Das evangelische Dekanat sucht aktuell Menschen, die sich als Ehrenamtliche für einen Besuchsdienst bei Patienten im Klinikum Weiden ausbilden lassen wollen, die die beiden hauptamtlichen Klinikseelsorger Doris Kick und Dominic Naujoks unterstützen. Wie soll das gehen in einem Kurs über acht Abende? Kick ist Diplom-Religionspädagogin, Naujoks Pfarrer. Die müssen Seelsorge können. Aber wie wird aus dem Schreiner, aus der Verwaltungsangestellten eine ehrenamtliche Klinikseelsorgerin?
Helfersyndrom hinderlich
Naujoks lacht bei der Frage. Auch der Pfarrer kennt Situationen, in denen er sich fragt: „Was um Gottes Willen sag ich jetzt?“ Und Besuche, die ihn so mitnehmen, dass er danach für diesen Tag keine weiteren mehr machen kann. So gesehen ist Naujoks wie Kick überzeugt, dass ein Kurs, wie der vom Dekanat angebotene, durchaus Menschen befähigen kann, Kranke zu besuchen. Und zwar so, dass der kranke Mensch sich nicht belästigt fühlt, sondern im besten Fall sagt: „Das hat mir gut getan.“
Jetzt stellt man sich vor, sterbenskrank im Klinikum zu liegen, die Tür geht auf und eine Kämmerin im Ruhestand mit Helfersyndrom ruft einem munter entgegen: „Alles wird gut. Bald sind sie wieder zu Hause.“ Von wegen. Man weiß genau, dass nichts mehr auf Dauer gut wird. „Das sind Killersätze“, sagt Doris Kick. Die dürften nicht fallen. Die passierten ehrenamtlichen Klinikseelsorgern auch nicht, denn genau das und viel mehr sei Thema der Schulung. Kick weiß aber auch, dass Menschen, die sich für dieses Ehrenamt interessieren, nicht die Typen sind, die einen Krankenbesuch beginnen mit dem Satz: „Alles wird gut.“
Gespräche als Geschenk
Dabei ist natürlich zu unterscheiden zwischen dem Beinbruch und der Krebsdiagnose. Der Patient mit dem gebrochenen Bein wird sich nicht stören an dem Satz, der Krebspatient ihn je nach Diagnose unmöglich finden. Auf die Intensivstation gehen die Ehrenamtlichen allerdings – Schulung hin oder her – grundsätzlich nicht.
Will man das denn als Patient, dass eine wildfremde Person sich einem als Seelsorger andient? Kick sagt, 95 Prozent aller Patienten freuten sich über die Besuche. Immer wieder ergäben sich auch längere Begleitungen, komme es zu Gesprächen, die auch für den Seelsorger ein Geschenk seien. Ganz klar sei auch: „Der Patient entscheidet, worüber wir reden.“ Das könne das Wetter sein, das könnten aber auch jahrzehntelang verborgene Tabuthemen sein wie Eheprobleme oder Versagensängste. Und immer wieder gehe es schlicht und einfach um den Tod.
Kurse alle fünf Jahre
Naujoks ist wichtig, wie er sagt, dass auch Tränen fließen dürften, auch die des Seelsorgers. Dass man bisweilen einfach nur dasitze und mit dem Patienten schweige. Im Kurs kämen daher auch die eigenen Ängste zur Sprache. Einen Kurs wie diesen bietet das Dekanat im Schnitt alle fünf Jahre an. Aktuell hat die Coronapandemie die Zahl der ehrenamtlichen Klinikseelsorger von elf auf nur noch drei reduziert. Auch deshalb haben die Verantwortlichen die Hoffnung, der Kurs möge den Pool wieder füllen.
Ehrenamtliche in der Klinikseelsorge
- Ausbildungskurs von Mai bis Juli 2023 (acht Abende, 19 bis 21 Uhr, plus begleitetes Praktikum)
- Termine: 3., 10., 17., 23. Mai; 14., 28. Juni; 5., 12. Juli
- Anmeldung bis zum 18. März bei Klinikseelsorgerin Doris Kick, Tel. (0961) 303-12941, Mail: doris.kick[at]kliniken-nordoberpfalz[dot]ag
- Voraussetzungen: Empathie, Liebe zu den Menschen
- Einsatz: in der Regel einmal pro Woche auf immer derselben Station
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