Seinem Ärger macht er unverhofft beim Besuch des Bezirksheimatpflegers in dieser Woche Luft. Tobias Appl ist in Begleitung von Bezirkstagsvizepräsidenten Lothar Höher nach Weiden gekommen, um sich über die Entwicklung des Clubs samt Eisenbahnmuseum zu informieren. Appl hatte das Museum zuletzt 2012 besucht und war von der Sammlung und dem Archiv rund um die Eisenbahngeschichte der Stadt beeindruckt. Die hat sich seitdem noch vergrößert.
Mit hohem zeitlichen Aufwand und Eigenmitteln versucht der rührige Vorsitzende Kulturgut zu retten. Dass er dabei nur auf eine Handvoll treuer Mitglieder zählen kann und jeden Cent dreimal umdrehen muss, ist Scheiner gewohnt. Doch jetzt reicht es.
„Ich mache den Job seit 48 Jahren, aber dass ich so wenig Wertschätzung für meine Arbeit erlebe, halte ich nicht mehr aus. Der Verein hat ein Defizit von 1748 Euro, das wir nicht ausgleichen können. Woher soll ich nur das Geld nehmen? Am 17. Januar ist Jahreshauptversammlung. Da werde ich bei den Wahlen nicht mehr antreten. Sollen andere weitermachen, ich mag nicht mehr“, resigniert der 79-Jährige.
Mit dem plötzlichen Ausbruch Scheiners konfrontiert, zeigen der Bezirksheimatpfleger und Vizepräsident durchaus Verständnis für die Vereinssituation, wenngleich sie ad hoc kein Geld aus dem Hut zaubern können. Doch es gebe verschiedene Fördermöglichkeiten – sowohl für den Verein als auch für das Museum, das eine privat geführte nichtstaatliche Einrichtung sei.
„Es gibt 15 Prozent Zuschuss, maximal 10 000 Euro im Jahr. Sie können jedes Jahr wieder neue Anträge stellen. Rückwirkend bis zu zwei Jahren. Gefördert werden zum Beispiel ein Internetauftritt, Ausstellungen, Jubiläen, Archivschränke und mehr. Wir brauchen nur die Belege“, erklärt Appl. Ein weiterer Fördertopf sei die Landesstelle nichtstaatlicher Museen. „Haben Sie überhaupt jemals einen Antrag gestellt?“
„Nein. Das bringt doch nichts. Wer übernimmt denn dann die anderen 85 Prozent?“, schimpft Scheiner. Er habe nicht die Zeit, sich um die Anträge zu kümmern. Und für viele der erbrachten Leistungen gebe es keine Belege. „Für die Lkw-Fahrt, mit der Unterlagen aus Regensburg geholt wurden oder für die neuen Regalbretter im Archiv. Von unserer Arbeitszeit mal ganz abgesehen“, sagt der Vorsitzende. Vieles wurde einfach so erledigt. Wer denke schon an Belege?
Dankbar sei er, dass die Stadt die Mietkosten von 7000 Euro übernehme. Vom Kulturausschuss gab’s zuletzt einen Zuschuss über 6104 Euro. Doch das reiche nicht, so Scheiner, laufende Betriebs- und Anschaffungskosten zu stemmen.
Zumindest für den anstehenden Besuch beim Partnerschaftsverein in Tachau/Tschechien versucht Höher den Vorsitzenden und die anwesenden Mitglieder Christian Stahl, Hans-Jürgen Sperling und Gerhard Gröschl zu überzeugen, eine Sonderförderung zu beantragen. „Der Bezirk zahlt pro Person eine Pauschale von 20 Euro. Das ist besser als nichts.“ Die Anträge könnten über die Homepage runtergeladen werden. „Wir helfen euch auch beim Ausfüllen, wenn nötig“, bietet Höher an. Und Appl ergänzt: „Wenn wir helfen können, dann tun wir das auch.“ Scheiner winkt ab. „Wahrscheinlich ist es schon zu spät. Für mich ist der Zug jedenfalls abgefahren.“ „Das würden wir sehr bedauern“, sagt Höher.
Der Eisenbahnfan will retten, was zu retten ist. „Ich werde auf jeden Fall die Jahreshauptversammlung besuchen“, sagt Höher tags darauf gegenüber Oberpfalz-Medien. „Vielleicht können wir zumindest eine Nachfolge regeln.“
Vereinsförderung durch die Stadt Weiden
Im Kulturbereich gibt es für Projekte bei angefallenen Defiziten die Möglichkeit einen Zuschuss zu beantragen. Er beträgt im Einzelfall bis zu 1500 Euro und maximal 50 Prozent des Defizits der jeweiligen Veranstaltung. Der Antrag wird beim Amt für Kultur, Stadtgeschichte und Tourismus eingereicht und von diesem dann dem Kultur- und Tourismusbeirat zur Verbescheidung vorgelegt.
Die Stadt fördert sämtliche im Heimatring zusammengeschlossenen kulturtragenden Vereine mit einem jährlichen Zuschuss.
