Meinung: Eigentlich die schönste Nebensache der Welt

Weiden in der Oberpfalz
19.12.2022 - 15:15 Uhr
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Diese Weltmeisterschaft war an Kuriositäten nicht zu überbieten. Das Endspiel zeigt aber: Der Fußball sollte trotz aller politischen Diskussionen für sich sprechen dürfen, meint unsere Redakteurin Alexandra Maul.

Kommentar von Alexandra Maul
Der Titelgewinn von Argentinien wird den faden Beigeschmack der WM hoffentlich ablegen.

Der Fußball schreibt seine eigenen Geschichten, löst Emotionen aus und ist bekanntlich die schönste Nebensache der Welt. Das Geräusch, wenn der Ball beim Passen vom Fuß abprallt, der Geruch von nassem Gras und das kühle Bier nach einem hart erkämpften Sieg. All diese Dinge machen den Sport für viele Menschen besonders. Auch für mich ist der Fußball nach fast 20 Jahren auf dem Platz, aber auch vor dem Fernseher, noch immer die beste Zeitverschwendung. Problematisch wird es allerdings, wenn der Sport zum politischen Instrument wird.

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar stand unter keinem guten Stern. Diskussionen um eine gekaufte WM, Verletzungen der Menschenrechte sowie Debatten um die Stellung der queeren Gemeinschaft machten wenig Lust auf ein Turnier zwischen Glühweinständen. Und damit nicht genug: Auf eine verwirrende Rede von Fifa-Boss Infantino folgten kuriose Fan-Geschichten und die ständige Berichterstattung über die Binde von Manuel Neuer. Dies alles führte dazu, dass ich mich für dieses Turnier ebenso wenig interessierte wie Gareth Bale für Real Madrid.

Genervt beschloss ich das Turnier einfach nicht zu schauen, um mich nicht weiter über politische Themen und Randgeschichten ärgern zu müssen. So richtig ignorieren konnte ich den WM-Trubel aber nicht. Sowohl in der Redaktion als auch in gängigen Podcasts wurde das Turnier intensiv besprochen. Die Alibi-Botschaft der "Mannschaft" und die abermals schlechte Turnierleistung, der Bierhoff-Rücktritt und Béla Réthys Karriereende waren allgegenwärtig. Irgendwann wurden die politischen Diskussionen weniger. Marokko überzeugte mit starken Leistungen, Cristiano Ronaldo verließ weinend die WM-Bühne, die Franzosen brachen den Fluch der Weltmeister. Und zu guter Letzt führte Messi Argentinien in das Endspiel.

Das WM-Finale ließ mich irgendwie dann doch nicht kalt: Frankreich gegen Argentinien, Lionel Messi gegen Kylian Mbappé. 2:0 zur Halbzeit, 2:2 – Verlängerung und mit einem 3:3 ging’s ins Elfmeterschießen. Ob sich der Fußballgott wirklich so ein starkes Finale für so eine WM gewünscht hat, weiß ich nicht. Diese 120 Minuten Spannung, Begeisterung und Emotionen ließen mich den Trubel und die ewigen Diskussionen bereits fast vergessen. Sie machten den Fußball einmal mehr zur schönsten Nebensache. Nach der Partie ging der Wahnsinn aber weiter. Erst die obszöne Geste von Torhüter Martinez und dann das katarische Fest-Gewand von Messi zur Pokal-Übergabe. Beides hat noch einmal gezeigt, wie anders diese Weltmeisterschaft war.

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