Brand einer Biogasanlage bei Wernersreuth: Komplizierter Einsatz für Feuerwehr

Wernersreuth bei Bad Neualbenreuth
23.02.2023 - 16:30 Uhr
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So einen Einsatz hatten die Feuerwehren im Landkreis Tirschenreuth noch nie: Beim Brand auf dem Gelände einer Biogasanlage bei Wernersreuth war viel Fachwissen gefragt, wie Betreiber, Kreisbrandrat und Einsatzleiter erläutern.

An Schlaf ist nicht zu denken. Seit über 24 Stunden ist Werner Männer am Donnerstagvormittag schon auf den Beinen. Gegen 17.30 Uhr am Aschermittwoch hatte er aus dem Motorhaus der Biogasanlage bei Wernersreuth Flammen und dunklen Qualm steigen sehen. Sofort wählte der Geschäftsführer und Betriebsleiter der Biogasanlage den Notruf, und innerhalb von Minuten waren schon die ersten Feuerwehren vor Ort.

Männer gibt sich am Donnerstagvormittag im Gespräch mit Oberpfalz-Medien ruhig und gefasst. Ausdrücklich lobt er die "vorbildliche und sehr professionell Arbeit" der Feuerwehren. Insgesamt waren nach Auskunft von Kreisbrandrat Andreas Wührl bei dem Großeinsatz 162 Kräfte der Feuerwehren und des Roten Kreuzes vor Ort. Als Brandursache wird ein technischer Defekt vermutet. Die Ermittlungen der Polizeiinspektion Waldsassen dauern aber noch an.

Schaden in Millionenhöhe

Der Schaden ist enorm. Die Polizei schreibt von einem siebenstelligen Betrag. Was Hauptkommissar Florian Beck vom Polizeipräsidium Oberpfalz aber ausdrücklich betont: "Eine Gefährdung für die angrenzende Ortschaft und die Bevölkerung lag nicht vor."

Trotzdem war es für die Feuerwehren ein komplizierter Einsatz. Wegen des Stroms, Einsturzgefahr und starker Rauchentwicklung war das Motorhaus nicht mehr betretbar. Die Einsatzkräfte konnten nur von außen löschen. Hinzu kam die Komplexität einer Biogasanlage. Schließlich musste im Gärbecken der Strom abgeschaltet werden, was aber natürlich auch das Rührwerk stoppte, wodurch die Gefahr des Überlaufens und Berstens des Stahlbetonbehälters stieg.

Als Glücksfall erwies sich hier laut Einsatzleiter und Kommandant Andreas Köhler (Bad Neualbenreuth), der mit einer 19-köpfigen Mannschaft angerückt war, dass auch ein Atemschutzgeräteträger mit Fachwissen vor Ort war. Dieser hat zuhause selber eine Biogasanlage und ist Elektriker. Durch eine neue Leitung, gespeist von einem Notstromaggregat, konnte die Stromversorgung wieder hergestellt werden. So konnte der Einsatz "sehr professionell" ablaufen. Köhler beeindruckt, dass der Einsatz ohne Hektik und sehr geordnet ablief. „Da zeigte es sich, dass die Feuerwehren schon mehrmals auf Biogasanlagen geübt haben. Jeder wusste genau, wie er sich zu verhalten hat.“

Lob vom Kreisbrandrat

Laut Kreisbrandrat waren 14 Atemschutzträger im Einsatz. Zur Unterstützung waren auch die beiden Drehleitern der Feuerwehren aus Waldsassen und Mitterteich vor Ort. "Dass sich unsere Feuerwehren bei Übungen auch mit Biogasanlagen beschäftigen, hat sich hier deutlich bemerkbar gemacht“, lobt Wührl. Außerdem hebt er einen weiteren Punkt hervor: „Für alle Biogasanlagen im Landkreis haben wir eigene Einsatzpläne, obwohl diese gesetzlich gar nicht gefordert sind.“ Natürlich zahlte sich auch das Wissen der örtlichen Feuerwehr aus: "Die wissen, wo sie hinlangen müssen." Seiner Ansicht nach sei der Großeinsatz optimal verlaufen. Im Landkreis sei dies der erste Großeinsatz an einer Biogasanlage gewesen.

Auch wenn die Biogasanlage etwas außerhalb auf einer Anhöhe bei Wernersreuth liegt, habe es keine Probleme mit der Wasserversorgung gegeben, wie Köhler erläutert. Denn auf dem Biogas-Gelände gibt es eine Wasserzisterne (85 Kubikmeter). Dazu hatten die Feuerwehren von Wernersreuth aus eine Wasserleitung aufgebaut.

Während des Einsatzes war die Straße zwischen Pfaffenreuth und Wernersreuth komplett gesperrt, erst gegen 21 Uhr wurde der Verkehr wieder freigegeben. Gegen 22.30 Uhr rückte der Großteil der Feuerwehren ab, die Brandwache übernahmen die Feuerwehren Wernersreuth und Hardeck.

Ersatzheizung im Container

Auch Mit-Geschäftsführer Markus Sporrer bescheinigt den Feuerwehren sehr gute Arbeit. Die Biogasanlage, die seit Heiligabend 2005 in Betrieb ist, gehört insgesamt fünf Gesellschaftern. Sporrer macht deutlich, dass die Anlage auf jedem Fall wieder aufgebaut werden soll. Noch am selben Abend wurde eine mobile Gasfackel aufgebaut, um das restliche Gas aus dem Fermenter abzufackeln. Gefordert waren hier die Unternehmen SM-Energy und Green-Energy aus Mitterteich.

Ab Freitag soll eine Ersatzheizung im Container laufen, schließlich wird der Ort Wernersreuth mit der Abwärme aus der Biogasanlage versorgt. „Kalt ist seit Mittwochabend im Dorf aber keinem geworden. Es war ja noch Restgas in den Leitungen“, so Geschäftsführer Werner Männer.

Bildergalerie
Wernersreuth bei Bad Neualbenreuth23.02.2023
Hintergrund:

Daten und Fakten zum Brandeinsatz

  • Einsatzort: Brand des Motorhauses bei der Biogasanlage bei Wernersreuth
  • Alarmierung: Aschermittwoch um 17.30 Uhr
  • Einsatzkräfte: 162 Männer und Frauen der Feuerwehren (u.a. Wernersreuth, Bad Neualbenreuth, Hardeck, Ottengrün, Pfaffenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Rosall, Hatzenreuth, Wondreb) und des Roten Kreuzes
 
 

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