Dabei attestiert er Oetzinger, dass er als "Ideengeber, Nerver, Anschieber und Drängler" einer der Motoren dieser Behördenverlagerung sei. "Genau so muss ein bayerischer Abgeordneter sein." Oetzinger selbst spricht von einer sehr schnellen Umsetzung der Verlagerung von Arbeitsplätzen aus München in die Region. "Jeder Bürgermeister macht eine Flasche Sekt auf, wenn sich ein neuer 5-Mann-Betrieb in seiner Gemeinde ansiedelt. Hier sind es 300 Stellen."
Das Finanzministerium habe die Weichen gestellt, erklärt Füracker: Weiden biete vor allem Nachwuchskräften in der mittleren und gehobenen Beamtenlaufbahn eine sichere Perspektive: 51 neue Anwärter könnten bereits bei ihrer Einstellung im Herbst 2021 auf einen zukunftsfähigen und heimatnahen Arbeitsplatz in Weiden zählen. "Mittelfristig wird die berufspraktische Ausbildung und Einarbeitung vor Ort sogar heimatnahes Lernen und Arbeiten von Beginn an ermöglichen", so Füracker weiter.
Die Weidener Aufgaben
In Weiden sollen die Bearbeitung und Abrechnung von Bezügen, Dienstreisen und Dienstunfällen der aktiven sowie von Versorgungsbezügen der ehemaligen Beschäftigten des Freistaates Bayern und deren Hinterbliebenen erfolgen.
Zu den weiteren Hauptaufgaben soll die fachliche Betreuung und Verbesserung von IT-Verfahren gehören. Im Zuge der Aufgabenverlagerung wird die aktuelle Bearbeitungsstelle Weiden nicht nur eine eigenständige Dienststelle, sondern auch eine wichtige und zentrale Serviceeinheit für die gesamte Staatsverwaltung.
Keine Zwangsversetzung
Das Verlagerungsprojekt des Landesamtes für Finanzen helfe, den Ballungsraum München zu entlasten und stärke mit seinem Umzug nach Weiden die gesamte Region und nördliche Oberpfalz. "Wichtig ist uns dabei, dass niemand gegen seinen Willen, sondern nur auf eigenen Wunsch versetzt wird. Möglichst viele Menschen sollen so die Chance bekommen, in ihrer Heimat zu leben und zu arbeiten", so Füracker.
Der weitere Zuwachs an neuen Mitarbeitern soll sukzessive in den kommenden Jahren erfolgen, so dass die Endzahl von 300 spätestens im Jahr 2030 erreicht werden könne. Bereits zum Ende des Jahre 2022 sollen 80 Stellen in Weiden geboten werden. In den nächsten Jahren würden dann "im großen Stil" Nachwuchskräfte ausgebildet.
Bereits auf Standortsuche
Die Immobilien Bayern, die zum Wirtschaftsministerium gehöre, sei beauftragt, nach einer langfristigen Unterbringung für die künftige Dienststelle zu suchen, berichtet Füracker, der bestätigt, dass es "durchaus valide und gute Angebote von Investoren und Immobilienbesitzern" gebe. Auch ein vollkommener Neubau - hierfür hatte die Stadt Weiden den Naabwiesenparkplatz angeboten - sei nicht ausgeschlossen. "Wir suchen die wirtschaftlichste Lösung. Wir wollen die Unterbringungsfrage nicht überhöhen, aber auch nicht kleinreden. Es wird ein qualifiziertes Gebäude für diese Behörde geben", zeigt sich der Minister überzeugt.
Da die Mitarbeiter ja aus der Region kommen sollen, sei die Bahnhofsnähe eines Grundstückes oder einer Immobilie "nicht das stärkste Argument". "Wenn wir städtebaulichen Gesichtspunkte berücksichtigen können, werden wir dies nicht ablehnen. Aber wir betreiben hier nicht in erster Linie Städtebauförderung, sondern wir wollen optimale Betriebsbedingungen für die Dienststelle schaffen." Gerade mal vor eineinhalb Jahren sei diese Behördenverlagerung beschlossen worden. "Die Findungsphase für die künftige Unterbringung des Personals kann da noch nicht abgeschlossen sein. Aber wir sind sehr gut in der Zeit", stellt Füracker abschließend fest.
Auf dem Weg zur eigenständigen Dienststelle
- Aufgaben des Landesamtes in Weiden: Bearbeitung und Abrechnung von Bezügen, Entgelten, Dienstreisen und Dienstunfällen der Beschäftigten des Freistaats sowie der Versorgungsbezüge der ehemaligen Beschäftigten und deren Hinterbliebenen sowie Pflege und Verbesserung von IT-Verfahren in der Verwaltung
- Start: Mit zehn Dienstposten im Dezember 2020, inzwischen 13 Mitarbeiter, zum Jahreswechsel weitere 20, Ende 2024 bereits 80 Beamte in Weiden geplant
- Organisation bisher: Kleine Bearbeitungsstelle der Dienststelle Regensburg
- Dienststelle: Aufwertung auf 300 Stellen zu eigenständigen Dienststelle Weiden. Die Bearbeitungsstelle Vohenstrauß (Reiseservice Bayern) wird von der Dienststelle Regensburg zur neuen Dienststelle Weiden umgegliedert
- Landesamt für Finanzen:Dienstsitz des Präsidenten in Würzburg. Besteht bisher aus den sieben Dienststellen München, Landshut, Regensburg, Bayreuth, Ansbach, Würzburg und Augsburg: Weiden wird die achte Dienststelle des Landesamtes
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