Weiden schrumpft und altert: Was nun?

Weiden in der Oberpfalz
06.03.2023 - 17:34 Uhr
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Der Demografische Wandel lässt sich nicht verhindern. Städte wie Weiden müssen lernen, mit seinen Folgen umzugehen. Ob in der Pflege, im Familienleben oder bei Fachkräften. Was auf dem Spiel steht und wie ein Pilotprogramm helfen soll.

Die Weidener Bevölkerung schrumpft nicht nur langsam, sie wird auch im Schnitt älter. Das schafft neue Herausforderungen in vielen Lebensbereichen.

Wer "Demografischer Wandel" hört, der denkt vermutlich an Pyramiden und quietschende Tafelkreide, vielleicht an den Sozialkundelehrer in der 9c. Der Demografische Wandel, damals dargestellt in sogenannten Bevölkerungspyramiden der vermeintlich weit entfernten Zukunft, ist aber längst ein Phänomen der Gegenwart. Demografie beschreibt, wie sich die Bevölkerung verändert, ob sie wächst, ob sie schrumpft, ob sie altert. Ob Probleme drohen. Und für die Stadt Weiden ist die Tendenz der kommenden Jahrzehnte klar.

Weiden wird schrumpfen. Das ist für eine Mittelstadt im ländlichen Raum nicht verwunderlich. Kleiner Trost: Auch die Amberger werden weniger. Wie stark Weiden schrumpfen wird, dazu gibt es immer wieder neue Zahlen. 2001 lebten 43.100 Menschen in der Stadt. Heute, also 2023, sind es 42.900. Und in der Zukunft? Derzeit geht das Landesamt für Statistik von einem eher geringfügigen Rückgang bis 2041 aus, um 1,4 Prozent, es blieben 42.300 Weidener. 2020 gingen die Statistiker gar von einem Schwund um mehr als drei Prozent (dann auf 41.100 Weidener) binnen 20 Jahren aus. Zum Vergleich: Im gesamten Bayern und in der Oberpfalz soll die Bevölkerung bis 2041 wachsen.

Regensburger vier Jahre jünger

Die Entwicklung aber, die die Stadt Weiden und ihre Bürger vor noch größere Probleme stellen wird, ist diese: Weiden schrumpft nicht nur, die Bevölkerung wird älter. Der Weidener hat im Schnitt aktuell 45,5 Lebensjahre auf dem Buckel, 2041 sollen es 46,4 Jahre sein. Im vergleichsweise jungen Regensburg liegt der Wert derzeit bei 41,5, im Landkreis Neustadt/WN (noch) bei 44,9.

Die Unterschiede klingen geringfügig. Nun die deutlichsten Zahlen: Der Anteil der Weidener, die 75 Jahre oder älter sind, wird bis 2041 um 27 Prozent steigen. Der derer im erwerbsfähigen Alter soll um bis zu 10 Prozent sinken. Dabei zählt Weiden bereits zu den Silberrücken unter Bayerns Städten.

Warum ist dieser Zahlensalat wichtig? Weil ein Sozialsystem auf eine bestimmte Altersstruktur aufsetzt, etwa bei der Rente. Weil es nur eine begrenzte Zahl an Pflegekräften und Pflegeplätzen gibt. Weil Betriebe schon jetzt um Azubis und Fachkräfte betteln müssen. Probleme, die heute schon, auch in Weiden, sichtbar sind, verschärfen sich in dem Tempo, das der Demografische Wandel aufnimmt. In den Worten der Stadtverwaltung: "Für Weiden als finanzschwache Stadt (...) können negative demografische Entwicklungen zukünftig den Handlungsspielraum weiter verengen." Dass Weidens Kassen nicht eben randvoll sind, erhöht also den Handlungsdruck.

108.000 Euro aus München

Eine einzelne Lösung, eine Art demografischer Schubumkehr, gibt es nicht. Etwas Geld, um mit den offenkundigen Trends umzugehen, hat Weiden aber nun. Die Stadt ist Teil des Pilotprogrammes "Demografiefeste Kommune" des Bayerischen Finanz- und Heimatministeriums. Sie erhält darüber 108.000 Euro an Förderung bei einem Fördersatz von 90 Prozent, um Projekte anzustoßen.

Die Anfrage, mit einzusteigen, ging vom Ministerium aus, nicht von Weiden. Die Laufzeit des Programms ist bis September 2025 gesteckt, wobei im zweiten Schritt nach einer demografischen Analyse die Weidener Bürger zu Wort kommen sollen, ehe es an konkrete Maßnahmen geht. Die Analyseergebnissen sollen laut einem Bericht der Stadt bis Juli vorliegen.

Tirschenreuth ist schon weiter

Welche Ideen, welche Maßnahmen aus dem Programm entstehen könnten, verrät ein Blick in den Landkreis Tirschenreuth. Dort strebt man seit 2021 "demografiefeste Kommunen" an. Derzeit läuft eine Online-Bürgerwerkstatt, wobei Ideen aus der Bevölkerung gesammelt werden. Die bisherigen Ergebnisse sind öffentlich einsehbar, Spicken ist also erlaubt. Im Landkreis Tirschenreuth wünschen sich Bürger beispielsweise barrierefreie Neubauten, einen Einkaufsservice für Senioren, familienfreundlichere Innenstädte mit Treffpunkten ohne Konsumpflicht.

Das zuständige Ministerium antwortet auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien, welche Projekte denkbar seien: Bisher gebe es noch keine Erfahrungen mit kreisfreien Städten. Weiden und Bayreuth sind die ersten. Bei einem der bisherigen Teilnehmer sei derzeit eine "kommunale Nachbarschaftshilfe" im Aufbau, schreibt eine Referentin des Ministeriums.

Der Weidener Stadtrat nickte das Pilotprogramm am Montag kommentarlos ab. Das Durchschnittsalter in diesem Gremium liegt übrigens jenseits der 50, bei den drei Bürgermeistern sogar bei 65,6. Und Prognosen für 2041 gibt es bislang nicht.

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