Außerdem werden städtepartnerschaftliche Aktivitäten, z. B. von Schulen oder Vereinen, gefördert. Diese Förderung folgt den Richtlinien für die Förderung von internationalen Begegnungen im Rahmen der Städtepartnerschaften. Anträge werden vom Amt für Kultur, Stadtgeschichte und Tourismus bearbeitet.
Sportvereine, die im Stadtverband für Leibesübungen Mitglied sind, erhalten aus dem Haushalt der Stadt Weiden folgende Förderungen: Betriebsinstandsetzungskostenzuschuss, Jugendzuschuss, "Pro-Kopf"-Pauschale.
Diese Förderungen ergeben sich aus den städtischen Sportförderrichtlinien, die durch das städtische Hauptamt vollzogen werden. Des Weiteren ist das Hauptamt für Anträge und Auszahlung der staatlichen Vereinspauschale und des Behindertensports "EIss" zuständig. Im Übrigen erfolgt die Förderung der Sportvereine auch über die Zurverfügungstellung von Sportliegenschaften. (Quelle: Stadt Weiden)
Fördermöglichkeiten durch den Bezirk Oberpfalz
Der Bezirk Oberpfalz unterstützt mit verschiedenen Zuschussprogrammen kulturelle Projekte und Anschaffungen in der Oberpfalz. Mehrmals im Jahr entscheidet der Kulturausschuss des Bezirkstags über die Förderlisten. In der Regel sind die Förderanträge im Kalenderjahr der Durchführung an den Bezirk zu richten.
Neben Trachtenpflege, Denkmalpflege oder Musik- und Festspielförderung werden auch nichtstaatliche Museen und die kulturelle Zusammenarbeit zwischen Oberpfalz und Tschechien gefördert:
- Der Bezirk fördert Neu- und/oder Wiedereinrichtungen von Dauerausstellungen sowie die Weiterentwicklung nichtstaatlicher Museen.
- Antragsberechtigt sind alle Träger kommunaler oder privater Museen.
- Förderfähig sind zum Beispiel: Ankauf von Exponaten, Museumsausstattung (Vitrinen, Stellwände, Beleuchtung...), museumspädagogische Einrichtungen (Hörstationen ...), Sicherheitseinrichtungen zum Schutz der Exponate, fachgerechte Restaurierung von Exponaten, Werbematerial (Website, Werbetafeln u. ä.). Von der Förderung ausgeschlossen sind die Kosten für Museumspersonal und allgemeine Betriebskosten.
- Förderumfang: Ein Museum mit privatem Träger liegt bei 15 % der förderfähigen Kosten, maximal jedoch bei 10 000 Euro pro Haushaltsjahr. (Weitere Infos unter www.bezirk-oberpfalz.de)
- Förderfähig sind die Aufwendungen bei aktiver Teilnahme von Oberpfälzern und Tschechen (Vereine, Gruppierungen oder Einzelpersonen) an kulturellen Veranstaltungen (z.B. Festivals, Ausstellungen ...), Begegnungen und gemeinsame Aufenthalte, Konferenzen und Workshops, in Tschechien bzw. der Oberpfalz.
- Antragsberechtigt sind Vereine, Gruppierungen oder Einzelpersonen, die in der Oberpfalz ansässig sind und/oder sich inhaltlich mit der Zusammenarbeit zwischen der Oberpfalz und Tschechien befassen. Nicht antragsberechtigt sind kommerziell ausgerichtete Antragsteller. (Weitere Infos unter www.bezirk-oberpfalz.de)
Droht dem Eisenbahnclub Weiden das Abstellgleis?
Die Kälte im Eisenbahnmuseum aufgrund der ausgefallenen Heizung passte zur Stimmung seines Vorsitzenden. Er mag nicht mehr. Da halfen auch keine warmen Worte der Gäste aus der Politik. Die Situation beim Modelleisenbahnclub ist auch intern keine einfache. Horst Scheiner kämpft seit fast 50 Jahren an vorderster Front, investiert viel Eigenkapital und Zeit, und hat unzählige bahnhistorische Schätze angehäuft, die weit über die Landesgrenzen hinaus Beachtung finden. Als Chef im Führerstand der Lok gibt er die Richtung vor. Unschlagbar sein Wissen zur Bahngeschichte Weidens.
Aber er hält auch gern das Steuer selbst in der Hand. Gerade noch 26 Mitglieder zählt der Verein auf dem Papier. Am Leben erhalten ihn aber nur noch eine Handvoll Bahnfans der ersten Stunde, die sich ebenfalls abrackern. In der Vorstandschaft knirscht es. Ein ordentlicher Kassenabschluss fehlt. Modernisierungsversuche jüngerer Mitglieder waren dem Vorsitzenden wohl zu gewagt. Daraufhin wechselten sie den Verein.
Ein Berg von Problemen, der sich nicht erst seit gestern auftürmt und der für den bald 80-jährigen Scheiner nicht alleine zu schultern ist. Ideen sind gefragt, damit der Vereinszug nicht auf dem Abstellgleis landet.
Von Stephanie Hladik